Durchfahrtsverbot für Lkw gefordert Breniger ärgern sich über Lastwagen im Ort

BORNHEIM-BRENIG · Politiker von SPD und ABB fordern die Prüfung eines Durchfahrtsverbotes für Lastwagen durch Brenig. Vor drei Wochen hatte es dort einen Unfall gegeben.

Konrad Urfey (61) war gerade im Garten, als es „Rumms“ machte. Ein ordentlicher Rumms, denn ein 30-Tonner hatte mit seinem Aufleger das Haus an der Ecke Küppersgasse/Breite Straße gerammt. „Ein Nachbar hat bei uns geklingelt. Ich bin dann raus – und dann stand da der Laster“, erzählt Urfey. Der Fahrer hatte die enge Kurve offenbar völlig unterschätzt und war mit seinem Gefährt seitlich am Dach hängengeblieben.

Der Unfall, der sich, wie die Polizei bestätigt, am 19. Mai ereignete, ist nun sowohl für Ortsvorsteher Wilfried Hanft (SPD) als auch für Einzelratsmitglied Paul Breuer (ABB) Anlass für die Forderung, ein Durchfahrtsverbot für Schwerlastverkehr in Brenig zu prüfen. Entsprechende Anträge haben beide an den Stadtentwicklungsausschuss gestellt.

Ein Schaden von rund 11 000 Euro sei am Haus entstanden, sagt Urfey. Nicht nur das Dach sei betroffen, auch Risse im Fundament hätten sich gebildet, und das Fachwerk des früher landwirtschaftlich genutzten Hofs wurde teils eingedrückt. Einsturzgefahr habe ein Sachverständiger aber nicht festgestellt. Auch einen Stromkasten hatte der Laster umgefahren, sodass es für mehrere Stunden zu Stromausfall kam, erzählt der Anwohner weiter.

Immerhin: Die Schäden an seinem Elternhaus zahle die Versicherung, so Urfey. Kümmern muss er sich trotzdem, zum Beispiel um einen Gerüstbauer für die Erneuerung von Dach und Dachrinne: Mitte Juni werde es wohl werden, schildert er, „vorher geht nichts“.

Der Unfall ist nicht der erste dieser Art. Vor 15 Jahren habe schon einmal ein Betonmischer das Haus touchiert, sagt Urfey. Und Breuer weiß zu berichten, dass an einem ebenfalls nah an der Straße gelegenen Fachwerkhaus wenige Hundert Meter weiter an der Kreuzung Vennstraße/Breite Straße bereits mehrfach die Dachrinne durch Lkw beschädigt worden sei. „Nach langem Schriftverkehr“ habe die Stadt die Stelle inzwischen durch das Aufstellen von drei Baken entschärft. Breuer und Hanft weisen darauf hin, dass der Durchgangsverkehr in Brenig zuletzt deutlich zugenommen habe. „Wenn der Rankenberg dicht ist, fahren die Laster hier lang“, sagt Hanft.

Viele wählten den Weg auch, um von der A 555 zur A 61 zu kommen, ergänzt Breuer. Hanft ist wichtig, den Unfall zum Anlass zu nehmen, um die Gesamtsituation zu betrachten. Der Ortsvorsteher regt an, eine konsequentere Tempo-30-Beschilderung innerhalb des Ortes zu erwägen. „Es reicht meines Erachtens nicht aus, am Ortseingang ein entsprechendes Schild aufzustellen“, so das Ratsmitglied. „In der Praxis erinnert sich der motorisierte Verkehr nicht mehr an die Tempo-30-Zone.“

Dieser Auffassung sind auch Alexander Wendt (43) und Michael Seyffarth (37) aus der Vinkelgasse. „Bei uns fliegen sie durch die Straße. Wir können unsere Kinder kaum noch da spielen lassen“, sagt Wendt. Das gelte für Lkw wie Pkw. Er habe den Bürgermeister und die Stadt in den vergangenen Jahren schon mehrfach angeschrieben, sagt der Anwohner. Aber sein Vorschlag, zum Beispiel Verkehrsschwellen einzubauen, sei mit Verweis auf mehr Emissionen und Lärm durch das Abbremsen und Wiederanfahren abgetan worden.

„Von Schwellen ist man eigentlich bundesweit weg“, sagt Bürgermeister Wolfgang Henseler dazu. Sogenannte Kissen zum Bremsen des Verkehrs wie im Servatiusweg seien „eine teure Geschichte“ und aufgrund der begrenzten Mittel im Haushalt nur in besonderen Fällen wie zur Schulwegsicherung möglich. Eine zusätzliche Beschilderung in der Tempo-30-Zone sei nicht zulässig, erklärt Henseler. Eine Möglichkeit sei aber, Piktogramme oder sogenannte Haifischzähne auf der Fahrbahn aufzumalen. Dafür stelle die Stadt auch immer wieder Anwohnern Schablonen zur Verfügung, wenn diese beispielsweise mit Hilfe eines Sponsors für die Farbe in Eigenregie aktiv werden wollen.

In Bezug auf die Situation mit dem Schwerlastverkehr gibt Henseler zu bedenken, dass ein Durchfahrtsverbot für die Polizei nur schwer zu kontrollieren sei und Anlieger ja auch weiterhin die Möglichkeit erhalten müssen, beispielsweise Möbel oder Öl geliefert zu bekommen. „Nichtsdestotrotz werden wir die Sache sicherlich ins Anhörverfahren nehmen und die Lage mit den Beteiligten erörtern“, so der Bürgermeister.

Dass ein solches Anhörverfahren zügig kommt, wünscht sich Ortsvorsteher Hanft: „Hier ist ja wirklich Handlungsbedarf.“ Auch Urfey hofft, dass sich etwas tut: „Wenn ich jetzt einen Lkw höre beziehungsweise die Erschütterung spüre, dann geh' ich direkt gucken.“ Zu gut ist ihm der festgefahrene Laster im Gedächtnis.

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