Interview Bornheimer verwirklichen mit einem Food-Truck ihren Traum

Bornheim · Zwei Bornheimer feiern mit ihrem Food Truck „Onkel Fritts“ eine erfolgreiche Premiere und verwirklichen sich einen Lebenstraum.

 Mit Optimismus und guten Ideen starten die beiden Bornheimer Stefan Glashagen (links) und Patrick Fink ihren Imbiss „Onkel Fritts“. An den ersten Tagen kamen viele Gäste.

Mit Optimismus und guten Ideen starten die beiden Bornheimer Stefan Glashagen (links) und Patrick Fink ihren Imbiss „Onkel Fritts“. An den ersten Tagen kamen viele Gäste.

Foto: Stefan Hermes

Foodtrucks oder -trailer sind eine amerikanische Erfindung. Die mobilen Imbisswagen versorgten schon im 19. Jahrhundert die Cowboys mit Bohnen, Trockenfleisch, Kaffee und Keksen. Später kamen die fahrbaren Küchen zu Baustellen in den Großstädten Amerikas und boten den Arbeitern einen kräftigenden Imbiss.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts feierte das mobile Essen auch bei uns Erfolge. Plötzlich stand man Schlange für Currywurst mit Pommes. Doch bis vor wenigen Jahren galt das Essen an der „Bude“ noch als billig, ungesund und proletarisch. Diese Auffassung gehört längst der Vergangenheit an. Heute sorgen stylische Foodtrucks für neuen Schwung in der Gastroszene. Kaum eine Veranstaltung, auf der nicht internationales Streetfood aus rollenden Gourmetküchen angeboten wird.

Seit Anfang Mai servieren auch Stefan Glashagen (40) und Patrick Fink (36) aus Bornheim das schnelle Essen auf Rädern mit ihrem Start-up „Onkel Fritts“. Mit ihrem trendigen Imbisswagen spielen sie nun mit in einem heiß umkämpften Markt um die lukrativsten Stellplätze. Obwohl ihr neues Geschäft mit der Absage schon gebuchter Veranstaltungen durch die Corona-Krise begann, wurde der erste Auftritt auf dem Parkplatz von Edeka Breuer in Walberberg zu einem überraschenden Erfolg. Für die letzten Kunden waren bereits 80 Kilogramm Kartoffeln für die frisch hersgestellten Pommes Frites ausverkauft sowie auch Fisch und Fleisch für den Grill. Stefan Hermes sprach mit den beiden Gründern über deren erste Erfahrungen im neuen Imbissgeschäft.

Es heißt, dass oftmals vor allem Männer in ihrer Midlife-Crises ihrem Leben durch einen Neuanfang einen neuen Sinn geben wollen. Ist das auch der Hintergrund von „Onkel Fritts“?

Stefan Glashagen: Ich hatte immer schon den Traum vom eigenen Restaurant. Und das Leben ist begrenzt. Irgendwann ist es abgelaufen und du fragst dich, ob das alles war. Jetzt bin ich dabei, meinen Traum zu leben.
Patrick Fink: Nach 15 Jahren Selbstständigkeit mit meinem Vater war das jetzt eine gute Gelegenheit für mich, mit Stefan ein zweites Standbein aufzubauen. Ich kann dabei meinem Beruf als Designer genauso weiter nachgehen, wie meiner Leidenschaft zum Kochen und zum Unterwegssein.

Wie haben Sie sich gefunden?

Glashagen: Befreundet sind wir schon lange. Patrick hatte mir zunächst geholfen, das Design und Marketing für „Onkel Fritts“ zu entwickeln. Irgendwann sagte er, dass er ‚voll Bock‘ hätte, mitzumachen. So haben wir angefangen, das Projekt gemeinsam durchzuziehen.

Die Corona-Krise hat Sie nicht von Ihrem Start abgehalten?

Fink (lacht): Die kochen wir weg! Wir hatten ja das Glück, dass man alle unsere Speisen verpackt mitnehmen kann. Somit trifft uns die Krise nicht so stark, wie eine feste Lokalität.

Haben Sie sich Ihre Premiere so vorgestellt, wie sie abgelaufen ist?

Glashagen: Das war überwältigend. Die Leute standen am 5. Mai in einer Schlange von bis zu 50 Metern.

Wie lange haben Sie an Konzept und Ausführung gearbeitet?

Glashagen: Ich habe mich schon seit fast zwei Jahren darauf vorbereitet. Richtig ernst wurde es dann im November letzten Jahres.
Fink: Zusammen waren es rund vier harte Monate, in denen wir das gesamte Erscheinungsbild, das Logo, die Patentierung, Schulungen und Hygieneprüfungen durchzogen.

Gab es mal einen Moment, wo Sie wieder alles hinschmeißen wollten?

Glashagen: Die Nerven lagen schon mal blank. Wir haben ja beide noch einen Hauptberuf. „Onkel Fritts“ so nebenbei aufzubauen, war schon manchmal hart. Auch für die Familien.

Wie haben Sie das Kochen gelernt?

Fink: Wir sind keine gelernten Köche. Aber wir kochen schon seit vielen Jahren. Für meine Jungs mache ich das täglich.

Glashagen: Vieles habe ich mir über die Jahre selbst angeeignet: Von Sterneköchen über Youtube-Videos, verschiedene Grillkurse und mit vielen Büchern habe ich mich schlau gemacht.

Was sind Ihre Vorbilder? An wie vielen Foodtrucks haben Sie schon gegessen?

Fink: Den „Prinzengrill“ aus Düsseldorf finde ich gut. Die haben einen Doppeldeckerbus, in dem man oben auch sitzen kann. Aber auch wenn es tolle Kollegen gibt, wollen wir unser eigenes Ding machen.

Was ist Ihr „eigenes Ding“? Was ist das Besondere an „Onkel Fritts“?

Fink: Wir sind beide Fans der Rheinischen Küche. Das wollen wir neu interpretiert ins Schälchen bringen.

Glashagen: Es ist uns wichtig, mit regionalen Partnern eine gute Qualität zum fairen Preis anzubieten. Umweltbewusst und nachhaltig. Damit wollen wir auch wachsen.

Was war neben einem Führerschein notwendig, um mit dem Foodtruck losfahren zu können?

Glashagen: Wir mussten Hygieneschulungen machen, IHK-Schankschein und Reisegewerbekarte beantragen, Infektionsschutzbelehrung...

Fink: Das Schöne ist ja, dass man hier gut vernetzt ist. Wir kennen viele Gastro-Kollegen und Veranstalter. Ob das Großveranstaltungen, Wochen- oder Jahrmärkte sind – das können wir ja jetzt alles machen.

Auch Pützchen oder Weihnachtsmärkte schon gebucht?

Fink (schüttelt den Kopf): Später mal. Das geht nur mit speziellen Verbindungen.

Woher beziehen Sie Ihre Waren?

Glashagen: Alles regional. Die Burger-Brötchen backt Nelles, die Eifel-Schweinswurst kommt von Wingen und die Kartoffeln holten wir gerade von Boeselager.

Fink: Rote-Beete-Sprossen beziehen wir beispielsweise von Rungis oder wir kaufen auch bei Battermann in Roisdorf ein.

Lässt sich mit dem Einkauf beim regionalen Metzger statt im Großmarkt oder Discounter eine erforderliche Rendite erzielen?

Fink: Klar, wir könnten die Wurst locker für die Hälfte einkaufen, aber wir legen Wert auf die Regionalität.

Glashagen: Und die Qualität ist einfach eine andere. Unsere Eifelschwein-Currywurst wird nur für uns als spezielle 130 Gramm-Portion hergestellt.

Was kostet „Einmal Currywurst mit Pommes“ bei Onkel Fritts?

Glashagen: 6,50 Euro. Das ist unser „Onkel Icke“ und besteht aus Fritten, Bratwurst vom Eifelschwein, hausgemachter Currysauce, karamellisierten Zwiebeln und unserer Onkel-Fritts-Currymischung.

Verdient man mit den Kartoffeln immer noch am besten?

Fink: Ja, es ist immer eine Mischkalkulation bei den Gerichten.

Welche Sorte setzen Sie ein und warum?

Glashagen: Bintje oder Agria. Das sind spezielle Pommes-Kartoffeln.

Was sind die Pläne für die Zukunft?

Fink: Wachsen! Weitere feste Stellen und Personal.

Wo kann man Onkel Fritts demnächst finden?

Glashagen: Unsere Stellplätze sind immer auf unserer Internetseite oder auf Facebook zu finden.

Verraten Sie unseren Lesern das Rezept einer guten Currysauce?

Glashagen: Viele machen die mit Cola. Wir nehmen Fruchtsäfte, Tomaten und ein gutes Currypulver.

Fink: Eventuell auch ein bisschen Rohrzucker. Mehr wird nicht verraten.

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