Pandemie-Mutmacher Bornheimer schreibt Corona-Song

Bornheim · Der Mundartsänger Franz Martin Willizil aus Bornheim kreiert eine Corona-Variante von „Nix em Büggel, ävver all joot drop“ für ein positiveres Denken in der Pandemie mit rheinischer Prägung.

 Franz Martin Willizil komponierte „Nix em Büggel“.

Franz Martin Willizil komponierte „Nix em Büggel“.

Foto: Sonja Weber

Was macht ein Musiker, wenn er nicht vor anderen Menschen mit Leidenschaft spielen kann? Er leidet. Mehrheitlich an Sehnsucht nach der Bühne, nach der Nähe zu seinem Publikum. Doch manche nutzen die Zeit auch, um neue Musik zu komponieren.

Der Mundartsänger Franz Martin „F. M.“ Willizil aus Bornheim setzt noch ein Tüppelchen obendrauf: Er setzt auf seine Kontakte sowie auf seine angeborene Lebensfreude und lädt sich – kontaktfrei – ein paar Freude ein, um mit ihnen ein Lied zu singen und ein Video zu machen. Mit der Corona-Version von „Nix em Büggel, ävver all joot drop“ will Willizil mit seiner Band Schmitz Mut machen und auf die Situation vieler Künstler und Selbstständiger hinweisen.

Markenzeichen trägt Willizil auf dem Kopf

22 Jahre war „Dä Hoot“, wie der 67-Jährige wegen seines modischen Markenzeichens auf dem Kopf genannt wird, Teil der Kölner Kultband Höhner. Die glückliche Fügung, dass er an einem 11.11. anno 1952 in Köln zur Welt kam, dürfte mit ursächlich dafür sein, dass der Mundartsänger und Komponist, der etwa die kölschen Evergreens „Hey Kölle, do bes e Jeföhl“ und „Kumm, loss mer fiere“ komponiert hat, anderen Menschen gerne ein Freude macht. Das Lied „Nix em Büggel, ävver all joot drop“ schrieb Willizil bereits 2005 – unter dem Eindruck, dass die damalige rot-grüne Bundesregierung mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Finanzminister Hans Eichel urplötzlich ein großes Finanzloch in der Staatskassen ausmachte.

„Nur an zwei Stellen musste ich das Lied ändern“, berichtet „Dä Hoot“ im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Anstatt die Regentschaft des Pleitegeiers zu besingen wie 2005, hat nun das Coronavirus alle und alles fest im Griff. Und wenn es an anderer Stelle heißt: „Driess drop – wat koss de Welt. Mer waade op dat Overbrückungsjeld“ steckt in diesen lustigen, mundartlichen Zeilen eine bittere Realität für viele Künstler und Selbstständige derzeit. „Wir haben alle keine Einnahmen. Alles läuft faktisch gegen die Wand“, meint Willizil.

Song für ein positives Denken mit rheinischer Prägung

Bis Aschermittwoch hatte er noch gut zu tun: Mit Höhner-Mitbegründer Peter Horn eilte er während der Karnevalssession als Kölsch-Fraktion von Auftritt zu Auftritt. Da Ur-Hohn Horn nach Aschermittwoch in so etwas wie den Ruhestand treten wollte, formierte Willizil seine Band Schmitz neu: Zusammen mit Tochter Daniela Willizil und Multiinstrumentalist Christoph Manuel Jansen sollten nach einer nachkarnevalistischen Verschnaufpause die ersten Auftritte anstehen. „Wir hatten eine Präsentation der neuen Band vorgesehen und ein paar Konzerte ausgemacht – dann kam Corona“, berichtet „Dä Hoot“.

Um trotz der finanziellen Ausfälle für ein positives Denken rheinischer Prägung zu werben, schrieb Willizil seinen Finanzloch-Song um und fragte neben seinen beiden Bandkollegen weitere Künstler und Weggefährten, ob sie Teil des Videos zu „Nix em Büggel“ sein wollten. Kabarettist Konrad Beikircher, Redner Jürgen B. Hausmanns, Marita Köllner („Et fussich Julche“), Jupp Menth („Ne kölsche Schutzmann“), Wolfgang Nagel („Medden us dem Levve“) mit Handpuppe Pitterchen und viele andere nahmen ihre jeweiligen Corona-Versionen des Liedes im Heimstudio oder am heimischen Esstisch auf und sandten dies nach Waldorf, wo Willizil die Tonspuren und die Bildschnipsel zu einem Ohrwurm zusammenfügte.

Franz Martin Willizil ist guten Mutes, dass seine Band und er nicht eines allzu fernen Tages wieder Bühnenluft schnuppern dürfen. „Wir hoffen, dass bald eine Zeit anbricht, in der wir uns wieder mehr sehen können.“

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