Landwirtschaft und Hitze Bornheimer Landwirte kämpfen mit der Trockenheit

Bornheim-Waldorf · Noch ist beim Waldorfer Biohof Bursch „alles im grünen Bereich“, wie Inhaber Heinz Bursch sagt. Doch ohne eine 24-Stunden-Überkopfberegnung geht es nicht, denn sonst drohen Ernteausfälle.

Trockene Ackerböden, zu langsam wachsende Kulturen: Die nur kurz unterbrochene Dauerhitze macht auch dem Biohof Bursch in Waldorf kräftig zu schaffen. Seit Wochen laufen auf den Feldern rund um den Weidenpeschweg 24 Stunden lang zwei Maschinen mit einer Überkopfberegnung. Pro Stunde werden zehn Kubikmeter Nass auf die Felder rund um den Betrieb gesprenkelt. Denn ohne Bewässerung läuft dort nichts mehr.

Um die richtige Wassermenge für Kohl, Auberginen und Co. kümmern sich zwei der 30 landwirtschaftlichen Mitarbeiter. Rund 70 verschiedene Sorten an Gemüse und Obst pflanzt Inhaber und Geschäftsführer Heinz Bursch auf 50 Hektar an. Jede Kultur braucht zum Gedeihen zusätzliches Wasser. „Wenn es nicht bald regnet, wird es kritisch“, sagt der 55-Jährige. In den vergangenen zwei Monaten habe es nur zwölf Millimeter und damit nur zehn Prozent eines normalen Jahres geregnet.

Für Orhan Güven, Leiter der Landwirtschaft, stellt die Bewässerung einen zusätzlichen Arbeitsaufwand dar. In den 20 Jahren seiner Arbeit für den Biohof habe er solch eine Hitze noch nie erlebt. Die Folge der langanhaltenden Trockenperiode sei nicht nur, so Güven, der „knochentrunkene“ Ackerboden, der zum Beispiel die Ernte der Kartoffeln erschwere, sondern auch das verzögerte Wachstum der Pflanzen und damit eine Verschiebung der Ernte auf einen späteren Zeitpunkt. Bursch: „Alle Kulturen leben zurzeit von der Bewässerung. Denn das Wasser im Boden reicht für das Wachstum der Pflanzen nicht mehr aus. Den Wassermangel kann man besonders gut beim Brokkoli beobachten. Dort sorgt die Hitze für eine vorzeitige Blüte.“

Bei einigen Kulturen ist das Wachstum verzögert

Das Wasser für die Überkopfberegnung beziehen Bursch und seine landwirtschaftlichen Kollegen aus Waldorf aus zwei Brunnen des örtlichen Bewässerungsverbandes. 80 Kubikmeter Wasser pro Stunde stehen den fünf großen und zehn kleinen Betrieben zur Verfügung. Eine unterirdische Ringleitung verbindet die Felder miteinander, bei täglichen Treffen im Gemüsehof Steiger werden die notwendigen Wassermengen für jeden Betrieb abgesprochen.

An die Ringleitung des Biohofs nicht angeschlossen ist eine Parzelle oberhalb des Dorfes am Rheinbacher Weg. Dort baut Bursch Spargel, Kartoffeln und Porreestangen an – Kulturen, die bei normaler Witterung ohne zusätzliches Wasser auskommen. „Da haben wir in diesem Jahr eine richtiggehende Aktion in Gang gesetzt. Damit der gerade gepflanzte Lauch auch wachsen kann, haben wir in zwei Wassertanks 50 000 Liter da hoch geschafft und die 100 000 Pflanzen einzeln begossen“, schildert er den Transport.

Auch treten Schädlinge verstärkt auf

Durch die warmen Tage im April wurde die Ernte der ersten Freilandkulturen wie Salate, Kohlrabi, Erdbeeren oder Spargel Anfang April 14 Tage früher eingebracht, da die Wärme das Wachstum beschleunigt hat. Das sieht bei den im April und Mai gepflanzten Kulturen wie Brokkoli, Wirsing und Blumenkohl anders aus. „Die kontinuierlichen Temperaturen über 30 Grad haben die Pflanzen unter Stress gesetzt und damit das Wachstum bei einigen Kulturen verzögert, andere wachsen gar nicht mehr.“ Das hat zur Folge, dass Salate gedrungener und kleiner ausfallen, manche Produkte wie der Brokkoli weisen nicht das vorgeschriebene Gewicht auf.

„Die Produkte gehen dennoch über den Ladentisch. Noch haben sich Kunden nicht beschwert“, sagt Bursch, der die Erträge geringer als im Vorjahr einstuft. Zu schaffen machen dem Landwirt hier und da verstärkt auftretende Schädlinge wie die grüne Raupe des Kohl-Weißlings, eines Schmetterlings. Überhaupt: Das Ökosystem, das auf einem ausgewogenen Verhältnis von Schädlingen und Nützlingen basiert, gerät auf den Feldern des Biobetriebes durch die Hitze ins Wanken. Denn auch auf den Blühstreifen rund um die einzelnen Parzellen – Lebensgrundlage für Schwebfliegen, Schlupfwespen und Marienkäfern, die gegen Schädlinge wie Rote Spinnen, weiße Fliegen und Läuse vorgehen – lassen die Blüten den Kopf hängen. „Wenn die Blühstreifen verdorren, haben wir ein Problem. Ohne baldigen Regen wird es schlimm. Noch ist bei uns allerdings alles im grünen Bereich“, so Bursch.

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