Soziales Engagement im Vorgebirge Bornheimer „Hannes“ wird zur Werkstatt

Bornheim · Der Secondhand-Laden und das Café des Johanneshauses am Peter-Fryns-Platz boten psychisch Erkrankten eine tägliche Aufgabe. Nun sind eine Werkstatt und ein Bistro geplant.

 Drei vom „Hannes“-Team: Projektleiterin Angelika Wester (links) mit Peter Müller (Mitte, Name geändert) und Melanie Rieger.

Drei vom „Hannes“-Team: Projektleiterin Angelika Wester (links) mit Peter Müller (Mitte, Name geändert) und Melanie Rieger.

Foto: Axel Vogel (Archiv)

Viele Kunden empfanden den kleinen, liebevoll eingerichteten Laden mit Café als Bereicherung für das Bornheimer Zentrum. So manches Stück aus zweiter Hand wechselte im Secondhand-Kaufhaus „Hannes“ am Peter-Fryns-Platz den Besitzer.

Ziel der Einrichtung der Malteser-Johanniter-Johanneshaus gGmbH (MJJ gGmbH) war es, psychisch erkrankten Menschen einen strukturierten Tagesablauf zu ermöglichen. Die Arbeit im Verkauf, im Büro oder bei der Warensortierung sollte den Klienten helfen, sich wieder in einen normalen Arbeits- und Tagesablauf einzufinden. Doch nun musste „Hannes“ Ende Juni nach neun Betriebsjahren schließen.

Leicht gemacht hat sich das Johanneshaus diese Entscheidung nach eigenem Bekunden nicht. „Wir haben in den letzten Monaten versucht, den Secondhand-Laden an anderer Stelle in Bornheim unterzubringen, aber leider ist dies jetzt aus finanziellen Gründen, unter anderem wegen der Miethöhe, gescheitert“, bedauert Geschäftsführerin Petra Steil. Dass „Hannes“ an seinem jetzigen Standort schließen müsse, habe mehrere Gründe.

Steil: „Wir müssen vorrangig den Grundauftrag des 'Hannes' im Blick haben. Er dient in erster Linie dazu, ortsnah Menschen in und nach schweren psychischen Krisen, mit psychischen Erkrankungen und drohenden oder dauerhaften Behinderungen zu unterstützen.“ Diesen Menschen biete „Hannes“ geeignete Tätigkeiten an, unter anderem sei dies auch im Secondhand-Laden der Fall gewesen.

Für die Klienten und den Leistungsträger sei es darüber hinaus jedoch wichtig, dass sie ortsnah tagesstrukturelle Angebote, wie beispielsweise ergotherapeutische Maßnahmen, lebenspraktisches Kompetenztraining oder kognitives Training außerhalb des Ladens nutzen können.

Renovierungsarbeiten dauern zwei Monate

„In der Vergangenheit haben wir die Klienten, für die die Angebote im Laden nicht infrage kamen, in den Aulhof nach Siegburg, unsere zweite tagesstrukturelle Stätte, gebracht“, so Steil. Dies werde aufgrund der Verkehrssituation immer schwieriger und spätestens wenn die Nordbrücke gesperrt werde, gar nicht mehr möglich sein. Daher soll „Hannes“ nun umgestaltet werden.

Zwei Monate sollen die Renovierungsmaßnahmen dauern, bei denen unter anderem Brandschutzmaßnahmen und der Bau einer behindertengerechten Toilette vorgenommen werden. Entstehen soll, ähnlich wie im Aulhof, ein umfangreicheres tagesstrukturelles Angebot nebst kleiner Werkstatt und einem Bistro, in dem die Klienten verköstigt werden können.

Doch auch der Secondhand-Laden soll nicht aus den Augen verloren werden. „Wir möchten den Secondhand-Laden gerne fortsetzen. Wenn sich ein Vermieter fände, wären wir natürlich glücklich“, sagt Steil. Bis vor Kurzem sei sie sehr zuversichtlich gewesen. Auch die Ehrenamtlichen, die den Betrieb des Secondhand-Ladens erst tragbar machten, hätten signalisiert, dass sie weitermachen könnten.

Allerdings, so räumt Steil ein, würden auch weitere Unterstützer, vor allem jüngere Ehrenamtliche im Alter zwischen 30 und 60 Jahren, gesucht. „Die zum Teil schwere Arbeit ist für die Älteren nicht mehr zumutbar.“ Die Leiterin des Ladens, Angelika Wester habe sich an vielen Stellen bemüht, aber noch keine neuen Freiwilligen finden können.

Steil bittet um Verständnis für die Schließung des „Hannes“. Der Secondhand-Laden sei dem Träger wichtig, aber Veränderungen seien notwendig. „Im Mittelpunkt stehen die Angebote für die uns unmittelbar anvertrauten Menschen.“

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