Nahverkehr im Vorgebirge Bornheim bekommt einen Kleinbus mit dem Namen „Berghüpfer“

Bornheim · Der Rhein-Sieg-Kreis will ab Dezember das Busnetz in der Stadt verbessern und auch die Hanglagen in Waldorf und Walberberg anbinden.

 So könnte er aussehen: In Swisttal ist seit Dezember 2015 der Klein-Bus „Landhüpfer“ unterwegs

So könnte er aussehen: In Swisttal ist seit Dezember 2015 der Klein-Bus „Landhüpfer“ unterwegs

Foto: Axel Vogel

Im Busnetz der Stadt Bornheim tut sich was – und das ab 9. Dezember, wenn der Fahrplanwechsel erfolgt. Eine Realisierung ist allerdings nur möglich, wenn sich sowohl der Rat als auch der Stadtentwicklungsausschuss dafür aussprechen. Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler hofft, dass noch vor den Sommerferien eine Entscheidung feststeht. Unabhängig davon wird der Rhein-Sieg-Kreis in seinen Gremien beraten und beschließen, da er Aufgabenträger des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist. Die Weiterentwicklung des Angebots basiert auf Diskussionen der Fachausschüsse der Stadt Bornheim und des Rhein-Sieg-Kreises.

Die Neuerungen sind: Die Linie 817 soll Botzdorf und die Stadtbahnhaltepunkte Bornheim miteinander verbinden. Bisher fährt die Linie von Bornheim bis zum Rheinbacher Bahnhof. Des Weiteren soll es eine höhere Haltedichte der Linie 818 geben, die künftig mehr Orte anfahren soll. Aktuell verkehrt der Bus zwischen Sechtemer Bahnhof und der Stadtbahn in Hersel. Außerdem soll die Linie 818 zuverlässiger beim Fahrplan werden, indem sie mehr Fahrzeiten bekommt.

Ein weiterer Punkt ist die Einführung eines Klein-Busses mit der Liniennummer 745, dem „Bornheimer Berghüpfer“. Er soll Walberberg, Merten, Kardorf und Waldorf ansteuern. Der Name wurde als Arbeitstitel für den Planungsprozess gewählt und ist keine Anlehnung an den „Landhüpfer“ der Gemeinde Swisttal, den es dort seit Dezember 2015 gibt. Nutzen sollen den Klein-Bus vor allem Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, aber auch Eltern mit Kinderwagen.

Was genau vorgesehen ist, stellte Diplom-Ingenieur Marcus Schaefer vom Rhein-Sieg-Kreis jetzt den Mitgliedern des Ausschusses für Stadtentwicklung im Bornheimer Rathaus vor, die das Ganze letztlich zur Kenntnis nahmen. Wenn es zu einer Ausweitung des Leistungsangebotes der Regionalverkehr Köln (RVK) kommt wie die Einführung des „Berghüpfers“, wird sich die ÖPNV-Umlage für die Stadt Bornheim erhöhen. Konkret: Das Klein-Bus-Angebot wäre ein Mehraufwand von etwa 41 000 Euro bis 47 000 Euro pro Jahr. Der Bus würde künftig die Haltestellen anfahren, die bisher nicht an den ÖPNV angeschlossen sind.

Verkürzte Linienwege

Darunter sind Wohnquartiere und Bereiche mit hohem Fahrgastpotenzial wie an den Hanglagen und den Bergbereichen in Waldorf und Walberberg sowie in den Ortslagen in Merten und Trippelsdorf, außerdem zentrale Bereiche und Einzelstandorte sowie Haltepunkte der Stadtbahnlinie 18 in Walberberg und Waldorf. Fahrzeiten wären Montag bis Freitag mit einem stündlichen Fahrtenangebot und 14 bis 16 Fahrten je Richtung.

Künftig sollen die Linie 818 und der neue Klein-Bus den Punkt Waldorf Stadtbahn und die neue Haltestelle Donnerbachweg in beide Fahrtrichtungen bedienen. Mehraufwände von Zeit und zusätzliche Kilometer würden entfallen, stattdessen gäbe es einen Fahrtzeitgewinn wegen verkürzter Linienwege in Fahrtrichtung Hersel und einen zuverlässigeren Fahrplan. Das ergibt eine jährliche Ersparnis von 1500 Euro.

Durch die verkürzten Linienwege der 817, die sich durch die Anbindung Botzdorfs und des Stadtbahnhaltepunkts Bornheim ergeben, fallen für die Stadt Bornheim wiederum 4500 Euro weniger pro Jahr an. Insgesamt hat die Verwaltung errechnet, wird sich die ÖPNV-Umlage um 35.000 Euro bis 45.000 Euro jährlich erhöhen. Für 2018 beläuft sich nach Angaben von Rita Lorenz, Sprecherin des Rhein-Sieg-Kreises, die Umlage auf 1,8 Millionen Euro. Einziges Manko: In den Kosten sind die neu zu installierenden Bushaltestellen nicht enthalten. Bislang kann die Verwaltung dazu keine Angaben machen.

Die SPD-Fraktion freut sich über die Projekte. „Nur wenn wir das Netz ausbauen, können wir den Individualverkehr von unseren Straßen verbannen“, sagte Ute Kleinekathöfer. Ob die bestehende Flotte modernisiert und daher weniger Abgase produziert werden, konnte Fachmann Schaefer nicht beantworten. Fakt ist, dass der „Berghüpfer“ nicht mit Gas fährt. Schaefers Begründung: „Das Fahrzeug ist eh schon kleiner, hat deswegen auch einen geringeren Spritverbrauch und belastet die Umwelt weniger.“ Zufrieden schien Kleinekathöfer mit dieser Antwort nicht. „Wenn es schon neue Fahrzeuge gibt, dann sollten die auch umweltfreundlicher sein und nicht nur kleiner.“

Auch die CDU-Fraktion begrüßt die Einrichtung des „Berghüpfers“. Gleichwohl monierte Rüdiger Prinz, dass es nach wie vor Defizite in den Rheinorten gebe. Eine Anregung gab Arnd Kuhn (Grüne) Schaefer mit auf den Weg: „Seitdem die Deutsche Bahn die Fahrpläne geändert hat, fährt der Bus am Bahnhof Sechtem immer leer los. Nur wenige Minuten später kommt der Zug mit den Pendlern. Kann man da was machen?“

Wenn die Abstände zwischen den Haltestellen künftig kürzer werden, wird das Kurzstreckenticket entfallen. Diese Folge bedauerte Madeleine Will vom Seniorenbeirat der Stadt Bornheim. „Eine gute Alternative ist da das Seniorenticket“, erwiderte Schaefer.

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