Entscheidung mit Bauchgrummeln Bedarf an Kinderbetreuung in Bornheim wächst

Bornheim · Obwohl ihm Alternativen fehlen, votiert der Bornheimer Jugendhilfeausschuss dafür, Flächen für eine Kita am Maarpfad in Roisdorf anzukaufen.

Bornheim wächst, und mit dem Zuzug junger Familien steigt auch der Bedarf an Kindergartenplätzen stetig an. Wie berichtet, sollen im Stadtgebiet bis 2021 teils durch Erweiterung, teils durch Neubau 22 neue Kita-Gruppen entstehen.

Allein für den Sozialraum Bornheim/Brenig/Roisdorf sind neun weitere Gruppen geplant. Im Neubaugebiet Bo 24 am Hexenweg ist bereits eine Fläche für einen maximal sechsgruppigen Kindergarten vorgesehen. Eine dreigruppige Kita wird voraussichtlich am Roisdorfer Maarpfad entstehen. Sie soll die Container-Kita am Rathaus ersetzen, deren Betriebsgenehmigung zum 31. Juli 2020 ausläuft.

Um eine nahtlose Fortführung des Kita-Betriebs zu gewährleisten, muss es also schnell gehen. Im Jugendhilfeausschuss wurde daher am Dienstag einstimmig der Beschluss gefasst, Flächen im Bereich des Roisdorfer Maarpfades anzukaufen.

Deutlich wurde allerdings, dass die Politik nicht so überzeugt von dem Vorhaben ist, wie die Einstimmigkeit vermuten lässt. Die CDU stimmte dem Beschlussentwurf der Verwaltung „mit großen Bedenken“ zu, wie die Fraktionsvorsitzende Petra Heller erklärte. Ihr fehlten nicht nur Alternativen zu dem Standort, der laut Satzungsdefinition im Roisdorfer Außenbereich liegt und derzeit eine landwirtschaftliche Nutzfläche ist. Aufgrund der Nähe zur Bahntrasse machte Heller auch auf eventuell hohe Kosten für den Lärmschutz aufmerksam.

Mögliche hohe Kosten für den Lärmschutz

Wie aus der Vorlage der Verwaltung hervorgeht, kann Baurecht nur innerhalb eines Bebauungsplans oder einer Erweiterung des Satzungsbereiches geschaffen werden. Hierzu müsste parallel auch die entsprechende Darstellung im Flächennutzungsplan angepasst werden, welche wiederum einer Zustimmung der Bezirksregierung bedarf. Eine Satzung müsste auf den Weg gebracht werden, bis zu deren Beschluss es laut Vorlage ein bis anderthalb Jahre dauern könnte.

Eine Kita in den „größeren neuen Baugebieten“ zu schaffen, schätzt die Verwaltung als noch langwieriger ein. In der Nähe des Maarpfades werden in den nächsten Jahren voraussichtlich 240 neue Wohneinheiten entstehen.

Obwohl die Investoren die Bereitschaft signalisiert hätten, in den Roisdorfer Neubaugebieten eine Kita zu realisieren, könne eine Einrichtung am Maarpfad laut Verwaltung wahrscheinlich schneller umgesetzt werden. „Die Entscheidung, in die wir reingezwungen werden, erfolgt mit Bauchgrummeln“, machte Heller deutlich und wollte im Protokoll festgehalten wissen, dass die Fläche am Maarpfad zu keinem anderen Zweck als für den Bau einer Kita genutzt werden soll. 2016 war die Fläche für den Bau einer Flüchtlingsunterkunft im Gespräch.

Auch Matthias Kabon (FDP) unterstrich, dass er kein gutes Bauchgefühl bei der Entscheidung habe. Markus Hochgartz (Grüne) sagte, er fühle sich in die Entscheidung gedrängt und zeigte sich enttäuscht, dass die Verwaltung nicht auf die Anregungen der Politik eingegangen sei. Hochgartz hatte vorgeschlagen, die Gruppenstärken der Kitas anders zu verteilen. So könnten beispielsweise fünf statt sechs Gruppen am Bornheimer Hexenweg und stattdessen vier Gruppen in Roisdorf geplant werden. Rainer Züge (SPD) äußerte die Befürchtung, dass der Sozialraum mit der bisherigen Kita-Planung nicht auskomme und sogar noch eine weitere Einrichtung benötigt werde.

Untermauert wird diese Einschätzung von der Statistik: Bei einer weiter ansteigenden Geburtenrate ist der für die Bedarfsplanung errechnete Mittelwert im Sozialraum Bornheim/Brenig/Roisdorf deutlich zu gering angesetzt. So geht die Planung der Verwaltung von 2018 bis 2021 im Mittel von 156 Geburten pro Jahr aus. Doch die Zahlen des Melderegisters sprechen eine andere Sprache: Bereits im Jahr 2017 wurden 188 Geburten registriert. Setzt sich diese Entwicklung fort, sind bis 2021 im Mittel knapp über 200 Geburten pro Jahr zu erwarten.

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