Zugeparkte Straßen Autos blockieren Rettungsfahrzeuge in Bornheim

Bornheim · Bornheims Feuerwehr kämpft mit zugeparkten Straßen: Bei Kontrollfahrten an vier Abenden in den 14 Ortsteilen der Stadt hagelt es Knöllchen. Ein Auto muss sogar abgeschleppt werden.

Christopher Burgunder ist ein echter Künstler am Steuer des Drehleiterfahrzeugs. Aber oft hilft auch millimetergenaues Rangieren nicht mehr. Gefährlich oft. Das wird auch an diesem Abend deutlich. Vier Aktive der Bornheimer Freiwilligen Feuerwehr sind unterwegs in engen Gassen und verwinkelten Neubaugebieten, um bei einer groß angelegten Durchfahrtskontrolle der Stadt den Einsatzfall zu testen. Ergebnis: Die 3,05 Meter, die die Feuerwehr mindestens zum Durchkommen braucht, sind häufig zugeparkt. An vier Abenden, an denen Einsatzkräfte und Ordnungsamt in den 14 Ortsteilen der Stadt unterwegs waren, wurden jeweils 15 bis 30 Verwarnungen ausgesprochen, in einem Fall half nur noch eins, um der Wehr den Weg frei zu machen: abschleppen.

Burgunder und sein Beifahrer Denis Patega lenkten bei den Testfahrten den Wagen mit der acht Meter langen Drehleiter. Zwei Kameraden waren zeitgleich mit dem zwölf Tonnen schweren Löschfahrzeug 10 unterwegs – sie tasteten sich durch Engpässe, die parkende Autos und enge Bebauung ihnen übrig ließen. Oft genug ging allerdings nichts mehr, und dann schritten Ordnungsamtsleiterin Sabine Walter und ihr Mitarbeiter Axel Engl zur Tat. Es hagelte Knöllchen. Auch klingelten sie an Haustüren, um die Fahrzeughalter zum Umparken ihrer Autos zu veranlassen.

Im Notfall zählt jede Minute

Kontrollfahrt der Feuerwehr in Bornheim
21 Bilder

Kontrollfahrt der Feuerwehr in Bornheim

21 Bilder

Es gehe darum, „Bewusstsein beim Bürger zu schaffen“, kommentierte Bürgermeister Wolfgang Henseler die Arbeit seiner Mitarbeiter. Er bringt das Problem auf einen einfachen Nenner: „Viele denken immer nur aus der Sicht eines Autofahrers.“ Anders ausgedrückt: Niemand hält sich vor Augen, was es heißt, einen 13 Tonnen schweren Drehleiterwagen, dessen Heck ausschwenkt, durch enge und zugeparkte Straßen bewegen zu müssen. Die Gedankenlosigkeit könnte sich rächen, denn im Notfall „kann man selber einmal auf das schnelle Eintreffen der Feuerwehr angewiesen sein", meint Henseler.

Der Sprecher der Bornheimer Feuerwehr, Ulrich Breuer, beschreibt das Dilemma, in dem seine Kollegen stecken: „Wenn eines unserer Fahrzeuge im Einsatz ein geparktes Fahrzeug beschädigt, muss es anhalten und auf die Polizei warten. Andernfalls könnte sich der Fahrer der Unfallflucht schuldig machen.“ Muss aber ein Löschfahrzeug auf einer Fahrt zum Einsatzort einen unfreiwilligen Stopp einlegen, kann das schlimm enden, erklärt Bornheims Feuerwehrchef Wolfgang Breuer: „Wenn ich mit meinem Kommandowagen als erster an einem Haus eintreffe, wo jemand wegen eines Brandes aus dem Fenster springen will, und ich vor Ort keine Leiter und keinen Sprungretter zur Verfügung habe, dann ist das kein schönes Gefühl“, so Breuer weiter: „Und zwar für alle Beteiligten.“

Daher nahmen es Feuerwehr und Ordnungsamt bei ihren Kontrollfahrten auch ganz genau: Musste angehalten werden, weil die Durchfahrt durch Falschparker zu eng war, maß Axel Engl, beim Ordnungsamt zuständig für die Verkehrsüberwachung, mit dem Zollstock nach. Statt 3,05 Meter war die verbliebene Gasse oft nur noch unter 2,50 Meter breit. Dafür gab es dann ein Knöllchen über 15 Euro.

Ziel ist es, „Bewusstsein beim Bürger zu schaffen“

Nicht alle hatten dafür Verständnis, so wie ein Gewerbetreibender, der mit seinem Kastenwagen die Leharstraße in Merten verengt hatte: „Ich habe für diese Kontrollen schon Verständnis. Aber es ist schwierig, hier einen Parkplatz zu finden“, erklärte er. Einsichtig zeigte sich auch eine 22-jährige Brühlerin, die ihr Auto an der Hauptstraße in Walberberg abgestellt hatte, um einen Freund zu besuchen. Aber sie wies auch auf die Parkplatznot hin: „Denn wenn man hier keinen eigenen Parkplatz hat, hat man verloren.“ In solchen Fällen betont Bürgermeister Henseler allerdings, es sei „eine hohe Erwartungshaltung zu glauben, immer einen Parkplatz unbedingt in der Nähe der eigenen Wohnung bekommen zu müssen“.

Allerdings bekamen es die Wehrleute und Ordnungsamtsmitarbeiter auch mit Renitenz zu tun. An der Oberstraße in Walberberg war an einem bekannten Nadelöhr kein Durchkommen, was erneut das Ordnungsamt auf den Plan rief. Ein Anlieger konnte das überhaupt nicht nachvollziehen: Er parke schon seit 20 Jahren so an Ort und Stelle. Zahlen muss der Mann trotzdem.

Stadtsprecher Rainer Schumann zog die Bilanz der Kontrollfahrten an den vier Abenden: Im Schnitt seien pro Abend zwischen 15 und 30 Verwarnungen ausgesprochen worden. Ein Auto habe abgeschleppt werden müssen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort