Bornheim Ausschuss vertagt Thema Trinkwasserversorgung erneut

BORNHEIM · Vorerst bleibt alles beim Alten: Der Bornheimer Betriebsausschuss hat in seiner Sitzung am Donnerstag erneut keine Entscheidung zur Trinkwasserversorgung getroffen.

 Wie sich das Bornheimer Trinkwasser künftig zusammensetzen soll, ist weiterhin unklar.

Wie sich das Bornheimer Trinkwasser künftig zusammensetzen soll, ist weiterhin unklar.

Foto: dpa (Symbolbild)

Mit großer Mehrheit sprachen sich die Mitglieder dafür aus, vorerst das derzeitige Mischungsverhältnis beizubehalten und die Entscheidung in die nächste Sitzung nach der Kommunalwahl zu vertagen. In der Zwischenzeit sollen lediglich die Teile des Wasserwerks Eichenkamp modifiziert werden, die auch bei einer anderen Versorgungslösung benötigt werden. Dass dort einiges getan werden muss, hatten Gutachter bereits im vergangenen Jahr festgestellt.

Derzeit wird das Bornheimer Wasser zu 75 Prozent vom Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel (WBV) sowie zu 25 Prozent vom Wahnbachtalsperrenverband (WTV) geliefert. Hintergrund der Debatte um die Versorgung ist der Störfall, bei dem im April 2013 zu viel Natronlauge, die ursprünglich den ph-Wert neutralisieren sollte, ins Trinkwasser gelangte. Mehrere Menschen wurden verletzt. Seither ist die Natronlaugen-Dosieranlage im Wasserwerk Eichenkamp abgeschaltet. Sie soll auch nicht mehr genutzt werden.

Sowohl der WTV als auch der WBV hatten daraufhin angeboten, die Versorgung komplett zu übernehmen. Hauptargument des WTV ist dabei das weichere Wasser. Der WBV ist hingegen günstiger. Die Stadt hatte nun untersuchen lassen, ob eine Vollversorgung mit Wahnbachtalwasser technisch möglich ist und welche Auswirkungen sie hätte.

Laut Andreas Holy, Geschäftsführer des H2U.aqua.plan.Ingenieurbüros liefern beide Verbände qualitativ einwandfreies Wasser. Die angedachte Lösung des WTV, die Stadt größtenteils über den Hochbehälter in Botzdorf zu versorgen, sei jedoch technisch nicht machbar. Deshalb müsse eine Alternative her. Laut Holy hat die Stadt bei der Wasserversorgung folgende Möglichkeiten:

  • Der WTV könne eine Vollversorgung über den Hochbehälter Botzdorf und das Wasserwerk Eichenkamp bieten, bei der der Großteil des Wassers doch am Wasserwerk Eichenkamp eingespeist wird. Das würde pro Kubikmeter Wasser zwischen 23 und 34 Cent mehr kosten.
  • Die zweite Alternative wäre eine WTV-Vollversorgung komplett über das Wasserwerk Eichenkamp. Sie würde zwischen 27 und 38 Cent pro Kubikmeter Wasser mehr kosten als derzeit.
  • Möglich wäre auch, auf eine Vollversorgung des WBV aus Wesseling umzustellen und - falls weicheres Wasser gewünscht ist - eine Enthärtungsanlage am Wasserwerk zu bauen. Mit Mehrkosten von etwa 15 bis 20 Cent pro Kubikmeter wäre zu rechnen.
  • Die kostengünstigste Alternative ist, das Gemisch aus 25 Prozent WTV- und 75 Prozent WBV-Wasser für 45 Cent pro Kubikmeter beizubehalten.

Die Empfehlung des Gutachters: "In Anbetracht der beträchtlichen Mehrkosten ist die Umstellung auf die WTV-Vollversorgung nicht erstrebenswert." Denn: Das Pumpwerk am Eichenkamp müsse weiter betrieben werden, und die Stadt müsse weiterhin jährlich 240.000 Euro als Mitglied an den WBV zahlen. Auch seien Einsparungen an Energie und Waschmittel aufgrund der geringeren Wasserhärte nicht zu erwarten.

Die Mitglieder wollten jedoch noch Bedenkzeit. "Wir wollen die Entscheidung nicht übers Knie brechen", sagte Horst Braun-Schoder (CDU). Stattdessen solle der neu gebildete Ausschuss sie nach der Wahl treffen. Die Idee traf auf SPD, Grünen und UWG auf Gegenliebe. Generell bleibe die derzeitige Mischung nach Abwägung der Möglichkeiten nach wie vor im Fokus, sagte Wilfried Hanft (SPD).

Hans Gerd Feldenkirchen (UWG) wies aber daraufhin, dass viele Bürger für weicheres Wasser mehr Geld zahlen würden. Die Grünen sahen noch Diskussionsbedarf in Bezug auf die Mitgliedssatzung des WBV. Lediglich Jörn Freynick (FDP) sprach sich gegen eine Vertagung aus. "Wir sind abgesehen vom Störfall, der eine Ausnahme war, gut aufgestellt." Die nächste Sitzung des Betriebsausschusses ist für September geplant.

Das sagt der Wahnbachtalsperrenverband

Zur Diskussion über die Trinkwasserversorgung meldet sich auch der Wahnbachtalsperrenverband zu Wort. Landrat Frithjof Kühn teilt als Vorsteher mit, dass auch bei einer Vollversorgung ein hohes Maß an Sicherheit für Bornheim gegeben sei. Der WTV habe drei Trinkwasseraufbereitungsanlagen und zwei unabhängige Übergabepunkte an die Stadt. In seinem Gutachten weist das H2U-Planungsbüro auf mögliche Probleme bei der Versorgungssicherheit hin.

Es kommt zu dem Schluss, dass die Notversorgung nur vom WTV garantiert werden kann, solange die Leitung zum Wasserwerk Eichenkamp in Betrieb bleibt. Sonst müsse die Notversorgung über den Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel erfolgen. Der WTV teilt weiter mit: Die konkreten Rahmenbedingungen einer Trinkwassereinspeisung aus dem WTV-Netz in das Bornheimer Netz seien dem Kreis und dem WTV nicht bekannt.

Deshalb sei immer wieder Gesprächsbereitschaft signalisiert worden, um die Versorgungsbedingungen abzustimmen. Das gelte auch für die Nutzung des Behälters Botzdorf. Das Gesprächsangebot sei aber nicht angenommen worden. "Das WTV-Konzept hatte das Ziel, für beide Seiten gute versorgungssichere Betriebsvarianten sowohl unter wirtschaftlichen als auch versorgungstechnischen Gesichtspunkten zu diskutieren und umzusetzen", so Kühn.

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