Rhein-Sieg-Kreis Apfelernte ist verzögert angelaufen

RHEIN-SIEG-KREIS · Verhagelt der lange Winter und der nur schleppend in die Gänge gekommene Frühling den Bauern nach der Spargel- nun auch noch die Apfelernte? "Nein", lautet die Antwort von Obstbauer Elmar Schmitz-Hübsch aus Bornheim-Merten.

 Testen, wie die Äpfel schmecken (von links): Johanna, Katharina und Sarah auf dem Obsthof Krämer.

Testen, wie die Äpfel schmecken (von links): Johanna, Katharina und Sarah auf dem Obsthof Krämer.

Foto: Wolfgang Henry

Die Apfelernte sei eher mit der Erdbeerernte zu vergleichen, sagt der Fachmann: "Der Erntebeginn verzögert sich zwar, aber dafür zieht sich die Ernte länger hin und beschert uns unterm Strich gute Erträge."

Die Bilanz variiere natürlich je nach Region, so Schmitz-Hübsch. "Während die Witterung zur Zeit der Apfelblüte beispielsweise im Alten Land oder am Bodensee durchaus zu Ausfällen geführt hat, haben wir hier im Rheinland Glück gehabt. Ich rechne mit sehr guten Erträgen."

Ganz so optimistisch sieht Biobauer Lothar Krämer aus Meckenheim die Lage im Rheinland nicht: "Das nasskalte Frühjahrswetter hängt manchen Landwirten noch nach, insbesondere denen mit Plantagen in den Senken. Dort gab es im März mal bis zu minus 17 Grad.

Da waren die Bäume zwar fast noch im Winterschlaf und die Blüten noch nicht offen, aber trotzdem kam es schon zu einer mechanischen Zellzerstörung in der Knospe", erklärt er, warum "die Bäume in den höheren Lagen voll bis übervoll hängen, in den Senken aber nicht." In den Hanglagen wie bei Fritzdorf fliege die Kälte weg, aber in den Senken könne sie das nicht.

Zwar verfügt Krämer über Frostschutzmaschinen, aber im März habe niemand mit Frostschäden gerechnet. Hinzu kämen noch gewisse Ausfälle wegen Pilzbefalls mit Apfelschorf aufgrund der Blattnässe im Mai. "Ein besonders gutes Jahr wird es für uns nicht. Ich wäre mit einem normalen Schnitt sehr zufrieden."

Während Apfel-Frühsorten wie Sansa oder Collina praktisch schon "gegessen" sind, läuft jetzt die Elstar-Ernte auf Hochtouren an. Als nächstes folgen dann die Herbstsorten Gala und Cox. Beide Obstbauern haben etwa 20 Apfelsorten im Anbau. Dazu kommen bei Krämer zwei und bei Schmitz-Hübsch vier Birnensorten. "Die Sorte Conference ist jetzt erntereif", sagt Schmitz-Hübsch. Mit bis zu 30 Erntehelfern wird sein Betrieb nun etwa bis Ende Oktober mit der Obsternte beschäftigt sein.

Auf Sonnenbrand-geschädigte Früchte werden beide Bauern dabei nur gelegentlich stoßen: "Es gab zwar einige heiße Tage, an denen der Sonnenstand insbesondere zwischen 14 und 15 Uhr gefährlich war, aber dank des Einsatzes von Hagelnetzen, die das scharfe Sonnenlicht streuen, sind wir von Schäden verschont geblieben", sagt Schmitz-Hübsch.

"Im Hitzesommer 2003 gab es viel Sonnenbrand. Da sahen ganze Bäume aus wie auf den Grill gelegt", erinnert sich Krämer. Die Landwirtschaftskammer NRW rechnet bei der diesjährigen Obsternte mit "durchschnittlichen Mengen und Preisen", wie Sprecher Bernhard Rüb auf Anfrage sagt.

"Auch die Zwetschgenernte läuft jetzt auf Hochtouren, aber alles aufgrund der Witterung um etwa zehn bis 14 Tage verspätet." Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei diese Ernte sogar besser, da es im vergangenen Jahr durch Spätfröste ungewöhnlicherweise zu Schäden an den Früchten statt an den Blüten gekommen sei. "Die Sorge vor Nachtfrost war dieses Jahr wegen der späten Blüte eher gering", fügt Bauer Schmitz-Hübsch hinzu.

Eine Preisprognose für Äpfel wagt Helwig Schwartau, Obstexperte bei der Agrarmarkt Informationsgesellschaft (ami), in dieser "Findungsphase" noch nicht: "Wir rechnen mit einer leicht unterdurchschnittlichen Erntemenge." Ob das preissteigernd wirke, hänge davon ab, inwieweit Importe aus dem europäischen Ausland die Bedarfslücke füllten, sagt er auf Anfrage.

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