Am Steg 5 in Hersel Alles im Lot auf dem Boot

BORNHEIM-HERSEL · Monatelang lagen Strolch, Sabin, Schnecke und Co. auf dem Trockenen. Gut verpackt verbrachten sie die kalte Jahreszeit auf dem Bootsstellplatz der Familie Bauersch an der Bayerstraße. Nun liegen sie wieder an Steg 5 am Herseler Werth im Wasser.

 Ein Schwätzchen auf dem Anleger: Die Herseler Bootseigner kennen sich zum Teil seit Jahren.

Ein Schwätzchen auf dem Anleger: Die Herseler Bootseigner kennen sich zum Teil seit Jahren.

Foto: Sonja Weber

Ihre Eigner fliegen nicht in die Karibik oder ans Mittelmeer. Sie ziehen den Rhein und die Ruhe am Werth vor. "Wir freuen uns, dass wir wieder hier sind", sagt Wolfgang Powileit, der mit seiner Frau Monika seit 1978 jeden Sommer auf seinem Boot "Strolch" verbringt. Damit sind die Powileits die ältesten Stammgäste am Steg 5, der 1974 von Peter Bauersch angelegt wurde.

"Viele Behördengänge waren notwendig, bis ich mein Vorhaben in die Tat umsetzten konnte", erinnert sich der 79-jährige Schiffbauer, der 45 Jahre lang auf der Mondorfer Lux Werft beschäftigt war. Zunächst war der Steg noch klein. Jahr für Jahr erweiterte Peter Bauersch die Anlage um etwa 20 bis 25 Meter.

"Insgesamt haben wir zehn Jahre am Steg gebaut", berichtet Bauersch. Heute misst die Anlegestelle zwei Mal 150 Meter in der Länge und bietet Platz für bis zu 45 Boote. Derzeit genießen 35 Eigner die Idylle in direkter Nachbarschaft zum Herseler Werth.

Vor einigen Wochen machten auch Gastanleger aus England und den Niederlanden in Hersel Station. "Auch Gäste, die nur für kurze Zeit hier anlegen, fühlen sich sehr wohl", meint Bauersch, der von den Stammgästen liebevoll "Stegpapa" genannt wird. Geselligkeit wird groß geschrieben auf Steg 5. Dazu trägt auch das schwimmende Clubhaus bei, wo man sich zum Klönen trifft. Bei schönem Wetter zieht es die alteingesessenen Stegnutzer aber eher zum Pavillon auf dem Ponton.

Dort trifft man oft auf "Stegmama" Sofie Bauersch (78), die mit ihrem Mann im Sommerurlaub noch immer gerne auf dem Wasser unterwegs ist. "Jahrelang sind wir im Sommer kreuz und quer durch Holland geschippert", erzählt sie. Benannt ist ihr Boot nach ihrem Sohn Guido, der als Schiffbaumeister auf der Lux-Werft in die Fußstapfen seines Vaters trat. Am Steg 5 ist der 46-jährige der "Mann für alle Fälle":

Er kümmert sich um die Wartung der schwimmenden Stege und hilft mit Rat und Tat, wenn an den Booten etwas zu reparieren ist. Auch Enkelin Vanessa (18) hat den Bootsführerschein bereits in der Tasche, denn die Liebe zum Wasser hat in der Familie Bauersch Tradition: Großvater Josef Bauersch betrieb in den 40er Jahren die Fähre von Widdig nach Rheidt.

Neben den Bootsbesitzern sind auch deren Vierbeiner auf dem Steg herzlich willkommen: Sieben "Steghunde" balancieren auf der Stahlkonstruktion munter von Leckerli zu Leckerli. "Die Hunde wissen schon ganz genau, bei wem es etwas Gutes gibt", erzählt Sabine Krämer, die mit ihrem Mann Bernd und dem Dackel-Jack-Russel-Mix Willy gerne auf ihrem Boot "Sabin" unterwegs ist. Die weiteste Reise führte die Troisdorfer nach Rotterdam. Dabei wurden in drei Wochen 1300 Kilometer zurückgelegt.

Seit etwa 28 Jahren verbringen der Ingenieur und die Pflegedienstleiterin ihre Sommer auf dem Steg in direkter Nachbarschaft zu den Powileits, die inzwischen zu guten Freunden geworden sind. Nachdem beide Bootseigner ihre Schätzchen in den letzten Jahren auf Vordermann gebracht haben, stehen in diesem Jahr keine größeren Arbeiten an. "Aber natürlich gibt es immer etwas zu tun. So richtig fertig ist man ja nie", meint Wolfgang Powileit.

Die nächste Tour ist schon geplant. Dann werden er und seine Frau mit den Enkel nach Roermond schippern. Insgesamt wollen sie sich drei Wochen Zeit für die Reise nehmen.

Inzwischen haben sich noch mehr Nachbarn an der Anlegestelle der Powileits eingefunden. In fröhlicher Runde wird erzählt und viel gelacht. Alles im Lot auf'm Boot am Herseler Steg 5.

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