Lebensmittelausgabe in Kardorf 240 Bedürftige stehen auf der Liste

Bornheim-Kardorf · Die Lebensmittelausgabe der Evangelischen und Katholischen Kirche in Kardorf besteht seit zehn Jahren.

 Lebeka Kardorf: Ehrungen von Mitgliedern, die 10 Jahre dabei sind; es freut sich Teamleiter Horst Ziesemer hinten der Große.

Lebeka Kardorf: Ehrungen von Mitgliedern, die 10 Jahre dabei sind; es freut sich Teamleiter Horst Ziesemer hinten der Große.

Foto: Axel Vogel

Männer, Frauen und Kinder sitzen im Vorraum des Kardorfer Pfarrsaals der Kirchengemeinde Sankt Joseph und warten geduldig, dass sich die Tür zur Lebensmittelausgabe der Evangelischen und Katholischen Kirche (LebEKa) öffnet. Niemand von ihnen möchte zu spät kommen, wenn dort kostenlos Kartoffeln, Gemüse, Obst und Brot verteilt werden. Seit zehn Jahren herrscht jeden Freitag zwischen 10.30 und 12 Uhr ein ständiges Kommen und Gehen an der Travenstraße 11.

Ins Leben gerufen wurde die Kardorfer Ausgabestelle im Mai 2006 als Zweigstelle der 2004 gegründeten LebEKa Bornheim für das nördliche Stadtgebiet. Das zehnjährige Bestehen begingen die Helfer jetzt bei einer internen Feierstunde im 60 Quadratmeter großen Verkaufsraum – mit Vertretern der anderen Ausgabestellen in Hersel, Bornheim und Alfter sowie Repräsentanten der Caritas und Ehemaligen. Der runde Geburtstag war für den Kardorfer Teamleiter Horst Ziesemer darüber hinaus Grund genug, die langjährigen Ehrenamtlichen mit einer Urkunde zu ehren.

Ausgezeichnet wurden so Irmgard Notzem (Merten), Kathi Götz-Paepke (Sechtem), Christel Janik (Merten), Elisabeth Kleißler (Rösberg), Renate Müller (Waldorf), Hildegard Schlösser (Sechtem), Theodor Schlösser (Sechtem) und Greti Keller (Rösberg).

Für die Bedürftigen aus Dersdorf, Waldorf, Merten, Hemmerich, Rösberg, Walberberg, Sechtem und natürlich Kardorf war und ist die Einrichtung mehr als praktisch, da sie sich so den Weg nach Bornheim sparen können.

Mit Brötchen, Pizza, Brokkoli und Kuchen hat gerade eine Walberbergerin ihren Einkaufswagen beladen. Die 51-jährige Hartz-IV-Empfängerin kauft für sich und ihren 27-jährigen Sohn jede Woche in Kardorf ein. „Ich komme gerne hierher, denn „die Leute sind so nett“, sagt sie. Sie ist eine von 75 Kunden, die regelmäßig in der Ausgabestelle vorbeischauen. 120 Haushalte, letztlich um die 240 Personen, stehen zurzeit auf der Liste der Kardorfer LebEKa – „Tendenz steigend“, wie Ziesemer unterstreicht.

Anfangs nahmen „nur“ 40 Bedürftige die Ausgabestelle in Anspruch. Doch schon im ersten Jahr waren es mehr als 100. „Der Bedarf war einfach da“, blickt Michael Sebastian, der als damaliger Pastoralreferent der katholischen Kirchengemeinde Bornheim-Vorgebirge einer der Gründer der LebEKa in Kardorf war, zurück.

Arbeitslose, Hartz-IV-Empfänger, Senioren mit geringer Rente, Alleinerziehende und Berufstätige, die trotz Arbeit nicht mehr als den Sozialsatz verdienen, können sich für einen Obolus von einem Euro (Einzelpersonen) und 1,50 Euro (zwei Personen und mehr) Gemüse, Milchprodukte, Brot, abgepackte Wurst und Salat abholen.

Dazu gehört ebenfalls Hui Xia Xue, die für sich und ihre beiden Kinder in der Schlange steht und darauf wartet, dass sie an der Reihe ist. Die 29-jährige Asylbewerberin aus China lebt seit drei Jahren in Deutschland. Auch wenn sie kaum Deutsch und wenig Englisch spricht, Hui Xia Xue kennt das Ritual, das jeden Freitag abläuft.

Viele Kunden sind Asylsuchende und Zuwanderer

Denn über die Reihenfolge, wann jeder sich an den Tischen mit den ordentlich ausgelegten Produkten seine Lebensmittel aussuchen kann, entscheidet das Losverfahren. Aus einem Beutel hat Hui Xia Xue die Nummer eins gezogen. Sie kann es kaum fassen, hat sie doch nun als Erste die freie Auswahl. „Das Nummernsystem haben wir seinerzeit aus Gründen der Gerechtigkeit eingeführt. Denn so kommt jeder mal als Erster an die Reihe“, erklärt Ziesemer.

In den vergangenen Jahren hat sich nicht nur die Zahl der auf Lebensmittel Angewiesenen erhöht, auch die Zusammensetzung der Kundschaft hat sich verändert. Zwei Drittel der Kunden sind Asylsuchende und Zuwanderer.

22 Helfer, von denen zwölf in der Ausgabe tätig sind, stehen schon zwei Stunden vor der Ausgabe im Verkaufsraum, putzen das Gemüse, sortieren das Brot und stellen den Kuchen bereit. Insgesamt 55 Einzelhändler, Hofläden, Lebensmittelgeschäfte, Bäckereien, Metzgereien, Gemüseläden, aber auch Einzelpersonen spenden die benötigten Lebensmittel.

Die Mertenerin Irmgard Notzem hilft seit zehn Jahren in der Kardorfer Ausgabe. „Man hat Zugang zu den Leuten, denen es schlechter geht. Und man ist aktiv, statt nur zu Hause rumzusitzen“, schildert sie ihre Motivation.

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