Alanus Hochschule in Alfter Wo Kunst auf Wissenschaft trifft

ALFTER · 1000 Studenten sind derzeit an der Alanus Hochschule in Alfter eingeschrieben. Das sind eine Menge Menschen mit unterschiedlichen Wünschen, Bedürfnissen und Ansprüchen. Damit im Lehrbetrieb alles reibungslos verläuft, braucht es viele verlässliche Rädchen.

Mit einer Palette von Studien- und Beratungsangeboten wendet sich die Alanus Hochschule in Alfter auch an Nichtakademiker.

Mit einer Palette von Studien- und Beratungsangeboten wendet sich die Alanus Hochschule in Alfter auch an Nichtakademiker.

Foto: Wolfgang Henry

Aktuell sind rund 200 Mitarbeiter an der Alanus Hochschule und im Alanus Werkhaus beschäftigt. Angefangen bei 60 Professoren über Verwaltungsangestellte und technisches Personal bis hin zu Reinigungskräften, Hausmeister, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Köchen.

"Die Mitarbeiter können an ausgewählten Vorlesungen aus dem Studienangebot teilnehmen und erhalten Ermäßigungen auf Veranstaltungen wie Theateraufführungen oder Symposien an der Hochschule sowie die Weiterbildungen des Werkhauses", sagt Sandra Stempel, Sprecherin der Alanus Hochschule.

Außerdem können sie die Bücherei kostenlos nutzen. Seit einem Jahr bietet die Hochschule ein umfassendes Sportangebot an, das stetig erweitert wird: Neben bewährten Kursen wie Yoga, Zumba, Volleyball, Badminton, dem asiatischen Brettspiel Go und Fußball werden gemeinsame Ausflüge angeboten, etwa eine Kanutour oder ein Kletterausflug in den Hochseilgarten. "In diesem Jahr hat sich die Hochschule erstmalig am Firmenlauf Bonn beteiligt. Auch vom Betriebsrat werden Veranstaltungen, so etwa ein Gesundheitstag, angeboten", sagt Stempel. Doch wer sind die Menschen, die hinter den Kulissen den Betrieb am Laufen halten und für die Studenten oft unsichtbar bleiben?

Der Rektor

Er ist der Kopf der Hochschule, ohne ihn wäre die Hochschule heute nicht das, was sie darstellt. Marcelo da Veiga war zunächst externer Berater, seit Oktober 2002 ist er Professor für Bildungsphilosophie und vor allem: Gründungsrektor. "Entscheidend war für mich die Möglichkeit, eine Hochschule konzeptionell zu gestalten und zu entwickeln und so einen akademischen Ort zu schaffen, an dem ein interdisziplinäres und ganzheitliches Bildungsverständnis die Grundlage bildet", sagt da Veiga.

Die Alanus Hochschule sei ein Ort, an dem die Persönlichkeitsentwicklung der Studenten eine große Rolle spiele. "Und das Spannungsfeld zwischen Kunst und Wissenschaft macht diesen Bildungsort für Studenten und Mitarbeiter besonders interessant", findet der 53-Jährige.

Eine besondere Herausforderung bestehe darin, akademisch wünschenswerte Ziele mit den finanziellen Möglichkeiten unter einen Hut zu bringen. "Anders als Rektoren staatlicher Hochschulen muss sich der Rektor einer nichtstaatlichen Hochschule fortwährend mit dem Thema der Grundfinanzierung der Einrichtung beschäftigen, was sehr viel unternehmerische Energie und auch betriebswirtschaftliches Know-how verlangt", so da Veiga.

Die Hochschule müsse sich auch immer stärker gegen 140 andere private Hochschulen in Deutschland behaupten. Sie sei einer der größten Arbeitgeber in Alfter und ein wichtiger Kultur- und Bildungsfaktor in der Region. "Unser Ziel ist es, hinsichtlich der Studienangebote aktuelle Entwicklungen konkreter zu antizipieren, um auch für potenzielle Studenten in Zukunft attraktiv zu sein."

Der Koch

Cross-over mit Pfiff. So lautet das Credo von Günter Rupperath (50). Der Leiter der Mensa in der Alanus Hochschule ist Gastronom durch und durch. "Meine Eltern haben einen Betrieb in der Eifel. Ich habe Gastronomie quasi intravenös aufgenommen", sagt der Koch. Er hat in internationalen Küchen gelernt, einige Betriebe geleitet, hatte ein eigenes Restaurant und verwöhnt heute die Studenten und Mitarbeiter sowie Gäste aus externen Betrieben mit einer frischen und regionalen Küche.

"Bei uns gibt es keine Fritteusen-Gerichte, sondern eher feinere Gemüsegerichte." Denn die überwiegende Zahl seiner Gäste isst vegetarisch. "Das macht rund 70 Prozent aller Essen aus." Durch Aufenthalte in der ganzen Welt ist der Euskirchener experimentierfreudig, er kocht gerne orientalisch, thailändisch oder kreolisch. Die Arbeitszeiten als Küchenchef in der Mensa weiß er nach vielen Jahren im Restaurantbetrieb zu schätzen. Und ihn reizt die Herausforderung: "Der große Unterschied zum À-la-carte-Geschäft ist, dass sehr große Mengen vorbereitet werden müssen, es braucht sehr viel Organisation und Kunde in Warenwirtschaft. Der Stress im Restaurant beginnt, wenn die Gäste da sind und bei uns in der Vorbereitung."

Die Professorin

"Kindheitspädagogik und Pädagogische Psychologie": Das ist das Lehrgebiet von Janne Fengler. Sie ist seit 2010 als Professorin im Fachbereich Bildungswissenschaft am Institut für Kindheitspädagogik tätig. Dort hat sie die stellvertretende Institutsleitung inne, außerdem verantwortet sie einen kindheitspädagogischen Studiengang, der sich an berufserfahrene Erzieherinnen und Erzieher richtet. "Im akademischen Tätigkeitsfeld gibt es ja die drei großen Arbeitsbereiche Forschung, Lehre und Selbstverwaltung. In allem gibt es reichlich zu tun, und das mache ich hier mit Freude", sagt Fengler.

"Die Alanus Hochschule ist ein Ort, an dem Menschen mit Initiative und Schwung und dem Wunsch, sozial und gesellschaftlich etwas zu bewegen, auf eine Kultur treffen, in der dies bejaht und ermöglicht wird", sagt die Professorin. Sie erlebe die Alanus Hochschule als sehr lebendige Institution, die stark von Initiativkraft, Freude am Dialog und Engagement getragen werde.

"Und ich erlebe ein echtes Interesse am Menschen - das gilt für das Personal untereinander genauso wie für den Umgang mit unseren Studierenden", berichtet die 34-Jährige. Fengler schätzt auch die Region, in der sich die Hochschule befindet: "Wenn ich im Rheinland öfters höre 'Et hätt noch emmer joot jejange' oder 'Et kütt wie et kütt', dann denke ich: Das sind Grundhaltungen, die ich sympathisch finde, und aus pädagogisch-psychologischer Sicht sind sie in vielen Situationen auch sehr gesund."

Der Haustechniker

Heizung, Elektrik, Wartung, Reinigung, Raumstellung und Einkauf. Das sind nur einige der Tätigkeiten der Experten im Hintergrund des Großunternehmens Hochschule. Rolf-Dieter Böder und sein Team sind die Profis, die für den reibungslosen Ablauf im technischen Betrieb sorgen. Die vier Haustechniker sind Schreinermeister und Elektromeister, dazu kommen zwei Aushilfen und ein "Bufti" (Bundesfreiwilligendienstleistender). "Wir machen fast alles." Die Techniker betreuen beide Standorte der Hochschule. "Am oberen Campus, dem Johannishof, haben wir konventionelle Technik, unten die neueste Technik", sagt Böder.

Der Elektromeister schätzt die abwechslungsreichen Tätigkeiten. "Außerdem arbeiten wir viel in Eigenregie. Da ist eine durchdachte Planung gefragt", sagt der 56-Jährige. Er ist seit 2007 bei der Alanus Hochschule angestellt, hat früher in der Industrie gearbeitet. "Ich schätze an meinem Arbeitgeber, dass man durchaus bereit ist, auch ältere Menschen einzustellen und dass wir mit dem Betriebsrat eine Vertretung haben, der sich gleichermaßen für den Professor und die Putzfrau einsetzt", so Böder.

Die Koordinatorin

Um "Strategische Partnerschaften" im Fachbereich Wirtschaft kümmert sich Öngün Eryilmaz seit knapp einem Jahr. "Ich akquiriere und betreue unsere Partnerunternehmen in der Wirtschaft, wo unsere Bachelor-Studenten arbeiten", sagt die Medienwissenschaftlerin. Sie ist weit gereist, hat in Köln, Paris und Düsseldorf studiert und anschließend bei verschiedenen Fernsehsendern gearbeitet und war Kulturmanagerin in Marrakesch.

"Die Alanus Hochschule ist ein sehr dynamischer Arbeitgeber, und wir tragen als Beschäftigte im Bildungsbereich Verantwortung, wie sich die Gesellschaft in Zukunft entwickeln kann", sagt die Koordinatorin. Die Studierenden würden viele Erfahrungen in den Unternehmen sammeln, aber auch Ideen in die Unternehmen tragen. "Ich freue mich über das sehr breite Spektrum an Möglichkeiten und bin glücklich, in andere Fachbereiche schauen zu können, wie in Architektur, Bildhauerei", sagt Eryilmaz.

Die Herausforderung und Chance sei zugleich, neue Impulse für die eigene Arbeit zu finden und das Miteinander zwischen Studenten, Hochschule und Unternehmen mitzugestalten.

Die Alanus Hochschule

2002 wurde die Hochschule nach dem NRW-Hochschulgesetz als Kunsthochschule anerkannt. Gründungsrektor war Professor Marcelo da Veiga. Damals waren rund 170 Studenten eingeschrieben. Das Studienangebot bestand aus Diplomstudiengängen in reinen Kunstfächern. Seither wurde das Angebot ausgebaut und schrittweise auf Bachelor- und Masterstudiengänge umgestellt sowie schließlich auch um wissenschaftliche Studienangebote erweitert.

Heute hat die Alanus Hochschule rund 1000 Studenten und einen neuen Campus, der 2009 eröffnet wurde. Inzwischen werden auch berufsbegleitende/Teilzeit-Studiengänge angeboten. 2010 erhielt die Alanus Hochschule als erste nichtstaatliche Kunsthochschule Deutschlands die institutionelle Akkreditierung und das Promotionsrecht für den Fachbereich Bildungswissenschaft.

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