Kunst in Alfter Witterschlicker Künstlerin Margot Berger im Porträt

Alfter-Witterschlick · Margot Berger lebt als bildende Künstlerin in Witterschlick. 40 Werke hängen in ihrem Haus. Vor allem Pop-Art, psychedelische Kunst und der Surrealismus haben es ihr angetan.

 Margot Berger mit einem Retuschepinsel der Stärke 1, wovon sie mehrere bei Tausenden von Arbeitsstunden pro Bild verbraucht.

Margot Berger mit einem Retuschepinsel der Stärke 1, wovon sie mehrere bei Tausenden von Arbeitsstunden pro Bild verbraucht.

Foto: Sebastian Laubert

Malerei ist ihre Leidenschaft. Seit ihrer Jugend im hessischen Alsfeld drückt die Künstlerin Margot Berger ihre Gefühle und Stimmungen mit dem Pinsel aus. Dabei hat die 68-Jährige in ihrem Leben verschiedene künstlerische Strömungen mitgemacht. Pop-Art und psychedelische Kunst in den 60er Jahren und später der Surrealismus haben die Malerin in ihrem künstlerischen Schaffen geprägt. Die Spuren des Surrealismus sind bis heute in ihren Werken sichtbar.

„Am Surrealismus gefällt mir die Genauigkeit der Darstellung, die Räumlichkeit eines Bildes. Das bin ich auch. Darüber hinaus kommt es bei mir auf das Auflösen der sichtbaren Realität an. Jedes meiner Bilder weist Details auf, die den physikalischen Gesetzmäßigkeiten widersprechen“, sagt Berger.

1949 in Gleimenhain in Hessen geboren, wollte die junge Margot Berger nach dem Abitur eigentlich Kunst studieren, stieß aber auf den Widerstand ihres Vaters. So studierte sie in Gießen Kunst und Deutsch fürs Lehramt und unterrichtete – nach ihrem Umzug aus privaten Gründen nach Nordrhein-Westfalen – 1976 an Grundschulen in Köln und Kerpen. Während ihrer Berufstätigkeit konnte sie nur wenig nebenbei malen. Das änderte sich erst mit der Pensionierung 2010. Seit 1999 bewohnt Margot Berger mit ihrem Lebensgefährten Dieter Lucas ein Haus in Witterschlick, in dem sie sich ein helles großes Atelier eingerichtet hat. Dort findet man eine Staffelei vergebens. „Ich kann nur am Schreibtisch malen. Da ich für meine Formen und Linien eine ruhige Hand brauche und genau sein muss. Das geht nur waagerecht“, lacht die Künstlerin. Für jedes Bild benötigt sie eine feste Unterlage: Sie benutzt entweder Holzplatten oder in Rahmen eingespannte Leinwände.

Ruhe, Stille und Distanz zu den Dingen

In ihren Werken zeigen sich mit der Darstellung von Innen- und Außenräumen und dem Zeichnen drei verschiedene Schwerpunkte. Gelegentlich kombiniert Berger alle drei Bereiche miteinander. So sind auf manchen Bildern sowohl Innen- als auch Außenräume („Über allem der Himmel“) zu sehen. „Mir ist es wichtig, immer auch die Weite, das Licht und die Offenheit einer Landschaft mit der Geschlossenheit eines Raumes zu verbinden.“ Als Motiv sind auf vielen ihrer Bilder Wüstenlandschaften aus den verschiedensten Perspektiven („Auf Sand gebaut“, „Fliegender Teppich“, „Kleiner Traum“) zu sehen. Ihre Werke drücken Ruhe, Stille und Distanz zu den Dingen aus.

„Ich möchte etwas darstellen, das in unserer Umwelt zunehmend verloren geht“, so Berger. Ein wesentliches Merkmal ist das Fehlen jeglicher Menschen. Sie hält sich dabei an den Ausspruch der bekannten US-amerikanischen Malerin Georgia O'Keefe: „Meine menschenfreundliche Veranlagung liebt die Welt ohne Menschen.“ Jedes Bild von Margot Berger wird perfekt komponiert. Die Fluchtpunkte – bei einer perspektivischen Abbildung werden räumliche Objekte auf einer ebenen Fläche gedacht – müssen stimmen, dann wird eine Skizze erstellt, und erst dann beginnt der Malprozess, der bei einem Bild auch schon einmal bis zu 100 Stunden dauern kann. „Wenn ich zum Beispiel einen blauen, nach unten heller werdenden Himmel male, muss ich die Farben richtig mischen und die Farben mehrmals aufeinander auftragen. Außerdem soll man das Absetzen des Pinsels nicht sehen. Das dauert.“

Außer ihren Arbeiten, die hier und da immer einen farblichen Blickfang – mal Rot, mal Blau, mal Grün – haben und in denen sie Landschaften und Räume kombiniert, die in ihrer Zusammensetzung so in der Realität nicht zu finden sind, hat Berger seit 2015 mit den „Weißen Bildern“ eine neue Reihe geschaffen. Vorherrschend sind da die Farben Weiß und Grau.

Diese und auch weitere 40 Werke hängen an den Wänden in ihrem Haus. „Ich hänge an jedem einzelnen Bild“, so die Wahl-Witterschlickerin, die 2018 ihre nächste Ausstellung in der Galerie Raasch in Rösberg hat.

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