Interview mit Bernhard Altfeld vom Alfterer Freilichtwandertheater "Wir erwarten richtige Partystimmung"

ALFTER · Das Ortsschild von Lummerland grüßt mitten aus dem satten Grün der Alfterer Höhen. Wer den Buchholzweg erklimmt, entdeckt den Ort aus Michael Endes "Jim Knopf und die Wilde 13", umsäumt von hohen Bäumen.

 Ahoi, Regisseur: Bernhard Altfeld entert die Santa Alfreda, das bespielbare Bühnenschiff des Alfterer Freilichtwandertheaters.

Ahoi, Regisseur: Bernhard Altfeld entert die Santa Alfreda, das bespielbare Bühnenschiff des Alfterer Freilichtwandertheaters.

Foto: Mario Quadt

Das Alfterer Freilichtwandertheater bittet am Sonntag zur Premiere. Kein Wunder, dass bei Regisseur und Produktionsleiter Bernhard Altfeld das Premierenfieber steigt. Mit dem 50-jährigen Schauspieler und Regisseur sprach Mario Quadt.

Die Geschichten und Figuren aus Michael Endes Kinderbuch "Jim Knopf" sind besonders durch die hölzernen Gesten der Marionetten aus der Augsburger Puppenkiste samt hochgerissener Arme an Marionettenfäden eine Kindheitserinnerung für viele Generationen. Ist es als Schauspieler schwer, sich von diesem Vorbild zu lösen?
Bernhard Altfeld: Das finde ich nicht. Ich habe aber auch nicht wirklich alles aus dieser Zeit gesehen. Als Kind habe ich nicht alles geguckt, was aus der Augsburger Puppenkiste kam, weil bei uns kein Fernseher stand. Die Puppenkiste ist total charmant gemacht, aber wir bespielen nicht eine Guckkastenbühne. Bei uns in der Natur hier ist alles viel offener. Lummerland steht mitten in der Landschaft. Wir haben mehr als 100 Mitwirkende und viele, viele Helfer. Die Arbeit vor so einer Premiere ist immens.

Beim Freilichtwandertheater geht es seit jeher ein wenig anders als an anderen Bühnen zu - nicht nur, weil es mehrere Spielorte gibt, sondern auch, weil die Wege zwischen den Spielorten inszeniert sind. Was erwartet die Zuschauer in diesem Jahr?
Altfeld: Es ist ja schon eine Tradition bei uns, dass wir immer ein Vorspiel machen. Bei der Aufführung des "Räuber Hotzenplotz" im vergangenen Jahr war es das bunte Dorfleben mit Markttreiben, Streichen und Rauferei. In diesem Jahr werden die Zuschauer direkt in die Geschichte reingesogen, da es auf einer kleinen Extrabühne Livemusik gibt. Frau Waas ist da, Herr Ärmel und selbst König Alfons macht seine Aufwartung. Anstatt eine Rede zu halten, gibt seine Majestät Lieder zum Besten. Wir haben das mehrfach geübt und erwarten richtige Partystimmung.

Klingt nach recht viel Vorbereitung. Wann kam es zum ersten Denkanstoß, um Jim Knopf auf die Bühne zu bringen?
Altfeld: Im Grunde kam der Denkanstoß schon beim Abschlussfest vom Hotzenplotz. Damals haben wir schon viel diskutiert. Es kam das Gerücht im Ensemble auf, das zweite Buch von Jim Knopf zu nehmen, nachdem wir vor fünf Jahren bereits das erste gespielt hatten. Dann dachten wir, dass es eine gute Idee ist, da sich das Stück gut als Freilichtproduktion eignet.

Und wann gehen die Zuschauer auf Wanderschaft?
Altfeld: Das Tolle für die Kinder ist, dass sie nach gut einer halben Stunde aufstehen können und von Lummerland nach Mandala wandern. Es wird Tee eingeschenkt, die Ohrenputzer sind da, die Blüten der Gelehrsamkeit tauchen auf - so bleiben die Zuschauer in der Geschichte, setzen sich hin und sind wieder voll bei der Sache.

Erstmals sind Flüchtlinge bei der Freilichtwanderbühne mit dabei. Wie kam es zu dieser Idee?
Altfeld: Meine Co-Regisseurin Monika Timme-Hafner hatte mitbekommen, dass in Alfter zwei Flüchtlingsunterkünfte geschaffen worden sind. Die Idee, dort von unserem Theaterprojekt zu berichten, ist unheimlich positiv aufgenommen worden. Es ist sogar seitens des Ensembles organisiert, dass die Gruppe hin- und hergefahren wird.

Wie klappt die Verständigung - reicht die gestenreiche Sprache des Theaters?
Altfeld: Die Kinder können schon relativ gut Deutsch, die übersetzen viel. Außerdem hilft bisweilen Englisch, manchmal reichen Gesten. Und wir haben noch 30 weitere Leute auf der Bühne, die andere an die Hand nehmen.

Vom Marionettentheater kennen wir Tricks wie Klarsichtfolie, die Meereswogen imitieren. Mit welchen Effekten überraschen Sie das Publikum?
Altfeld: Oh, da gibt es so einige. Wir haben einen Fahrstuhl, in den König Alfons einsteigt, es macht Ding Dong und weiter unten steigt er - wieder mit Ding Dong - aus. Es mutet an wie Zauberei. Wir haben eine Windmaschine gebaut, die die pfeifenden Geräusche des Windes erzeugen kann. Wir haben einen Drachen, der raucht und die Augen bewegt. Letztes Jahr haben wir Hotzenplotz sogar verschwinden lassen. Ein befreundeter Magier hat mir bei dem Trick geholfen. Der Clou ist aber der Magnetfelsen, der zieht Aluminium an. Das grenzt tatsächlich an Zauberei.

Zusammen mit Ralf Hafner, der im Stück den Lukas spielt, treten sie seit 1994 als Komikerduo "Die Kavaliere" auf. Alfons Schuhbeck bucht sie regelmäßig für seine Dinnershows. Wie viel von dem Chaos, das sie anrichten, ist einstudiert und wie viel Improvisation?Altfeld: Da ist sehr viel geprobt. Wir machen das seit 25 Jahren. Es entsteht aber auch viel aus dem Moment heraus. Die besten Sachen entstehen aus einer Panne heraus - wenn etwa die Küche nicht fertig ist, um den nächsten Gang zu servieren. Da sind ganze Nummern aus dem Nichts entstanden. Letzten Winter waren wir in Zürich bei Knies "Salto Natale". Wenn 1200 Leute im Zirkuszelt sind und das Dach abheben - das macht schon Spaß.

Zur Person

Bernhard Altfeld erblickte 1964 in Lohr am Main das Licht der Welt, aber das sei "lange her", wie er sagt. In Wuppertal und Bern wuchs er auf und absolvierte in Zürich eine Ausbildung an der Mimenschule Ilg - einer Schule für Bewegungstheater.1994 gründeten Ralf Hafner und er das Komikerduo "Die Kavaliere", die etwa in Alfons Schuhbecks Dinnershow "Palazzo" auftreten. Das Freilichtwandertheater spielte in mehr als zehn Jahren bereits "Die kleine Hexe", "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", "Der kleine dicke Ritter", "Momo", "Ronja Räubertochter" oder auch "Räuber Hotzenplotz".

Am Samstag ist die öffentliche Generalprobe des Stücks, die Premiere steigt morgen, 7. Juni - Beginn jeweils um 15 Uhr. Weitere Vorstellungen sind am 20. und 21. Juni, am 15., 16., 22., 23., 29. und 30. August sowie am 5. September - ebenfalls ab 15 Uhr. Karten gibt es zum Preis von zehn Euro (Kinder von sechs bis 16 Jahren) und 15 Euro (Erwachsene) im Alfterer Reisebüro, Holzgasse 20, Tel. 0 22 22/93 11 31.

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