Freie Christlichen Gesamtschule Alfter Wie Tamar Dreifuss den Holocaust überlebte

ALFTER · In der Aula der Freien Christlichen Gesamtschule in Alfter hatten sich Schüler der siebten und achten Klasse versammelt, um die Lesung mit Tamar Dreifuss zu erleben. Die Holocaust-Überlebende lebt seit 1959 mit ihrem Mann in Deutschland.

Seit 2002 tritt sie bei Veranstaltungen in Schulen auf, um ihre Geschichte zu erzählen.

Die Nachfragen ihrer Enkelkinder haben sie dazu bewegt, ein Kinderbuch zu schreiben. In dem Buch "Die wundersame Rettung der kleinen Tamar 1944" erzählt sie ihre Geschichte. Dass sie die Verfolgung überlebt habe, verdanke sie dem großen Mut und der Courage ihrer Mutter, sagte Dreifuss. Nach dem Tod ihrer Mutter, Jetta Shapiro-Rosenzweig, 1987 übersetzte sie deren Schilderung aus dem Jiddischen ins Deutsche. Aus dem Buch "Sag niemals, das ist dein letzter Weg" las Dreifuss verschiedene Passagen vor.

1938 wurde sie in der litauischen Stadt Wilna geboren. Während ihre Eltern und andere Verwandte zunächst in einem Benediktinerkloster Zuflucht fanden, wurde sie als kleines Mädchen bei einer Tante versteckt. Als das Nonnenkloster von den Nazis aufgelöst wurde, kam die Familie ins Ghetto von Wilna. Ihre Eltern mussten sie bei der Tante abholen. In einem weiteren bewegenden Auszug wird der Abschied vom Vater geschildert. Tamar und ihre Mutter wurden in einem Zug aus Viehwaggons in ein Lager in Estland deportiert.

Auf der Reise versuchte die Mutter zwei Mal vergeblich mit ihrer Tochter zusammen zu fliehen. Nach der Ankunft im Lager mussten die Neuankömmlinge duschen. Nach dem Duschen lief Tamars Mutter zu dem Kleiderhaufen, zog sich und ihre Tochter an und ging mit ihrem Kind an der Hand aus dem Lager ohne aufgehalten zu werden.

Bis zum Ende des Krieges konnte sie dank ihrer Russischkenntnisse auf Bauernhöfen arbeiten, um sich und ihre Tochter zu ernähren. Einmal mussten Sie sich in der Hütte eines Hundes verstecken, der sich mit ihnen sein Essen teilte. "So haben wir überlebt", berichtete Dreifuss.

Nach der Lesung hatten die Schüler die Gelegenheit, Fragen zu stellen. "Haben Sie ein Andenken aus dieser Zeit?", wollte ein Junge wissen. Tamar Dreifuss bejaht dies und zeigt das Gebetbuch und den Rosenkranz, den die Nonnen ihrer Mutter geschenkt hatten. Außerdem zeigte sie Fotos vom heutigen Wilna.

Auf einem sind Bäume zu sehen. "Sie sind die stummen Zeugen der Gräueltaten", sagte Dreifuss deren Großeltern am jüdischen Versöhnungstag 1941 ermordet wurden.

Im Wald bei Ponar (Paneriai) wurden 100.000 Menschen getötet, davon waren 70.000 Juden. Zum Abschluss der bewegenden Lesung sang sie mit den Jugendlichen das Lied "Hevenu shalom alechem".

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