RB48 und RE5 Warum kommt die Bahn zu spät?

BORNHEIM/ALFTER · Gerade in den vergangenen Wochen ärgerten sich Fahrgäste verstärkt über die Bahn - vor allem über die RB48 und den RE5. GA-Mitarbeiterin Jessica Marx fährt selbst regelmäßig mit der Bahn, hat mit Fahrgästen gesprochen, eine Testwoche lang, sieben Tage, alles aufgezeichnet und die Pressestelle der Deutschen Bahn um Erklärung gebeten.

 GA-Mitarbeiterin Jessica Marx fährt regelmäßig Bahn und hat ein Bahntagebuch geführt.

GA-Mitarbeiterin Jessica Marx fährt regelmäßig Bahn und hat ein Bahntagebuch geführt.

Foto: Wolfgang Henry

In der Testwoche ist die Bahn (RB48, RE5) bei vier von neun Fahrten mindestens fünf Minuten zu spät gewesen, einmal sogar 15 Minuten. Ab wann sprechen Sie offiziell von einer Verspätung?
Deutsche Bahn (DB): Pünktlich ist statistisch gesehen eine Bahn noch fünf Minuten und 59 Sekunden nach geplanter Abfahrtszeit. Wir wollen natürlich eine 100-prozentige Pünktlichkeit, auf die Minute genau, aber im Bahnsystem ist das schwer möglich. Generell ist aber zu sagen, dass 90 Prozent aller Nahverkehrszüge pünktlich sind.

Welche Ursachen gibt es für eine Verspätung?
DB: Es gibt drei Ursachen für Verspätungen. Zum einen die Außenwirkungen wie Gewitter, Blitzeinschlag und Bäume, die auf den Schienen liegen, und spielende Kinder. Dann gibt es Auswirkungen, die beim Betrieb liegen, wie Stellwerk- und Weichenstörungen. Es treten auch Betriebsfahrzeugschäden und Türschäden auf, was an den Zügen liegt.

"Der RE5 morgens um 9.13 Uhr ist in circa 50 Prozent der Fälle zu spät, so dass ich sicherheitshalber schon die RB48 um 9.07 Uhr nehme, um pünktlich zu sein", sagt Vanessa Wahlen (23) aus Brühl. Mein Bahntagebuch bestätigt diese Beobachtung. Was ist gerade das Problem beim RE5, das dann weitere Verspätungen anderer Bahnen wie der RB48 nach sich zieht?
DB: Der RE5 fährt von Koblenz nach Emmerich, deckt also eine deutlich längere Strecke ab als andere. Es geht um mehr als nur 50 bis 100 Kilometer wie sonst im Nahverkehr. Mit dem RE5 sind wir selber auch nicht ganz zufrieden und sehen da eine Problematik. Auf der Strecke fährt aber nicht nur Nahverkehr, sondern auch Fern- und Güterverkehr. Gründe für Verspätungen in letzter Zeit waren zum einen das Hochwasser im Osten, weshalb die Abfahrtzeiten im Fernverkehr geändert wurden, was sich auch auf den Fahrplan im Nahverkehr ausgewirkt hat. Zum anderen die starken Bautätigkeiten vor allem im Sommer, die zu Fahrtzeitverzögerungen führen.

Bemüht man sich, die Verspätung auf der Strecke wieder aufzuholen?
DB: Aufholen ist schwierig. Die Fahrtzeiten sind eng getaktet, die Strecken besonders in NRW sind stark belegt. Wenn wir beim Nahverkehr zwei Minuten für das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste berechnen und manchmal viel Betrieb ist, wird es noch knapper.

Viele Fahrgäste fragen sich, wie es möglich ist, dass so oft eine Stellwerkstörung Grund für Verspätungen ist. Was genau verbirgt sich dahinter und wie kommt es zu solch einer Störung?
DB: Sobald wir keine Signale senden können, geben wir die Information einer Stellwerkstörung raus und betreiben sofort Ursachenforschung. Manchmal hat es sogar mit geklauten Signalkabeln zu tun. Moderne Stellwerke laufen über den Computer. Der kann abstürzen. Bei älteren Stellwerken fallen manchmal Bauteile aus. Solche Störungen kündigen sich nicht an und sind einfach plötzlich da. Daher kommen die Infos sehr kurzfristig. Besonders viele Stellwerkstörungen im Fall der Strecke des RE5 können wir statistisch aber nicht bestätigen.

In den letzten Wochen gab es Fälle, einen habe ich miterlebt, in denen die Bahn in Sechtem wegen einer Stellwerkstörung stehenbleiben musste. Die Fahrgäste saßen fest und hatten keine Möglichkeit, auf andere öffentliche Transportmittel zu wechseln. Wären sie früher informiert worden, hätten sie eventuell in Brühl umsteigen können, wo mehr Anschlüsse zu anderen Verkehrsmitteln angeboten werden. Außerdem werden manchmal Verspätungen erst auf der Infotafel angezeigt, wenn die Bahn schon einfährt. Warum hapert es so bei der Kundeninformation?
DB: Wir sind dabei, unsere Kollegen dahingehend noch mehr zu schulen. Wir haben schon einiges verbessert. Durch das Konjunkturpaket konnten an Bahnhöfen wie auch Roisdorf, Brühl und Sechtem dynamische Schriftanzeiger angebracht werden. Die Infos sollten zeitnah geschehen. Wir arbeiten aber auch noch an der Software, damit die Informationen nicht zu spät kommen. Durchsagen, zum Beispiel in Sechtem, finden nicht statt, da Warndurchsagen Priorität haben.

Infos für Fahrgäste stehen auf den Internet-Seiten der Deutschen Bahn

Arbeiten auf der Strecke der RB23

Fahrgäste der Regionalbahnlinie 23 müssen wegen Bauarbeiten an der Strecke Bonn-Euskirchen bis Montag, 29. September, mit Behinderungen rechnen. Zurzeit verkehren zwischen Bonn und Witterschlick die Züge nur eingleisig. Das führt zum eingeschränkten Betrieb zwischen Bonn und Rheinbach mit nur zwei Zügen pro Stunde in jede Richtung. Schienenersatzverkehr soll dies ausgleichen. Nach dem 29. September fahren bei eingleisigem Betrieb zwischen Bonn und Witterschlick wieder drei Züge auf der Strecke Bonn-Rheinbach. In den Sommerferien 2014 soll die Strecke voll gesperrt werden.

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