Manchmal dauert es viele Jahre Verein in Alfter hilft psychisch Kranken bei Jobsuche

Alfter · Der Verein „Hilfe für psychisch Kranke Bonn/Rhein-Sieg“ hilft Betroffenen bei der Integration ins Arbeitsleben. Unterstützung bietet zudem das Jobcenter mit einem Coach und Weiterbildungskosten bis zu 3000 Euro.

 Machen sich vor Ort ein Bild: Vertreter der Agentur für Arbeit, des Jobcenters Bonn und des Vereins „Hilfe für psychisch Kranke Bonn/Rhein-Sieg“ zu Besuch auf dem Bildungs- und Begegnungshofs „Stallgespräch Alfter“.

Machen sich vor Ort ein Bild: Vertreter der Agentur für Arbeit, des Jobcenters Bonn und des Vereins „Hilfe für psychisch Kranke Bonn/Rhein-Sieg“ zu Besuch auf dem Bildungs- und Begegnungshofs „Stallgespräch Alfter“.

Foto: Axel Vogel

Maria L. hat ihre berufliche Heimat gefunden. Seit Anfang des Jahres ist sie Mitarbeiterin des Bildungs- und Begegnungshofs „Stallgespräch Alfter“. Jeden Vormittag füttert und tränkt die Bonnerin Esel, Hühner und Co., sorgt für die notwendige Stallhygiene und gibt Ziege Heidi und Lamm Ida die notwendigen Streicheleinheiten. Der Weg dahin war jedoch steinig und voller Rückschläge.

Denn Maria L. leidet seit Langem an einer psychischen Erkrankung. 17 Jahre dauerte es, bis sie auf dem ersten Arbeitsmarkt wieder Fuß gefasst hat. Das verdankt sie dem Verein „Hilfe für psychisch Kranke Bonn/Rhein-Sieg“ (HfpK), der seit 35 Jahren mit einem sogenannten Externen Arbeitstraining Betroffenen individuell zugeschnittene Hilfe bietet und diese langsam, behutsam und nach eigenem Vermögen in die Arbeitswelt zurückführt.

Arbeitsfähigkeit in Trainings erproben

Beim Arbeitstraining können Menschen mit einer chronischen psychischen Erkrankung oder Behinderung zwischen drei Monaten und maximal zwei Jahren ihre Arbeitsfähigkeit unter den Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes erproben.

Bis Maria L. die Unterstützung der Bonner Ehrenamtlichen in Anspruch genommen hat, verging einige Zeit. Zunächst hat sie beim Bonner Verein für gemeindenahe Psychiatrie ein berufliches Profiling durchlaufen, bei dem sie ihre Neigung, mit Tieren zu arbeiten, herausfand. In einem Arbeitstraining des Jobcenters kümmerte sich Maria L. dann in einer Imkerei um die dort lebenden Tiere.

„Dort war ich nach Ende der Maßnahme noch kurz ehrenamtlich tätig. Dann hatte ich beruflich ein Jahr lang nichts mehr zu tun. Dieser Leerlauf hat mir nicht gut getan“, erzählt sie. Das änderte sich, als ihr Arbeitsvermittler beim Jobcenter einem weiteren Arbeitstraining zustimmte, sie beim HfpK landete und durch dessen Vermittlung beim „Stallgespräch Alfter“.

Arbeitstraining beim„Stallgespräch Alfter“

Ein Glück, wie Maria L. und ihre Chefin Ulrike Kreysa als Leiterin des „Stallgesprächs“, nicht oft genug betonen können. Die Kosten für die sozialversicherungspflichtige Stelle übernimmt nach dem neuen Teilhabechancengesetz, das zum 1. Januar in Kraft getreten ist, die Bundesagentur für Arbeit. Dadurch sollen langzeitarbeitslose Frauen und Männer neue Beschäftigungsperspektiven erhalten. Finanziell kann die Arbeitsstelle bis zu fünf Jahre gefördert werden.

„Wir möchten den Menschen auch genügend Zeit geben, sich einzugewöhnen und auf Dauer in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse zu kommen“, betont Melanie Agurks vom Bonner Jobcenter. Bis heute läuft die Betreuung von Maria L. engmaschig. So zahlt das Jobcenter mit Françoise Baggeler eine beschäftigungsbegleitende Betreuung, sprich Coaching, und Weiterbildungskosten bis zu 3000 Euro. „Ich finde es gut, dass wir fünf Jahre Zeit haben, das Projekt auf gesunde Füße zu stellen“, sagt auch Kreysa. Schon beim Externen Arbeitstraining konnte Maria L. zeigen, dass sie für die Tätigkeit bestens geeignet ist.

Noch gilt das Angebot des Externen Arbeitstrainings, das auf einer Vereinbarung zwischen der trainierenden Person, dem HpfK und dem Arbeitstrainingsplatzanbieter basiert, nur für Bonner Betroffene. „Für jeden Menschen suchen wir dann seinen Bedürfnissen und Wünschen entsprechende Arbeitstrainings“, erklärt Christa Büscher vom HfpK. Die Kosten übernehmen die Stadt Bonn und das Jobcenter. 48 Trainingplätze stehen den Klienten insgesamt zur Verfügung. Mit 81 Teilnehmern lag die Auslastung des Arbeitstrainings 2017 bei 98,8 Prozent. Für 2018 erwartet der Verein ähnliche Zahlen. Laut Angela Ehlert vom Vereinsvorstand kommen auch aus dem Rhein-Sieg-Kreis immer mehr Anfragen Betroffener, die bisher nicht berücksichtigt werden können.

Über eine Kooperation mit dem Kreis habe man, so Büscher, allerdings schon nachgedacht. „Psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Daher ist es wichtig, dass wir solche Angebote wie das Externe Arbeitstraining haben“, machte Angela Ehlert vom HpfK-Vorstand deutlich.

Wer an einem Externen Arbeitstraining des Vereins „Hilfe für psychisch Kranke Bonn/Rhein-Sieg“ teilnehmen möchte, kann sich per E-Mail an Christa Büscher unter christa.buescher@hfpK.de wenden.

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