Nostalgie am Weichenhebel Stellwerkmuseum im alten Bahnhof Witterschlick

ALFTER-WITTERSCHLICK · Wir befinden uns im Bahnhof Witterschlick in den 60er Jahren: Der Befehlsstab des Zugführers geht in die Höhe und es ertönt ein Pfiff. Bevor der Zug den Bahnhof verlassen kann, müssen im Stellwerk allerdings noch viele Hebel betätigt werden.

 In der damaligen Berufskleidung der Eisenbahner: Ein Kollege verschenkt am Verkaufsschalter im Stellwerkmuseum alte Bahnfahrkarten.

In der damaligen Berufskleidung der Eisenbahner: Ein Kollege verschenkt am Verkaufsschalter im Stellwerkmuseum alte Bahnfahrkarten.

Foto: Roland Kohls

2014 funktioniert das computergesteuert. Die Technik von damals ist im Stellwerkmuseum Witterschlick aber noch original erhalten. Am Sonntag waren Interessierte zum Besuch eingeladen. Viermal im Jahr öffnen die Inhaber Albert und Annette Söhngen unter der Mitarbeit von Stefan Ingenfeld, Ferdi Heuser und Olaf Ludwig das kleine Museum für Gäste. Unter dem Titel "Stöbern und Finden" gab es dieses Mal zudem einen kleinen Eisenbahnflohmarkt. Dort konnten eine Modellbahn, Uniformteile früherer Kleidung der Bahnbeamten und Fachbücher gekauft werden.

Bei einer Demonstration der Technik an den originalen Weichen- und Signalhebeln von 1957 wurde vor allem deutlich, dass die Arbeit körperlich anstrengend war. "Während einer Schicht musste man bis zu 350 Hebelbewegungen ausführen. Bei einem 15-Minuten-Takt der Züge kam man schon ganz schön ins Schwitzen", so Albert Söhngen, der, bis die Stellwerksanlage 2011 abgeklemmt wurde, selbst dort arbeitete.

Auch Peter Odenthal aus Volmershoven hat die damalige Zeit noch gut im Gedächtnis. Der 99-Jährige erinnert sich daran, wie er seinen Vater bei der Arbeit am Bahnhof Kottenforst besuchte, wo dieser bis 1924 tätig war. "So ähnlich war es ja auch am Bahnhof Kottenforst. Da haben wir viel gespielt früher", so Peter Odenthal. Sein Großvater Wilhelm Scheeben hat den Bahnhof Witterschlick 1903 als Maurer noch mit erbaut. Peter Odenthal stieg hier immer ein und aus auf dem Weg zu seiner Arbeit als kaufmännischer Lehrling in Bonn. "Ich habe alle Veränderungen am Bahnhof miterlebt", so Odenthal.

Das kleine Museum führen die Inhaber als Hobby. Da ist es schön, wenn Gäste wie Reiner Buch bei ihrem Besuch eine große Tüte mit originalem Zubehör der damaligen Zeit mitbringen und dem Museum spenden. "Ich habe die Sachen von meinem Schwiegervater. Da sind einige Schirmmützen verschiedener Nationalitäten dabei und eine Modelleisenbahn", so der Bornheimer. Albert Söhngen freut sich über die Spende. "Es kommen öfters mal Menschen, die noch Sachen aus der damaligen Zeit haben, mit denen sie nichts anfangen können. So kann sich hier ein kleines Archiv bilden."

Reiner Buch hat das Museum gemeinsam mit Barbara Schacht zum ersten Mal besucht. "Das Gebäude ist sehr schön renoviert und es war ein interessanter Vortrag. Dass alles noch original erhalten ist, ist toll. Das sieht man sicherlich kaum noch in der Gegend", so der 58-Jährige.

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