Schwerlastverkehr in Witterschlick Wester Werke würden sich finanziell an Entlastungsstraße beteiligen

Alfter · Die Freien Wähler Alfter bringen zur Frage des Schwerlastverkehrs zu und von den Wester Werken in Witterschlick eine weitere Variante ins Spiel. Die Anwohner sind teilweise skeptisch.

 Am Bahnübergang am Witterschlicker Bahnhof könnte möglicherweise eine Entlastungsstraße von der Servaisstraße zu den Wester Werken führen.

Am Bahnübergang am Witterschlicker Bahnhof könnte möglicherweise eine Entlastungsstraße von der Servaisstraße zu den Wester Werken führen.

Foto: Christoph Meurer

Sandra Semrau und Bolko Graf Schweinitz hatten es nicht immer leicht an diesem Abend. Schließlich mussten sie sich mehrmals anhören, sie erweckten den Eindruck, Pressesprecher der Firma Wester zu sein. Dabei sind sie bekanntlich Vorsitzende und Fraktionschef der Freien Wähler Alfter. Und es war die Wählergemeinschaft, die zum Thema Wester Werke ins Rathaus eingeladen hatte.

Produktionslärm und Schwerlastverkehr durch die Dorfstraßen: Seit langem kritisieren Anwohner aus Witterschlick und Volmershoven-Heidgen die Firma Wester, die mit dem Mineral Korund arbeitet. Sind Versammlungen oder politische Gremiensitzungen zu dem Thema sonst gut besucht, hatten sich an diesem Abend nur rund 20 Männer und Frauen – inklusive Kommunalpolitiker und Bürgermeister Rolf Schumacher – im kleinen Sitzungssaal des Rathauses eingefunden. Dabei hatten die Freien Wähler eine durchaus interessante Nachricht zu verkünden.

 Idee für eine Entlastungsstraße

Idee für eine Entlastungsstraße

Foto: GA/GA/ Quelle: OSM/Freie Wähler Alfter

Die Wester Werke wären nach Aussage der Freien Wähler bereit, sich am Bau einer Entlastungsstraße zu ihrem Firmengelände zu beteiligen. Nach den Vorstellungen der Wählergemeinschaft könnte eine solche Straße möglicherweise in Verlängerung der Servaisstraße hinter dem Bahnübergang direkt zu den Wester Werken führen, eventuell auch mit einer Anbindung an die Hauptstraße (siehe Grafik). Möglicherweise könnte eine solche Straße auch über den Grünen Weg in Heidgen verlaufen, gab Graf Schweinitz zu bedenken. Letztlich könnte man das aber erst genauer sagen, wenn es erste Pläne und Kostenschätzungen gebe, hieß es weiter.

Wie Semrau sagte, gehe es den Freien Wählern um „mögliche Wege zur Entschärfung der Situation“. Mit der Abwehrhaltung der Gemeinde gegen die von der Firma geplante Lagerhalle geht das den Freien Wählern nach jedenfalls nicht. Wie berichtet, hat sich die Kommunalpolitik – im Schulterschluss mit der Gemeindeverwaltung – gegen einen Bauantrag der Wester Werke für eine Halle ausgesprochen. Die Entscheidung obliegt indes dem Rhein-Sieg-Kreis. „Ob die Halle gebaut wird oder nicht, ändert an der jetzigen Situation nichts“, so Semrau.

Die Idee einer Straße stieß auf ein geteiltes Echo. Eine Frau fragte, ob die dafür vorgesehene Fläche nicht ein Wasserschutzgebiet sei. Eine neue Straße ändere nichts an den Schallimmissionen durch die Firma, meinte ein Mann. Der Verkehr werde nun verlagert, so eine weitere Aussage. Die Gemeinde sei im Haushaltssicherungskonzept und habe kein Geld, war ebenso zu hören. Ein Besucher der Versammlung sprach sich für die Straße aus – damit der Schwerlastverkehr nicht mehr durch das Geltorfviertel fahre. „Vor meiner Haustür sind zwei dicke Rillen in der Straße. Die werden immer dicker“, sagte er, auch im Sorge um seine Enkelkinder.

Auf den Tisch kam auch erneut der Wunsch beziehungsweise die Forderung aus der Anwohnerschaft nach einem Umzug der Firma. Bekanntlich lehnt das Unternehmen das aus finanziellen Gründen ab. Die Firma habe anderswo doch ganz andere Entwicklungsmöglichkeiten, so eine Meinung „Wenn Wester nicht umziehen will, ist der Druck der Bevölkerung noch nicht groß genug“, meinte ein Anwesender. Semrau erwiderte: „Sie werden mit uns keine Kriegsführung gegen die Wester Werke erleben.“

Zuvor hatte Graf Schweinitz bereits betont: „Die Wester Werke werden wir dort nicht wegbekommen.“ Schumacher bestätigte, dass Wester bereit wäre, sich in noch nicht erklärter Höhe an einer Straße zu beteiligen. Zugleich zitierte er aus einer E-Mail der Firma. Demnach habe sich das Unternehmen 1973 mit 2500 Mark am Ausbau der Heerstraße beteiligt. Eine Beteiligung an der aktuellen Sanierung der Kottenforststraße habe man abgelehnt, sagte Schumacher weiter.

Auf GA-Anfrage bestätigte Firmenchef Harald Wester die Bereitschaft zur Beteiligung an einer Straße. „Die Höhe ist abhängig von den Baukosten“, sagte er. Bezüglich der Heerstraße habe man keine Buchhaltungsunterlagen mehr, wohl aber eine andere örtliche Firma. Demnach seien damals bis zu 80 000 Mark als Beteiligung an der Straße unter vier Firmen aufgeteilt worden. Dass mehr Schwerlastverkehr durch das Witterschlicker Geltorfviertel fahre, habe mit der „politisch gewollten“ Einengung der Kottenforststraße in Volmershoven-Heidgen zu tun, so Wester. Zu einer Beteiligung daran sei man nicht gefragt worden. Wie berichtet, haben die Freien Wähler nicht nur die Prüfung einer Entlastungsstraße vorgebracht, sondern auch die Idee einer Mediation zwischen der Firma und den Anwohnern, also einer qualifizierten Streitschlichtung. Einem solchen Verfahren verschließe er sich nicht grundsätzlich, so Wester weiter.

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