Alanus-Hochschule Schauspieler drehen in Bonn und Rio einen Spielfilm

BONN · "Siebenundfünfzig-Sechs - die Eins, bitte Ruhe!" ruft Regisseur Jörg Kobel, und die Szene beginnt. Die jungen Schauspieler verwandeln sich in Figuren aus dem Spielfilm "Retorno - Von Rio zurück zum Rhein".

Film ab: Für eine Szene hat sich das Ladenlokal in der Friedrichstraße in eine Fotogalerie verwandelt.

Film ab: Für eine Szene hat sich das Ladenlokal in der Friedrichstraße in eine Fotogalerie verwandelt.

Foto: Barbara Frommann

Er erzählt die wahre Geschichte eines Brasilianers, der in der DDR geboren und als Baby über die Grenze in den Westen geschmuggelt wurde. Nach 28 Jahren in Brasilien sucht er in Bonn nach Spuren seiner Vergangenheit. Die Schauspieler sind vor allem Studierende der Alanus-Hochschule in Alfter - für acht ist es ihre Diplomarbeit.

Die Drehtage sind eng getaktet und führten die Crew schon auf den Drachenfels, den Münsterplatz und die "MS Moby Dick". Diesmal ist ein Ladenlokal in der Friedrichstraße 41 zur Fotogalerie umgestaltet. Die Scheinwerfer strahlen hell, Kabelgewirr liegt auf dem Boden.

Alanus-Professor René Harder ist für die Regie zuständig und zufrieden mit seinen Schützlingen. Und auch mit dem einzigen "dazu gecasteten" Schauspieler: der Brasilianer Alex Mello, 27, spielt die Hauptrolle und hat nach einer Vorlage von Adriana Nunes auch das Drehbuch verfasst. "Durch die Geschichte sollen die Leute einen anderen Blick auf Brasilien bekommen", erklärt er in fast perfektem Deutsch, "und Einblicke in das Thema Fremdheit."

Absolventin Johanna Martin, 23, freut sich, dass ihre Rolle sie im Mai nach Rio führt, wo 20 der etwa 100 Filmminuten spielen. Danach hat sie ein Engagement am Kommödchen Düsseldorf. "Dann muss ich zum ersten Mal Tag für Tag anwenden, was ich in Alfter gelernt habe." Jörg Kobel kann ihr versichern, dass es eine Menge war.

"Die schauspielerische Qualität der Klasse ist außergewöhnlich hoch - besser als vieles, was ich von den freien Gruppen in Köln kenne. Mit neun Dozenten auf 30 Schüler sind sie rundum betreut. Das merkt man." Alanus-Gründungsdirektor Prof. Dr. Marcelo da Veiga spitzt bei diesem Kompliment die Ohren - und konzentriert sich dann wieder auf seine Szene. Er spielt im Film seiner Studenten einen Galeriebesucher.

Sonntagabend wurde auf dem Arkema-Gelände an der Siemensstraße die Szene gedreht, in der das Baby 1987 über die Grenze geschmuggelt wurde.

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