Gefahrenstellen und Defizite Radeln ist nicht überall im Vorgebirge ein Vergnügen

Alfter/Bornheim · Welche Probleme gibt es für Radfahrer in Alfter und Bornheim? Experten des ADFC berichten über Gefahrenstellen und Defizite.

Die Alfterer lieben ihre Gemeinde. Davon sind Till Osthövener (51) und Hans Peter Müller (65) überzeugt. Die zwei Alfterer teilen sich das Amt des Ortsgruppensprechers des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Alfter. Weil die Alfterer ihre Gemeinde mögen, nähmen sie auch das Rad. Schließlich gebe es innerorts viele Kurzstrecken. „Beim Fahrradklimatest hat sich die Gemeinde im Zeitraum von 2016 bis 2017 verbessert. Es tut sich unterm Strich was“, sagt Osthövener.

Seiner Ansicht nach könnten aber beispielsweise die Radwege zum Zentrum von Alfter-Ort verbessert werden. „Ich bin davon überzeugt, dass auch die Gewerbetreibenden von den Fahrradfahrern profitieren, wenn sie Abstellmöglichkeiten wie solche an der Öffentlichen Bücherei St. Matthäus aufstellen würden“, ergänzt er, bevor es aufs Rad geht. Während einer einstündigen Tour machen er und Müller auf Defizite für Radler aufmerksam.

Start ist am Laurentiusweg. Über den Rheinweg geht es in Richtung Rathaus. Der Rheinweg ist ein Wirtschaftsweg, der nicht nur von Radlern und Fußgängern, sondern auch von Landmaschinen genutzt wird. Nachteil: Dicke Erdklumpen liegen auf dem Weg. Statt gemütlich geradeaus müssen Müller und Osthövener im Slalom fahren. „Es gibt Berichte von Fahrradfahrern, die wegen des Drecks vom Rad gestürzt sind und sich an der Hand verletzt haben“, berichtet Müller. Damit so was künftig nicht passiert, suche er das Gespräch mit Landwirten. Einer habe sich aufgrund der Kritik eine Kehrmaschine angeschafft.

"Die Bushaltestelle sollte versetzt werden"

Kurz bevor der Rheinweg in die Alfterer Straße mündet, hält Osthövener an. Der Bürgersteig ist zu schmal, um zur Mittelinsel zu kommen. „Die Bushaltestelle sollte versetzt werden, damit man vernünftig die Straße überqueren kann. Meine Kinder würde ich hier nicht mit dem Rad rüberlassen – viel zu gefährlich“, erklärt er. Damit Pendler künftig auf das Fahrrad umsteigen, bietet die geplante Radpendlerroute (siehe Infokasten) eine Alternative zum Auto. Die Route soll, wie berichtet, überwiegend parallel zur Stadtbahnlinie 18 von Bornheim über Alfter nach Bonn verlaufen.

Ein Teil der Strecke existiert in Alfter bereits. Müller und Osthövener radeln auf der Straße Am Bähnchen in Richtung K 12 n. Einen technischen Clou soll es an der Trasse der Linie 18 geben: Eine zweispurige Brücke für Fahrradfahrer soll angebracht werden. „Das ist eine Variante, um besser über die Straße zu kommen. Denn die Route geht hinter der Kreisstraße weiter“, sagt Osthövener. „Natürlich kann man auch die etwa 600 Meter in Richtung Kreisverkehr fahren.

Aber das ist ein Umweg. Wer pendelt, hat nicht die Zeit, Umwege zu fahren. Man will schnell und unkompliziert von A nach B kommen“, ergänzt Müller. Der ADFC hat nach eigener Aussage ein gutes Verhältnis zur Gemeindeverwaltung. „Wir haben ihr einen 20-Punkte-Plan vorgelegt, was alles für Radler verbessert werden kann. Wir sind uns schon darüber bewusst, dass wir nicht alles, was wir wollen, auch morgen bekommen. Da müssen wir schon dicke Bretter bohren“, sagt Müller.

Niedischer Blick gen Niederlande

Stets rund läuft es für Radler in Bornheim auch nicht. Damit sich etwas ändert, setzt sich die ADFC-Ortsgruppe Bornheim für die Belange der Radler ein. Einer von ihnen ist Stefan Wicht (66), Pressesprecher der Ortsgruppe. Mit ihm geht es auf dem Fahrrad durch die Vorgebirgsstadt. Ein Knackpunkt auf der Tour ist die Kreuzung Bonner Straße/Herseler Straße/Siegesstraße. „Der Radweg hört ganz abrupt auf“, kritisiert Wicht. Für unerfahrene Radler sei das ein Risiko – vor allem, wenn Schwerlastverkehr unterwegs sei. Entlang der Königstraße schwärmt Wicht von den fahrradfreundlichen Zuständen in den Niederlanden.

Er berichtet von einem Video, das einen Schulhof zeigt, auf dem ausreichend Fahrradständer für die Schüler stehen. So etwas würde er sich für Bornheimer Schulen auch wünschen sowie, dass die Jungen und Mädchen mehr mit dem Rad zum Unterricht kommen statt mit dem Elterntaxi. „Schwierig wird es allerdings für Kinder, die in einem Ortsteil wohnen, der keine gute Anbindung hat“, räumt Wicht ein.

Obwohl der sanierte Einbahnstraßenabschnitt der Königstraße von Radlern auch in die Gegenrichtung benutzt werden darf, trauen sich laut Wicht unsichere Fahrer das nicht. „Sie nehmen den Bürgersteig oder lassen das Fahrrad stehen“, ergänzt er. Der Grund: Es gibt keinen markierten Schutzstreifen. „Die Straße ist etwa 4,50 Meter breit. Ein 1,50 Meter breiter Radweg, rot markiert, würde schon helfen“, sagt er und radelt in Richtung Supermarkt auf dem Peter-Hausmann-Platz. Dort gibt es nur wenige Fahrradständer.

Schild weist in die falsche Richtung

Für Wicht ist auch das ein Grund, warum Bornheimer eher das Auto nehmen. Die Folgen: Staus, Gerangel um die Parkplätze und vermehrt CO2-Emissionen. „Es ist absolut zumutbar, mit dem Rad hier einkaufen zu gehen. Es fehlt an Tradition, Gewohnheit und vielleicht auch an Vorbildern, Einkäufe im Nahbereich mit dem Rad zu erledigen“, so Wicht.

Wenig später hält er an der Ecke Landgraben/Reuterweg. Ein Straßenschild, das den Radweg nach Hürth und Sechtem auszeichnet, zeigt in die falsche Richtung. Wicht greift zum Handy und ruft eine kostenlose Servicenummer des Landesbetriebs Straßenbau NRW an, die auf einem Aufkleber auf dem Pfosten steht. Er gibt das Problem durch. „Ich bin mal gespannt, ob die das Schild drehen. Das letzte Mal, dass ich wegen des Schildes angerufen habe, war vor zwei Jahren“, sagt er und schwingt sich wieder auf sein Rad.

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