Bauantrag in Alfter zurückgewiesen Politiker sind gegen Erweiterung der Wester Werke

Alfter · Mit großer Mehrheit hat sich der Alfterer Ausschuss für Gemeindeentwicklung am Donnerstagabend gegen einen Bauantrag der Wester Werke gestellt. Anwohner kritisieren die Firma seit Jahren wegen des Lieferverkehrs mit großen Lkw durch die engen Dorfstraßen.

 Mit Plakaten protestieren Anwohner in Witterschlick gegen die Wester Werke.

Mit Plakaten protestieren Anwohner in Witterschlick gegen die Wester Werke.

Foto: Christoph Meurer

Man kann es durchaus als Kampfansage an die Firma Wester bezeichnen. Mit großer Mehrheit hat sich der Alfterer Ausschuss für Gemeindeentwicklung am Donnerstagabend gegen einen Bauantrag der Firma gestellt. Zwar ist die Gemeinde letztendlich gar nicht zuständig, allerdings wurde bei der Sitzung im Ratssaal deutlich, dass weite Teile der Politik und die Gemeindeverwaltung bereit sind, viel zu unternehmen, um die Erweiterung des Unternehmens an der Witterschlicker Heerstraße zu verhindern.

 Darum geht es: Bekanntlich war die Firma Wester einst ein Tonabbauunternehmen. Heutzutage arbeitet sie mit Korund. Das Mineral kommt unter anderem in der feuerfesten Industrie, bei Schleif- und Sandstrahlmitteln oder in Laminatböden zum Einsatz. Nun will die Firma eine rund 21,5 Meter lange und rund 47 Meter breite Halle bauen, die nach Aussage von Firmenchef Harald Wester ausschließlich zur Lagerung dienen soll. Produktion sei in dem Gebäude nicht vorgesehen. Die zuständige Genehmigungsbehörde ist der Rhein-Sieg-Kreis. Die Gemeinde wird in dem Verfahren insofern beteiligt, als dass sie ihr Einvernehmen zu dem Vorhaben erteilen oder verweigern kann. Auswirkungen auf den Bauantrag hat das aber nicht, der Kreis bleibt die Entscheidungsinstanz. Wie mehrfach berichtet, kritisieren Anwohner aus Witterschlick und Volmershoven-Heidgen die Firma seit Jahren wegen des Lieferverkehrs mit großen Lkw durch die engen Dorfstraßen sowie Produktionsgeräuschen.

■ Die Sitzung: Bürgermeister Rolf Schumacher untermauerte die ablehnende Haltung der Gemeindeverwaltung. Zur Sitzung hatte die Verwaltung das schriftlich begründet. So widerspreche die Erweiterung auf landwirtschaftlichen Flächen beziehungsweise im Landschaftsschutzgebiet den Vorgaben des Flächennutzungsplans. Überdies sei nicht klar, welchen Zwecken die Halle dienen solle. Auch seien die Gutachten zu Umwelt- und Lärmschutz nicht ausreichend. Aus seiner Sicht seien das nachvollziehbare Argumente, sagte Schumacher. Unterstützung erhielt er von der CDU-Fraktion. Sie hatte zur Sitzung ebenso einen Ablehnungsantrag vorgelegt und diesen mit vielen Argumenten unterfüttert. CDU-Ratsmitglied Jan Duensing unterstellte der Firma Wester eine „Salami-Taktik“ zur Betriebserweiterung. Es gehe nur formal um die Genehmigung des Anbaus einer Halle. Überdies gebe es dort, aufgrund des früheren Tonabbaus, keinen sicheren Baugrund, so Duensing weiter. Auch sei der Brandschutz nicht gewährleistet, und es stehe zu vermuten, dass sich auf dem Gelände archäologische Funde machen ließen. Die Qualität der Gutachten nannte Duensing „lächerlich“. Bernhard Schürmann (UWG) stimmte in die Kritik ein. Die Gemeinde solle etwa beim Kreis nachhaken, wie es um die Entwässerung und die Entsorgung von Produktionsabfällen bei der Firma steht. Paul Breloh (FDP) forderte die Klarstellung, dass man der Ansicht sei, dass der Betrieb im Landschaftsschutzgebiet keine Privilegierung mehr habe. „Auch wir streben eine Erweiterung da oben nicht an“, sagte Wilhelm Windhuis (Grüne). Er beantragte letztlich erfolgreich, dass die Gemeinde Rechtsmittel einlegen soll, falls der Kreis den Bauantrag genehmigt, also dagegen klagt.  Peter Grosse-Wiesmann (SPD) befand, dass mit der geplanten Halle der Firmenstandort verfestigt werde.

■ Die Freien Wähler: Lediglich die Freien Wähler schlugen andere Töne an. Sicher nehme man die Belastung der Anwohner sehr ernst, sagte Sandra Semrau. Allerdings fühle sie sich von Bürgermeister Schumacher verschaukelt. Er inszeniere eine „Schmierenkomödie“, da es ein Ergebnis im Sinne der Bürger nicht gebe werde. Dieser Eindruck werde aber erweckt. Die Bauvoranfrage der Firma Wester sei vom Kreis längst positiv beschieden worden, so Semrau. Der Kreis wisse um das Klagerisiko in dieser Sache. Aus Sicht der Freien Wähler müsse die Politik eine Lösung im Sinne der Firma Wester und der Bürger suchen. Aus diesem Grund beantragen sie, den Bau einer Entlastungsstraße zur Firma zu prüfen sowie ein Mediationsverfahren durchzuführen, um den Konflikt zwischen dem Unternehmen und den Anwohnern zu lösen. Mit beidem wird sich der Gemeinderat am Donnerstag, 5. Dezember (18 Uhr, Ratssaal) befassen.

 Wie es weitergeht: Gegen die Stimmen der Freien Wähler beziehungsweise bei deren Enthaltung beschloss der Ausschuss sämtliche Stellungnahmen von Verwaltung und Politik gegen den Bauantrag sowie die Option der Rechtsmittel. „Das ganze Paket wird so auf den Weg gebracht“, sagte  Ausschussvorsitzende Luise Wiechert. Nun ist der Kreis am Zug.

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