Werner Jaroch Ortsvorsteher hat Nachschlagewerk zum Alfterer Platt geschaffen

ALFTER · "Et jiddere - Es gibt da Leute ..." gehört zu den Lieblingsausdrücken von Werner Jaroch. Insbesondere in dieser Kombination: "Et jiddere, die han se netmi all." Das gilt natürlich nicht für den Ortsvorsteher und Vorsitzenden des Fördervereins "Haus der Alfterer Geschichte".

Jaroch hat sehr wohl noch alle Tassen im Schrank. In dreijähriger Arbeit hat er ein Nachschlagewerk zum Alfterer Platt geschaffen und seine erste Fassung Anfang des Jahres ins Internet gestellt: Platt - Hochdeutsch/Hochdeutsch - Platt. Zum Nachlesen, zum Mitmachen und zum Korrigieren.

"Sie glauben gar nicht, wie viel Arbeit das war", berichtet der 68-Jährige. Mit Blick auf mehr als 3000 Einträge plus Übersetzung, zuzüglich Redensarten, Straßennamen, Geburtstagsreimen und weiteren Spezialausdrücken sind Zweifel indes nicht angebracht. Jedes Wort, das Jaroch einfiel, hat er flugs notiert und gegebenenfalls dessen Bedeutung und Übersetzung recherchiert.

Dank der Unterstützung von seiner Familie, der Ur-Alfterin Ida Lohmüller (83) und anderen Bürgern gibt es die Alfterer Umgangssprache nun zum Nachschlagen, aber nicht in Stein gemeißelt. "Es handelt sich um Entwürfe mit Fehlern - gar vielen Fehlern, die dem Autor bitte mitgeteilt werden möchten", stellt Jaroch klar. Er lädt deshalb ausdrücklich zur Ergänzung und Verbesserung der Dokumentation ein.

Jaroch versteht seine Zusammenstellung der Alfterer Umgangssprache als Mitmachwörterbuch und als Versuch, die früher in Alfter gesprochene Alltagssprache wieder zu beleben. "Eine Sprache, die hier noch benutzt wird, die aber keiner mehr vollständig kennt", schreibt Jaroch in seinem Vorwort. "Auch dieses Nachschlagewerk lebt, wie vieles andere auch, von den Menschen in unserem Ort, die an der Dokumentation ihrer eigenen Sprache interessiert sind."

Die Erfassung ist nicht ohne Tücken: "Umgangssprache ist nicht einheitlich, sie ist von Sprecher zu Sprecherin, von Ortsteil zu Ortsteil und vor allem von Ortschaft zu Ortschaft durchaus verschieden." Deshalb hofft Jaroch auf eine breite Basis von weiteren Unterstützern und Kritikern, Sammlern und Mitautoren. Denn es ist ja gerade ein Charakteristikum des umgangssprachlichen Platts, dass es normalerweise nicht aufgeschrieben wird. Daher stellt sich auch die Frage, wie man Ausdrücke auf Platt richtig schreibt.

So, wie man es spricht? Aber das geht doch gar nicht", erläutert Jaroch an einem Beispiel. "Ein langes o ist im Deutschen immer ein geschlossener Laut. Wie soll ich den Alfterer Laut, nämlich das lange offene o, schreiben?" Das Alfterer Schriftwort für Auge könnte "Ooch" oder "Aug" oder gar "Ouch" sein. Die Alfterer Sprache habe bislang, wie auch die kölsche Sprache, keine nach bestimmten Regeln festgelegte Rechtschreibung wie das Deutsche. "In der Mundartliteratur findet man alle möglichen Schreibweisen, die zum Teil recht willkürlich gewählt sind."

So zu schreiben, wie man spricht, "ist aber in der Praxis nicht durchführbar, da das Alphabet viel zu wenige Buchstaben bereit hält, um diesem Ziel gerecht zu werden". Die im vorliegenden Alfterer Wörterbuch angewendeten, am Wortstamm orientierten Schreibweisen könnten daher nur eine Orientierungshilfe sein und sind nicht als Norm gedacht.

Wer Wörter ergänzen oder korrigieren möchte, wendet sich an Werner Jaroch, Rufnummer 02222/2606, E-Mail: wjaroch@aol.com. Die Nachschlagewerke stehen auf der Internetseite des Fördervereins "Haus der Alfterer Geschichte": www.hdag.info

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