Politik ist Tabuthema Moschee lädt zum Tag der offenen Tür in Witterschlick ein

Alfter-Witterschlick · Leckereien und Antworten auf viele Fragen: Das steht am Dienstag in dem Gotteshaus auf dem Programm. Das Gesprächsthema Politik ist in der Moschee tabu.

 Architektonische Pracht: Necat Sertkaya steht im Gebetssaal der Witterschlicker Moschee.

Architektonische Pracht: Necat Sertkaya steht im Gebetssaal der Witterschlicker Moschee.

Foto: Axel Vogel

Necat Sertkaya (57) hat immer was zu tun. Entweder ist er als selbstständiger Gärtner in der Region zu einem Kunden unterwegs oder er muss als Vereinsvorsitzender der Moschee in Witterschlick, die zum Dachverband Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) gehört, den Tag der offenen Tür am morgigen Dienstag organisieren.

Ein Pkw steht vollgepackt mit Lebensmitteln auf dem großen Hof an der Raiffeisenstraße. Weiße Zelte wurden bereits aufgebaut und nachher kommen Gläubige zum Gebet. Sertkaya ist dennoch entspannt. Er führt durch die Moschee, die schon von Weitem in der Herbstsonne erstrahlt. Seit 2012 steht das hellrosa gestrichene Gotteshaus mit seinem Minarett im Witterschlicker Gewerbegebiet. Es ist nicht nur ein Ort für Gläubige, „sondern für jedermann“, betont Sertkaya, der seit 2015 den Vorsitz innehat.

So sind auch alle Interessierten zum Tag der offenen Tür am Dienstag eingeladen. „Alle möglichen Fragen zum muslimischen Glauben, zum Imam, zur Moschee, zum Gebetsraum, zu den Abläufen und zur Gemeinde können gestellt werden – und werden auch beantwortet“, verspricht Sertkaya. Die Gäste dürfen sogar am Gebet teilnehmen. Eine Kopftuchpflicht bestehe für Frauen nicht, aber wer wolle, könne eines tragen, ergänzt er, während er sich die Schuhe auszieht, in ein Regal vor den Gebetsraum stellt und ihn betritt.

Die Gäste sind an der Moschee und am Glauben interessiert

Es gibt nur ein Gesprächsthema, das in der Moschee tabu ist: Politik. „Wir hatten selbst schon Politiker bei uns zu Gast und auch sie durften nicht über Politik sprechen. Dies ein nicht-politischer Ort“, betont Sertkaya und lächelt. Der türkische Präsident Erdogan und der Islamische Staat (IS) sind ebenfalls kein Thema. Ansonsten soll der Tag laut Sertkaya „ungezwungen und unterhaltsam“ werden. „Schließlich haben wir alle denselben Gott“, sagt er.

Weicher Teppich mit rot-goldenem Muster liegt im Gebetsraum und im Vorraum aus. Gleißendes Mittagslicht fällt durch die hohen Fenster und bringt den pompösen Kronleuchter zum Funkeln. Die Wände sind mit weiß-blauen Kacheln gefliest und strahlen eine angenehme Kühle aus. Die kuppelartige Decke, von deren Mitte der Kronleuchter hinabhängt, ist in denselben Farben verziert wie die Kacheln.

„Die Gäste, die zu uns kommen, sind immer begeistert und interessiert an der Moschee, an der Gemeinde und am muslimischen Glauben“, erzählt der Vorsitzende und zeigt auf eine Nische. „Hier steht der Imam und betet gen Mekka“, erklärt er. In seinem Rücken beten die Gläubigen. Links vom Eingang befindet sich ebenfalls eine Nische, in welcher der Vorbeter sitzt und die Worte des Imam nachspricht und auch seine Bewegungen imitiert. „Er ist als Unterstützung da“, sagt Sertkaya.

150 Besucher 2016

Im vergangenen Jahr waren bis zu 150 Gäste in der Moschee. Für dieses Mal erwartet er mindestens genauso viele. In der Küche wird bereits fleißig gekocht und gebacken. Der Duft von geschmorten Zwiebeln zieht durch die Gänge. Kurz darauf erscheint Rizvan Topal (59). Er ist der Hausmeister der Moschee und stellt die blau bezogenen Stühle im Gemeinschaftsraum von den Tischen auf den Boden und serviert frisch gebackenen Lahmacun – auch als türkische Pizza bekannt – mit Petersilie.

Sertkaya trinkt dazu einen heißen und schwarzen Kaffee aus dem Automaten. Seit fast 40 Jahren lebt er in Deutschland und kann sich nicht mehr vorstellen, in seine Heimatstadt Elazig im Osten der Türkei zurückzukehren. „Deutschland ist auch meine Heimat. Hier sind meine Kinder groß geworden, hier leben meine Enkelkinder“, sagt er.

Die Witterschlicker Moschee, Raiffeisenstraße 45, öffnet ihre Türen am Dienstag, 3. Oktober, von 9 bis 17 Uhr. Es wird Getränke und türkische Leckereien geben. Frauen müssen kein Kopftuch im Gebetsraum tragen, können das aber, wenn sie wollen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort