Fliesenhersteller Kein Investor für Steinzeug AG aus Alfter

ALFTER · Einen strategischen Investor und Partner zu finden, der genug Vertrauen in das Potenzial des Fliesenherstellers Deutsche Steinzeug AG habe, sei angesichts der Belastung des Unternehmens eine "Sisyphusarbeit". Das sagte Vorstandschef Dieter Schäfer in der Hauptversammlung in Alfter-Witterschlick.

Der Vorstandschef verwies auf Bankschulden von rund 60 Millionen Euro, Verpflichtungen aus einem Besserungsschein für erlassene Forderungen der Kreditgeber von mittlerweile 38 Millionen Euro und Pensionsverpflichtungen von 24 Millionen Euro, bei geringem Eigenkapital.

Schäfer ließ erkennen, dass von den derzeitigen Finanzinvestoren Goldman Sachs, Deutsche Bank und Lone Star (zusammen 55,4 Prozent Beteiligung) keine Hilfe zu erwarten sei. Man brauche aber mehr finanziellen Spielraum für Investitionen, wenn man technisch nicht in Rückstand geraten wolle. Seit Jahren erreichten die Investitionen nur 50 Prozent der Abschreibungen. Ein strategischer Investor, der sich auch mit neuen Finanzinvestoren zusammentun könne, soll die finanzielle Basis für Steinzeug-Pläne schaffen.

Die Deutsche Steinzeug hat sich im Herbst 2004 von der Börse zurückgezogen. Das Delisting sollte Kosten sparen, aber auch die Suche nach einem Investor erleichtern, da man die Öffentlichkeit nicht mehr so ausführlich informieren müsse.

Ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) meinte, insofern habe "sich der Rückzug von der Börse bisher nicht gelohnt". Er sah für das vergangenen Jahr eine gewisse Stabilisierung der Ergebnisse von Steinzeug, aber noch keine nachhaltige Wende zum Besseren (Turn Around).

Aus Kostengründen fand die Hauptversammlung erstmals in bescheidenem Rahmen am Sitz der Gesellschaft statt, nicht mehr wie vorher in großen Räumen großer Hotels in Köln und zuletzt in Bonn. In Alfter-Witterschlick ist die Hauptverwaltung, die den Konzern steuert, und ein Werk, das Wandfliesen produziert.

Die Zahl der Beschäftigten am Standort Witterschlick wird mit 350 genannt. 255 Mitarbeiter sind in Sinzig beschäftigt, wo Bodenfliesen aus Feinsteinzeug hergestellt werden. Weitere Produktionsstandorte sind Ötzingen im Westerwald (keramisches Mosaik) und Schwarzenfeld in Bayern (Architektur- und Wohnkeramik). Insgesamt hat der Konzern eigenen Angaben zufolge rund 1200 Mitarbeiter.

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