Amateurreiterin aus Witterschlick Karolin Kemp und ihr Pferd nehmen an EM der Haflinger teil
ALFTER-WITTERSCHLICK · Der 16-jährige Haflinger "Atlantik", genannt Bulli, ist bei jedem Turnier begeistert bei der Sache. Manchmal zwickt ihn dabei der Übermut, und er zeigt, was er kann, auch wenn es nicht verlangt wird und es deswegen Punktabzüge gibt.
Seit gut drei Jahren sind der Fuchs mit der weißen Blesse und seine Besitzerin Karolin Kemp (20) aus Witterschlick bei Turnieren im Rhein-Sieg-Kreis und im Umland anzutreffen. Vorläufiger Höhepunkt der Reitkarriere ist die Teilnahme an der Europameisterschaft der Haflinger vom 17. bis 20. September in Vermezzo bei Mailand.
Der Wallach, der auf Gut Hohn in Swisttal zu Hause ist, übt seit Wochen die unterschiedlichsten Gangarten sowie eine besondere Kür für den zweiten Teil der Prüfung. Während im Pflichtteil Gangarten wie unter anderem der Mitteltrab oder Außen- und Mittelgalopp abgefragt werden, stellen die Reiter die Schritt- und Reitweisenfolgen in der Kür selbst zusammen.
"Ich habe mir zunächst die Choreographie gemeinsam mit meiner Reitlehrerin Heidi Kohlert überlegt. Dann haben ,Atlantik' und ich die Schritte ausprobiert und diese mit einer Videokamera aufgezeichnet. Anschließend haben wir die instrumentale Musik ausgesucht und zusammengeschnitten", sagt die 20-Jährige, die in Bonn Jura studiert. Sie kann es noch gar nicht ganz fassen, dass sie und Bulli an dem europäischen Wettkampf teilnehmen können. Es ist ein Wettbewerb im Dressurreiten auf dem Niveau zwischen L und M. "Wenn man bedenkt, dass wir vor drei Jahren erst angefangen haben und das Reitniveau für E und A schon hinter uns liegen, sind wir in kurzer Zeit schon sehr weit gekommen", freut sich Karolin Kemp. 2013 hat sie ihre erste E-Dressur für Einsteiger in Bornheim abgelegt. 2014 kamen die schwereren A- und L-Prüfungen dazu. In der Saison 2015 schaffte die Witterschlickerin in 13 Turnieren jedes Mal eine Platzierung. In diesem Mai siegte sie in Spring- und Dressurwettbewerben beim Internationalen Haflingerchampionat im bayrischen Gunzenhausen. Die zahlreichen Erfolge überzeugten denn auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN), die 20-Jährige als Teammitglied der deutschen Mannschaft nach Italien zu schicken.
Dass sie es im sportlichen Reiten in so kurzer Zeit so weit gebracht habe, verdanken sie und Bulli ausschließlich ihrer Reitlehrerin, so Karolin Kemp. "Denn ich konnte wenig, das Pferd nichts. Das Training war am Anfang auch ein Kampf. Denn das Pferd musste erst einmal eine gewisse Körperspannung haben. Aber Bulli lernte schnell. Ein- bis zweimal erklären und er konnte die Schrittfolgen umsetzen", sagt sie stolz.
Noch verspürt die Studentin keine Aufregung vor dem großen Tag. "Auf Bulli kann ich mich immer verlassen. Wenn er weiß, es ist Prüfung, dann ist er ziemlich cool. Er lässt sich von anderen Geräuschen nicht ablenken und gibt bei den Prüfungen sein Bestes." Für die Europameisterschaft seien sie bestens vorbereitet. "Wir haben die einzelnen Passagen mehrmals trainiert. Wir reiten die Kür noch einmal. Wenn es klappt, dann reicht es."
Seit neun Jahren gehört "Bulli", der ein Stockmaß von 1,46 Metern aufweist, zur Familie. Ob Schwester Katharina oder Vater Joachim - wenn Karolin Kemp einmal keine Zeit für ihr Pferd hat, kümmern sie sich. Denn Bulli soll täglich raus. Sei es, dass jemand eine Runde mit ihm durch den Wald spazieren geht oder ihn auf der Wiese neben dem Stall grasen lässt. "Mein Vater hat zu Bulli eine eigene Beziehung aufgebaut. Sie verstehen sich gut, haben beide doch am 25. Februar Geburtstag", sagt Karolin Kemp und lacht.
Ihr Vater begleitet sie auch nach Mailand. Beide sind gespannt, welche Platzierung Pferd und Reiterin bei der Europameisterschaft schaffen. Danach steht Entspannung auf dem Programm: bei einem Urlaub mit Bulli in Österreich.
