Ausstellung der Alanus-Absolventen Junge Künstler auf Spurensuche

ALFTER · Das Boot bietet Platz für eine Handvoll Menschen. Daneben auf einem kleinen Fransenteppich: Ein Survival-Kit mit Dingen wie einem Tau, einem Kanister, einem Fernglas, einer Decke.

 Alina Wormsbächer zeigt das Werk Thomas, eine Hommage an ihren behinderten Verwandten.

Alina Wormsbächer zeigt das Werk Thomas, eine Hommage an ihren behinderten Verwandten.

Foto: Axel Vogel

Standort des Bootes: Das Alfterer Schloss, in dem zurzeit 16 Absolventen des Bachelor-Studiengangs "Kunst-Pädagogik-Therapie" ihre Abschlussarbeiten ausstellen. So wie die Bootsbauerin Anna Kleinsorg (24), die mit ihrer Arbeit auf die Flüchtlingskrise Bezug nimmt.

Gemeinsam mit ihren Professoren Gert Bendel, Beatrice Kron, Diemut Schilling und Andrea Sunder-Plassmann haben die Studenten den lateinischen Titel "vestigare" für ihre Ausstellung gewählt, zu Deutsch "aufspüren" oder "suchen". Die Arbeiten der jungen Künstler beschäftigen sich unter dem Leitgedanken einer Spurensuche mit Erinnerungen, Identitäten oder dem eigenen Ich.

Grietje Hansen erinnert mit ihrer Installation aus schwarzen Mülltüten und einem Drahtzaun an die aus Somalia stammende Läuferin Samia Yusuf Omar. Sie hatte 2008 mit 17 Jahren an den Olympischen Spielen in Peking teilgenommen. Vier Jahre später ertrank sie bei dem Versuch, die Spiele in London auf einem Flüchtlingsboot zu erreichen. Charlotte Payet hat ein anderes aktuelles Thema aufgegriffen: Die Verschmutzung der Weltmeere.

An einem Ständer hängen Plexiglasscheiben mit bunten Formen, die zum Teil an Meerestiere erinnern. Steht man daneben, hat man das Gefühl, in einem Aquarium zu sein. "6,5 Millionen Tonnen Müll sind in den Ozeanen", sagt die Studentin. Mit ihren künstlerischen Werken möchte sie auf die Problematik aufmerksam machen, aber auch ein positives Gegenbild entwerfen.

Persönliche Erinnerungen ihres Großvaters verarbeitete Julia Sommer. Sie schnitt seine Erzählungen über den Zweiten Weltkrieg zu einer 40-minütigen Aufnahme zusammen, die sich die Besucher über einen Kopfhörer anhören können. Dabei blicken sie auf großformatige Makro-Fotografien, deren Motive durch das Vermischen von Flüssigkeiten und Farben entstanden sind.

"Die Bilder sind abstrahiert, jeder soll sich beim Anschauen öffnen und wiederfinden können", sagt die 23-jährige Künstlerin. Im gleichen Raum sitzt ein alter Mann in einem Sessel, ein Fotoalbum im Schoß.

Jana Merkens (23) hat ihn geschaffen. Denn der Weißhaarige, der aussieht wie der in Brühl geborene Künstler Max Ernst, ist eine hyperrealistische Figur und zu 100 Prozent aus Silikon.

Die Ausstellung "vestigare" wird noch bis Sonntag, 4. Oktober, im Schloss Alfter (Zugang über Schlossweg) gezeigt. Der Eintritt ist frei, die Öffnungszeiten sind täglich von 10 bis 17 Uhr. Am Sonntag, 4. Oktober, findet um 11 Uhr die Finissage statt.

Der Studiengang

Der Bachelorstudiengang "Kunst-Pädagogik-Therapie" hat in Kombination mit einem darauf aufbauenden Masterstudium im Jahr 2011 den Studiengang "Lehramt Kunst" an der Alanus Hochschule abgelöst. Damit ist die Alanus Hochschule die einzige nicht-staatliche Hochschule, die ein staatlich anerkanntes Lehramtsstudium anbietet. Die Studenten erhalten eine breit gefächerte künstlerische Ausbildung, ergänzend dazu haben sie kunstpädagogische und -therapeutische Lehrveranstaltungen und absolvieren Praktika an Schulen und therapeutischen Einrichtungen.

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