„Nicht täglich, aber intensiv gießen“ Interview zur richtigen Bewässerung bei Hitze

Alfter-Gielsdorf · Die seit Wochen anhaltende Hitze und Trockenheit macht auch den Pflanzen und den Bäumen im heimischen Garten zu schaffen. Michael Fuhs, Inhaber einer Gartenbaumschule, gibt Tipps zum richtigen Bewässern.

Die hohen Temperaturen halten seit Wochen an. Teilweise sind es mehr als 30 Grad. Wie gut beziehungsweise wie schädlich sind die hohen Temperaturen und die Trockenheit für den heimischen Garten?

Michael Fuhs: Die hohen Temperaturen sind in der Dauer und in Verbindung mit der Trockenheit schon eine Katastrophe für den heimischen Garten. Hohe Temperaturen für einen Tag wären kein Problem. Aber die anhaltende Trockenheit in Kombination mit hohen Temperaturen und Wind führt zu Verdunstungswerten, denen die Pflanzen nicht nachkommen. Wir sind in den vergangenen Jahren schon dazu übergegangen, aufgrund des Klimawandels Sortimente zu verändern.

Wir arbeiten bereits daran, Gehölze anzubieten, die mit der veränderten Witterung zurechtkommen. Das können Pflanzen sein, die im Kaukasus beheimatet sind, wo es Witterungen gibt, die wir bei uns zu Hause noch nicht haben. Fakt ist, dass wir nun einmal die Pflanzen haben, die hier wachsen und die sich jetzt an das Klima anpassen müssen. Da hilft nur: massiv Wässern, schattieren und die Pflanzen vital halten.

Gute Überleitung. Wann sollte man am besten wässern? Es gibt diesbezüglich unterschiedliche Ansichten: frühmorgens oder abends, aber bloß nicht mittags oder nachmittags.

Fuhs: Man kann es nicht pauschalisieren. Tendenziell sind der späte Abend oder der frühe Morgen für die meisten Pflanzen besser. Allerdings, wenn ich Kübelpflanzen wie Oleander habe, die aufgrund des geringen Erdvolumens wenig Wasser speichern können, kann ich diese auch mittags in der prallen Sonne gießen. Wichtig ist dabei, dass das Laub nicht nass wird, damit es nicht zu Verbrennungen kommt.

Kann man dieses intensive Wässern auch bei Kübelpflanzen machen?

Fuhs: Natürlich. Bei denen ist es sogar leichter, sie durchdringend mit Wasser zu versorgen. Das Substrat ist wasserdurchlässiger, und es hat eine bessere Speicherfähigkeit als der normal gewachsene Gartenboden. Eigentlich müsste man sich mit dem Thema intensiver beschäftigen, als es die meisten Gartenliebhaber tun. Vor allem: Welche Pflanzen habe ich und welche Ansprüche haben sie? Dementsprechend muss ich das Gießverhalten anpassen.

Welche Pflanzen vertragen die aktuelle Hitze und Trockenheit gut und welche nicht?

Fuhs: Vor allem mediterrane Pflanzen kommen gut damit zurecht wie Oleander und Zitruspflanzen sowie Rosen. Schlechter ergeht es Pflanzen, die im Halbschatten angesiedelt werden wie Rhododendron, Moorbeetpflanzen und der Japanische Ahorn.

Wohin kann ich meine Pflanzen stellen, die nicht hitzebeständig sind?

Fuhs: Einerseits kann ich versuchen, leicht ist es bei Kübelpflanzen, sie in den Schatten zu stellen. Die Garage wäre eine Möglichkeit. Bei anderen Pflanzen, die im Garten wachsen, kann ich künstlich Schatten erzeugen, indem ich Sonnenschirme aufstelle. Mache ich privat auch, einfach den Pflanzen zuliebe.

Rasen und Wiesen sehen seit Wochen nicht mehr saftig grün, sondern strohgelb aus. Trocken und verdorrt. Sind das Folgen von Hitze und Trockenheit?

Fuhs: Ja, absolut. Überall dort, wo die Rasenflächen nicht bewässert werden, leiden sie massiv. Im Herbst werden viele Aufträge auf die Gärtner zukommen, wenn es gilt, die Rasenflächen neu zu gestalten. Die Schäden der Flächen sind davon abhängig, wie viel Wasser der Rasen bekommen hat. Einige braune Stellen sind kein Problem. Bewässert man dort ausreichend, kann er am nächsten Tag wieder grün aussehen. Bei solch extremen Witterungsverhältnissen, wie sie aktuell vorherrschen, kann der Rasen auch nachhaltig geschädigt sein und länger brauchen, um sich zu regenerieren.

Wie sieht es mit Rasenmähen aus? Sollte man das aktuell machen?

Fuhs: Grundsätzlich ist es so, dass man den Rasen bei heißen Temperaturen länger wachsen lassen sollte. Wenn er normalerweise eine Länge von vier bis fünf Zentimeter hat, sollte man ihn bei Hitze und Trockenheit auf sechs bis sieben Zentimeter schneiden. Die Gründe: Es fällt mehr Schatten auf das Erdreich, und es verdunstet weniger Wasser. Denn nach dem Mähen verdunstet mehr Wasser, weil die Pflanzen „verletzt“ sind. Dementsprechend muss man nachwässern.

Was kann ich neben der Bewässerung noch für meine Pflanzen tun?

Fuhs: Wenn Pflanzen vernünftig ernährt werden, überstehen sie Hitze und Trockenheit besser als andere, die nur mit Blaukorn gedüngt werden. Sie müssen künstlich schnell wachsen – das allein ist schon Stress. Kommt noch die Trockenheit hinzu, bedeutet das doppelten Stress. Ein organischer Dünger sorgt dafür, dass die Pflanzen stabil und robust wachsen. Man kann mit der Art der Düngung die Pflanzen auf hohe Temperaturen vorbereiten.

Wie schütze ich Bäume vor intensiver Sonneneinstrahlung?

Fuhs: Die Rinde kann mit einem Stammanstrich wie Kalk gestrichen werden. Das gilt für Bäume, die noch jung sind und noch keine ausgeprägte Krone haben, die genügend Schatten spendet. Wegen des Anstrichs wird die Sonne besser reflektiert, und die Stämme heizen sich nicht so auf.

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