Bornheimer Künstler Michael Veerhoff Geologe malt mit Gesteins- und Sandproben

Bornheim/Alfter · Der Geologe Michael Veerhoff aus Gielsdorf bringt Erdschichten auf die Leinwand. Die Arbeiten des 60-Jährigen hängen auch in diversen Museen.

 Konzentriert: Michael Veerhoff in seiner Werkstatt in Bornheim.

Konzentriert: Michael Veerhoff in seiner Werkstatt in Bornheim.

Foto: Matthias Kehrein

Kunst als Spiegel der Natur - das sind die Bilder des promovierten Bodenkundlers und Geologen Michael Veerhoff, indem sie die unterschiedlichen Boden- und Gesteinsbeschaffenheiten der Erde zeigen.

Rund 40 Arbeiten – einige in leuchtenden Farben, andere in Schwarz-Weiß gehalten und je nach Bodenmaterial mit oder ohne Struktur – sind in seiner Werkstatt an der Bornheimer Burgstraße zu sehen. Dabei sind sie nicht das Ergebnis künstlerischer Fantasie, sondern einer Kunst, die die verborgenen Schönheiten des Erdinneren sichtbar macht.

Zwei bis drei Wochen dauert es in der Regel, bis Veerhoff ein Bild zu seiner Zufriedenheit fertiggestellt hat. Die dazu benötigten Gesteins- und Sandproben entnimmt er Kies- , Sand- und Tongruben oder findet sie an Weg- und Straßenböschungen. Dort zieht er mit Hilfe eines Klebers die benötigte Bodenschicht ab („Peeling“), die er später auf einer Holzplatte so angeordnet aufklebt, dass Schichtung und Struktur dem vorgefundenen Original entsprechen. Für die Haltbarkeit wird das Bild am Ende noch imprägniert. „Modelliert werden müssen allerdings immer die Übergänge“, erklärt der 60-Jährige, der in Gielsdorf wohnt.

Seit seinem Studium in München und Bonn in den 80er Jahren faszinieren den in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires geborenen Veerhoff die Urelemente des Lebens. Schon während seiner Zeit an der Uni schuf er Erdschichtenbilder zu wissenschaftlichen Zwecken. Als selbstständiger Geologe gründete er 1999 das Unternehmen Geomagica, heute Terra Imago. Seine Erdschichtenbilder hängen mittlerweile in verschiedenen Museen, sind in Ausstellungen oder auch auf Kunsthandwerkermessen vertreten.

Seit 2001 kann er von seiner Kunst leben. In Fachkreisen ist Veerhoff bekannt. So hat er unter anderem im Auftrag der Europäischen Union beim Projekt „Stein und Wein“ mitgemacht und in den Jahren 2004 bis 2009 rund 1700 Bilder von 600 unterschiedlichen Weinanbaugebieten in Rheinland-Pfalz erstellt.

Ihm ist es wichtig, die Vielfalt der Gesteine zu zeigen

„Beim Betrachten dieser Profile erschließen sich die Standorteigenschaften wie Mineralität, Wasserspeichervermögen und Erwärmbarkeit, sodass die Winzer die entsprechenden Rebstöcke auswählen können“, sagt er. „Allerdings – die Anzahl der Bilder in der Kürze der Zeit war Fließbandarbeit. Die Kunst trat dabei definitiv in den Hintergrund.“

Er selbst versteht sich weniger als Künstler denn als Handwerker. Ihm ist es wichtig, die Vielfalt und die ungewöhnlichen Farben der Gesteine zu zeigen, die in der Natur vorkommen. Veerhoff entdeckt in den vielfältigen Strukturen und Formen – Hebungen und Senkungen von Gebirgen und Erdschichten – immer wieder Neues aus den Jahrmillionen Erdgeschichte. „Und genau das ist es, was ich toll finde. Auch hier im Vorgebirge kann man sich anhand von Erdproben vorstellen, wie es hier früher ausgesehen hat.“

Manche Arbeiten präsentieren Verschiebungen und trichterförmige Einmündungen – Folge des Absackens schwerer Sandschichten –, auf anderen sind leichte Erhöhungen zu erkennen. „Jedes Bild ist einzigartig und erzählt die individuelle Geschichte der Geologie und Bodenentwicklung an dieser Stelle“, schwärmt er. Je nach Farbe der Sandschicht, die in allen Schattierungen von weiß bis schwarz in der Natur existiert, kann er den Anteil der einzelnen Mineralien und des Sauerstoffs bestimmen. „So kann man sagen, dass sich dort, wo es weißen Sand gibt, früher mal stehendes Gewässer befunden haben muss. Denn der Sauerstoff wurde völlig aufgebraucht, der Sand quasi gebleicht.“

Keines seiner Werke hat einen Titel. „Ich habe festgestellt, dass die Betrachter immer wieder etwas anderes im Bild sehen als ich. Und so soll jeder seinen eigenen Titel finden.“ Bleibt noch eins: Veerhoffs größter Traum ist es, einmal im Bonner Museum Koenig auszustellen.

Zu besichtigen sind die Bilder von Michael Veerhoff in dessen Bornheimer Werkstatt, Burgstraße 40, nach Terminvereinbarung unter 01 79/4 68 12 38. Erste Eindrücke vermittelt seine Homepage: www.terraimago.de.

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