Diplomarbeit Geograf Carstensen hat den ÖPNV in Alfter untersucht

Alfter · Zugegeben, eine gute halbe Stunde braucht man schon für den Weg von der Haltestelle Alfter/Alanus Hochschule bis hinauf zum Campus I am Johannnishof. Gute zehn Minuten sind es bis zu Campus II an der Bonn-Brühler Straße. Sven Carstensen hat es ausprobiert.

 Sven Carstensen hat die Verkehrsanbindung der beiden Alanus-Standorte untersucht.

Sven Carstensen hat die Verkehrsanbindung der beiden Alanus-Standorte untersucht.

Foto: Wolfgang Henry

Auch das gehörte zu den Recherchen des 28-Jährigen für seine Diplomarbeit am Geographischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Der Titel "Eine Hochschule - zwei Standorte. Potenziale für eine verbesserte ÖPNV-Anbindung der Alanus Hochschule in Alfter" nennt das Problem beim Namen, und die Herausforderung, es zu lösen, gleich dazu.

"Ich wollte eine Arbeit schreiben, die nicht nur von zwei Leuten gelesen wird und danach in irgendeiner Schublade verschwindet", sagt Carstensen. Und ergänzt: "Im Laufe meines Studiums bin ich sogar zu einem richtiger Fan des öffentlichen Personennahverkehrs geworden."

Was natürlich einer Erklärung bedarf. So umfasst das Studienfach neben physischer Geografie auch Humangeografie, zu der Bevölkerungs- und Siedlungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeografie zählen. Und diesem Bereich gilt Carstensens Hauptaugenmerk. "Ich habe mich mit Stadtplanung beschäftigt und dazu auch meine Praktika gemacht; zum Beispiel beim Münchner Verkehrs- und Tarifverbund und im Siegburger Kreishaus."

Und auch wenn es während des Studiums beide Bereiche abzudecken gilt - von der Paläontologie bis zum Städtebau -, wusste er schon bald, welchem er den Vorzug geben würde. Ursprünglich hatte der Bonner, der in Hennef aufgewachsen ist, Volkswirtschaftslehre studieren wollen, aber "schnell gemerkt, dass der Funke nicht so recht übersprang. 2005 habe ich mich dann für Geografie beworben."

Womit Carstensen mehr als gut gefahren ist, denn auf Anfrage der Alanus Hochschule beim Rhein-Sieg-Kreis, wie sich das Problem einer Verkehrsverbindung zwischen beiden Standorten möglicherweise lösen ließe, erinnerten sich die Mitarbeiter in Siegburg an den Studenten.

Und das Thema seiner Diplomarbeit mit praktischem Bezug stand fest. Im Februar 2012 fiel der Startschuss zu der sechs Monte umfassenden Untersuchung und Auswertung. Um das Problem beschreiben und einordnen zu können, verschickte Carstensen einen Onlinefragebogen an Studierende und Mitarbeiter. Von den 1097 befragten Personen nahmen 248 teil. "Das entspricht 22,6 Prozent und ist eine gute Quote", fügt er hinzu.

Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass beide Gruppen eine relativ typische Verkehrsmittelnutzung aufweisen. Die Mitarbeiter fahren meist mit dem Auto. Die Studierenden nutzen das Fahrrad, den Nahverkehr und gehen zu Fuß. Der Anteil der Fahrradfahrer ist jedoch bei beiden Gruppen überraschend hoch, wie Carstensen herausfand.

Der Wunsch nach einer Buslinie, die beide Standorte miteinander verbindet, dürfte aus seiner Sicht nur schwerlich zu realisieren sein: "Er wäre mit hohen Kosten verbunden, die sich mit Blick auf die Fahrgastzahlen letztlich nicht rechnen werden." Abgesehen von der Tatsache, dass ein Linienbus Probleme hätte, durch die engen Gassen zu kommen. Es müsste also ein kleines oder mittleres Fahrzeug eingesetzt werden", schränkt Carstensen ein.

Vom Bedarf abhängige Alternativen wie zum Beispiel der Taxibus oder das Anruf-Sammel-Taxi werden laut seiner Umfrage von den Studenten kaum genutzt. Dafür besteht durchaus Interesse an Fahrgemeinschaften: "Wobei allerdings auf 18 potenzielle Fahrer 115 Mitfahrer kommen."

Eine mögliche Lösung besteht in der Einrichtung von Fahrradverleihstation mit sogenannten Pedelecs (Pedal Electric Cycle). "Diese Räder benötigen zwar eine hohe Anschubfinanzierung, sind danach aber deutlich günstiger als eine Buslinie", heißt es. Ein Problem könnte darin bestehen, dass die Räder insbesondere bei Kälte oder Nässe stehen bleiben.

Dennoch scheint die Elektrofahrrad-Verleihstation eine der aussichtsreichsten und gefragtesten Varianten zu sein. Zu diesem Schluss kommt die empirische Untersuchung auf rund 90 Seiten. "Den Königsweg gibt es nicht. Es läuft auf einen Kompromiss hinaus", zieht Sven Carstensen Bilanz.

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