Mangel an Pflegeplätzen Gemeinde Alfter ist so schlecht ausgestattet wie keine andere Kommune im Kreis

ALFTER · Als Kommune im Nothaushalt kann die Gemeinde Alfter selbst fast nichts gegen die Unterversorgung mit stationären Pflegeplätzen tun. Aber sie kann die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Bau von Seniorenzentren schaffen. Interessierte Investoren gibt es.

 Mit dem Haus Sankt Elisabeth in Oedekoven gibt es in der Gemeinde Alfter nur eine Einrichtung für Senioren. Die Pflegeplätze dort sind permanent ausgebucht.

Mit dem Haus Sankt Elisabeth in Oedekoven gibt es in der Gemeinde Alfter nur eine Einrichtung für Senioren. Die Pflegeplätze dort sind permanent ausgebucht.

Foto: dpa

Der Bauvoranfrage für ein Seniorenwohnprojekt in Impekoven hat der Planungsausschuss bereits sein Einvernehmen erteilt. Bei der nächsten Sitzung im April steht nun das Konzept eines Investors zur Diskussion, der auf einem Grundstück zwischen Bahnhofstraße und Stühleshof eine Einrichtung mit 80 Plätzen plant. Dort sollen sowohl stationäre Unterbringung als auch Tages- und Kurzzeitpflege möglich sein.

Details dieser Planung standen bei der Sitzung des Sozialausschusses am Donnerstagabend zwar nicht auf der Tagesordnung; das Projekt war jedoch einer von vielen Anknüpfungspunkten für einen intensiven Austausch über das Leben und Wohnen älterer Menschen in Alfter.

Den Hintergrund bildeten die Zahlen des Rhein-Sieg-Kreises zur Pflegesituation in Alfter, wo es für den steigenden Anteil älterer Menschen nicht genügend Pflegeplätze gibt. Bis Anfang des Jahres 2020 fehlen nach Berechnungen des Kreises mindestens 161 stationäre Pflegeplätze. Zurzeit gibt es mit dem Seniorenzentrum Sankt Elisabeth in Oedekoven nur eine Einrichtung mit 63 Pflegeplätzen.

Sie sind permanent ausgebucht, berichtete Markus Jüris, Fachgebietsleiter Sozialwesen bei der Gemeinde Alfter. Die Nachfrage darüber hinaus könne nur außerhalb der Kommune gedeckt werden. "Wir müssen Strukturen schaffen, damit pflegebedürftige Menschen hier vor Ort alt werden können, und nicht in Marmagen, Eitorf oder Much", lautete der Appell von Luise Wiechert (CDU). Bei der ambulanten Versorgung hingegen sei die Abdeckung relativ groß.

Das bestätigt nicht nur der Kreis-Pflegebericht. Auch Sozialamtsleiter Jüris machte deutlich: "Bei den ambulanten Diensten stehen wir gut da." Zudem gebe es mit dem "Casemanagement" des Rhein-Sieg-Kreises ein funktionierendes Netzwerk, das zusätzliche Unterstützung vermittelt, damit Senioren möglichst lange in ihrer eigenen Wohnung bleiben können. Einen weiteren Beitrag dazu leiste die Wohnberatung des Kreisverbandes Bonn/Rhein-Sieg der Arbeiterwohlfahrt, die sich 2012 allein um 44 Anfragen aus Alfter gekümmert hat.

Als erfreulich wertete Jüris, dass bei Neubauten in der Gemeinde überall auf eine senioren- und behindertengerechte Ausstattung geachtet werde. Die Forderung der Freien Wähler nach einer Stärkung der ambulanten Infrastruktur fand daher eher wenig Resonanz im Ausschuss.

"Wir brauchen Unterbringungsmöglichkeiten für Menschen, die nicht länger Zuhause bleiben können", unterstrich Wiechert. "Das ist unser Problem." Als wirksamen Hebel kann die Gemeinde das Planungsrecht nutzen. Vor diesem Hintergrund folgte der Ausschuss dem Antrag der Freien Wähler, dass die Verwaltung grundsätzlich prüfen soll, welche Möglichkeiten und Grundstücke es in Alfter gibt, um dezentrale Pflegeeinrichtungen in den Ortsteilen zu schaffen. Die entsprechende Empfehlung an den Rat, diesen Prüfauftrag zu erteilen, beschloss der Ausschuss einstimmig.

Pflegeplätze in Alfter

Mit stationären Pflegeplätzen ist die Gemeinde Alfter so schlecht ausgestattet wie keine andere Kommune im Rhein-Sieg-Kreis. Während im kreisweiten Durchschnitt für 5,6 Personen ein Pflegeplatz bereitsteht, kommt in Alfter ein Pflegeplatz auf 16,7 Personen. In der kreisweiten Statistik liegt Alfter damit an letzter Stelle. Nach den Hochrechnungen des Rhein-Sieg-Kreises zur Pflegeplanung bis zum Jahr 2020 fehlen in Alfter 161 stationäre Plätze.

Derweil steigt die Zahl der Bewohner, die älter als 80 Jahre sind. Ende 2012 waren es in der Gemeinde 1052 Menschen. Bis 2020 wird die Zahl der über 80-Jährigen auf rund 1600 steigen.

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