Jugendamt für Alfter Fehlende Stadtrechte und fragliches Einsparpotenzial

ALFTER · Für die Gemeinde Alfter ist die Einrichtung eines eigenen Jugendamtes keine Option zur Entlastung des Haushaltes. Im Haupt- und Finanzausschuss am Dienstag folgten die Kommunalpolitiker der Einschätzung der Verwaltung, dass die Aufgaben der Jugendhilfe weiterhin beim Kreisjugendamt des Rhein-Sieg-Kreises gut aufgehoben sind.

 Weiterhin beim Kreisjugendamt des Rhein-Sieg-Kreises verbleiben die Aufgaben der Jugendhilfe für Alfter.

Weiterhin beim Kreisjugendamt des Rhein-Sieg-Kreises verbleiben die Aufgaben der Jugendhilfe für Alfter.

Foto: dpa

Hintergrund für diese Überlegungen ist zum einen der Umstand, dass die Gemeinde Alfter mehr Umlage an den Kreis zahlt, als sie an Jugendhilfeleistungen zurückerhält. Zum anderen steigt diese Umlage an den Kreis in den nächsten Jahren immer weiter an.

Im Jahr 2010 betrug die Abgabe der Gemeinde Alfter an den Kreis für dieses Aufgabengebiet noch rund 4,7 Millionen Euro, im Haushalt 2013 mussten bereits 5,9 Millionen Euro eingeplant werden. In den Folgejahren steigt Alfters Anteil weiter, nach aktuellen Berechnungen von Kämmerer Nico Heinrich bis auf fast acht Millionen Euro im Jahr 2022.

Auf Antrag der Fraktionen von CDU und Grünen sollte die Verwaltung deshalb recherchieren, ob und welche Einsparmöglichkeiten es für den Haushalt der Gemeinde durch die Gründung eines eigenen Jugendamtes gibt. Das Fazit ist nüchtern: Ohne Stadtrechte geht das nicht.

Die Stadtwerdung aber, die aufgrund der Einwohnerzahl von mehr als 20.000 Personen theoretisch möglich wäre, wurde 2011 aus Wirtschaftlichkeitsüberlegungen einstimmig abgelehnt, und auch heute will das zurzeit niemand. Denn das ist auch mit Folgekosten für eine untere Bauaufsichtsbehörde und für eigene Verkehrssicherungsmaßnahmen verbunden.

Die Einsparmöglichkeiten bei Errichtung eines eigenen Jugendamtes in Alfter hatte seinerzeit die Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) untersucht. Auf Basis der Daten aus dem Jahr 2009 errechnete sich dabei ein jährliches Einsparpotenzial von 600.000 Euro. Doch seither ist viel Zeit vergangen und die Aufgaben eines Jugendamtes haben sich deutlich erweitert.

"Neben neuen Pflichtaufgaben, wie zum Beispiel der Bereich der 'Frühen Hilfen', sind auch Änderungen der Standards erfolgt", erläuterte die Verwaltung in ihrem Bericht an den Haupt- und Finanzausschuss. So wurde teilweise der Betreuungsschlüssel stark gesenkt, damit die Mitarbeiter des Jugendamtes mehr Zeit für die einzelnen Fälle haben. Deshalb sind im Doppelhaushalt des Kreises 2013/14 elf neue Stellen für das Kreisjugendamt geschaffen worden.

Bei der Einrichtung eines eigenen Jugendamtes wären die Personalkosten für Alfter daher inzwischen erheblich höher anzusetzen. Ob dann überhaupt noch ein Einsparpotenzial übrig bleibt, kann wegen des enormen Zeitaufwandes nicht ausgerechnet werden. Gegen ein eigenes Jugendamt spreche unter anderem auch, dass die Bandbreiten der Aufgaben in der Jugendhilfe ein hohes Maß an Fachlichkeit und Spezialisierung verlange, die in einer großen Einheit wie dem Kreisjugendamt leichter vorgehalten werden können als in einem kleinen Jugendamt in Alfter.

Das sahen auch die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses ein und folgten der Empfehlung, in der Solidargemeinschaft des Kreisjugendamtes zu bleiben und auf die bewährte Zusammenarbeit zu setzen.

Das Kreisjugendamt

Die elf Städte im Rhein-Sieg-Kreis haben je ein eigenes Jugendamt. Für die übrigen acht Gemeinden nimmt das Kreisjugendamt die Aufgaben der Jugendhilfe für Einwohner bis zum Alter von 21 Jahren wahr. Das sind: Alfter, Swisttal, Wachtberg, Eitorf, Windeck, Much, Neunkirchen-Seelscheid und Ruppichteroth. Für die Gemeinden Alfter, Swisttal und Wachtberg hat der Kreis in der Stadt Meckenheim ein Jugendhilfezentrum eingerichtet.

Im Kreishaushalt 2013 wurden insgesamt 41 Millionen Euro für das Kreisjugendamt eingeplant, 2010 wurden knapp 33 Millionen Euro gebraucht. Hohe und steigende Kosten verursachen vor allem familienersetzende Hilfen, also die Unterbringung von Kindern in Pflegefamilien, Heimen und Wohneinrichtungen, weil die Verweildauer dort zunimmt. Allein dieser Posten hat im vergangenen Jahr 16,3 Millionen Euro verschlungen. Aber auch steigende Fallzahlen und wachsende Ausgaben für die Betreuung von Unterdreijährigen im Kindergarten zehren am Budget.

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