Gespräch am Wochenende: "Yassmo" „Es ist die Erlaubnis zur Spontaneität“

Alfter · Im Gegensaz zu Memphis oder Detroit gilt die Gemeinde Alfter vor den Toren Bonns nicht unbedingt als Hochburg des Soul. Macht gar nichts, findet der Sänger und Keyboarder Yassmo, der von dort aus Festivals und Konzerte organisiert und im vergangenen Jahr sein eigens Label gegründet hat. Der 55-Jährige über die Liebe zu Soul und die Session „Soulbox“ am Samstag.

 Als sein Leib- und Magen-Food bezeichnet Christian „Yassmo“ Ottens den Soul.

Als sein Leib- und Magen-Food bezeichnet Christian „Yassmo“ Ottens den Soul.

Foto: Christian Ottens

Sie öffnen heute Abend im Gielsdorfer Dorfhaus zum ersten Mal die Soulbox? Was steckt drin?

Yassmo: Fünf Leute auf einer Bühne, die in dieser Formation noch nie zusammengespielt haben und sich einfach mal darauf einlassen werden, was da vor Ort und eben gerade in diesen Momenten entsteht. Was wir heute Abend spielen, kann, muss aber nicht unbedingt immer mit Soul zu tun haben. Es sind bekannte Nummern von Stevie Wonder und Billy Preston sowie eigene Stücke. Es wird ein Schlagzeug dabei sein, Gesang, Gitarre und Bass – aber wer genau, soll an dieser Stelle noch nicht verraten werden. Dafür ist das eine Überraschungsbox, die sich immer wieder von Neuem mit Inhalt füllen lässt. Wer weiß, wenn das Publikum mitgeht, könnte daraus sogar eine neue Reihe entstehen.

Und warum gerade Soul? Was bedeutet Ihnen diese Musik?

Yassmo: Soul ist mein Leib- und Magen-Food. Sehr emotional. Man kann den Musikern dabei direkt in die Seele schauen. Das wird letztlich wohl jeder für sich in Anspruch nehmen wollen. Aber der Soul, der in Blues und Gospel wurzelt, hat das in Reinkultur. Es ist die Erlaubnis zur Spontaneität; jederzeit offen – zum Beispiel für den Funk. Damit kann man sich schon mal eine Weile beschäftigen,

Wann und wie hat es denn bei Ihnen gefunkt?

Yassmo: Mein Vater hat als Autodidakt schon während seines Medizinstudiums Musik gemacht und meine drei Brüder und mich sozusagen damit angesteckt. Wir hatten früher eine richtige Hausband, haben alle mindestens ein Instrument gelernt. In meinem Fall zum Beispiel waren das chromatische Mundharmonika, Akkordeon und Klavier. Zum Keyboard bin ich dann auch über meinen Vater gekommen; beziehungsweise über sein Faible für Hammond-Orgeln. Außerdem ist er sehr technikaffin. Und dieses Verständnis, das ich mit ihm teile, hilft mir heute bei meiner Arbeit in meinem eigenen Studio, das ich 2016 eröffnet habe.

Dennoch haben Sie auch einen sogenannten bürgerlichen Beruf?

Yassmo: Als Diplom-Kaufmann in einer Forschungseinrichtung arbeite ich natürlich komplett anders. Das kann mitunter eine willkommene Abwechslung sein, um mal wieder den Kopf freizukriegen. Vor allem aber gibt mir der Job die Möglichkeit, ohne kommerziellen Druck genau tun zu können, was ich tun möchte. Meine kaufmännische Erfahrung wiederum kommt mir bei der geschäftlichen Seite des Musikmachens zugute. „Yassomotion Records“ heißt mein Soul- und Funk-Label, wo ich Material wie die EP „Stand up“ veröffentlichen kann. Im März kommt dort die Liveaufnahme des Konzerts „The Soul Of Jazz“ mit dem Jazzdrummer Antonio Fusco heraus, und im Sommer wiederum soll mein neues Album „How Deep ist the Funk“ fertig sein.

Sie haben die Reihe „Jazzporträt“ und die Alfterer Jazznacht initiiert, geben seit fünf Jahren Konzerte im Gielsdorfer Dorfhaus und nun kommt die Soulbox dazu. Klingt da nicht auch ein wenig Sendungsbewusstsein mit?

Yassmo: Könnte man sagen. Wobei es gerade in Bonn und im Umland inzwischen eine sehr lebendige Musikszene gibt. Konzerte sprechen sich herum, und die Leute kommen dafür eben auch zu uns aufs Land. Die Alfterer Jazznacht hat einen Namen als Festival und zieht inzwischen immer bekanntere Namen aus ganz Europa an. Und all diese Konzerte – die spontanen Begegnungen und Sessions – können wiederum Anstoß zu etwas Neuem geben. Die Soulbox ist ja auch auf diese Weise entstanden. Wenn man ein Feuer anzündet, und es wird warm darum, kommen auch andere und gesellen sich dazu. So mag ich das.

Wie viel Jazz oder Funk kann der Soul vertragen, und dabei authentisch bleiben? Was meinen Sie?

Yassmo: Durchaus so einiges. Es geht mir darum, in der Musik die Spontaneität zu entwickeln, die man auch im täglichen Leben gut gebrauchen kann. Diese Form der Freiheit hat der Jazz sozusagen veredelt. Was mich am Funk fasziniert, ist dieses Konzentrat von Rhythmus; wenn es auf einen Schlag richtig knallt. Und es gibt in meinen Augen nichts, was einen auf- oder abhalten könnte, all diese Stärken miteinander zu verbinden und daraus wieder etwas Neues entstehen zu lassen.

Sollte dieser Funke aber mal nicht sprühen?

Yassmo: Ist da immer noch meine Frau, die meine Leidenschaft für Musik teilt und oft völlig neue Impulse gibt. Sie ist meine Inspiration; immer und immer wieder.

„Yassmo' & the soulbox“: Unter diesem Motto trifft sich Sänger und Keyboarder Christian Ottens am Samstag, 11. Februar, 19.30 Uhr, mit Gleichgesinnten zur Soul-Session im Gielsdorfer Dorfgemeinschaftshaus, Auf der Heide 10. Der Eintritt kostet acht Euro.(ga)

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