70 Jahre "Segnender Christus" Eine Statue mit vielschichtiger Aussage

ROISDORF/ALFTER · Gedenkveranstaltung des Arbeitskreises Friedensweg und der Heimatfreunde Roisdorf

 Mit einer Feier erinnern der Arbeitskreis Friedensweg und die Heimatfreunde Roisdorf an die Einweihung der Christusstatue vor 70 Jahren.

Mit einer Feier erinnern der Arbeitskreis Friedensweg und die Heimatfreunde Roisdorf an die Einweihung der Christusstatue vor 70 Jahren.

Foto: Roland Kohls

Sie erinnert an die monumentale Statue "Cristo Redentor" in Rio de Janeiro, die auf dem Berg Corcovado ihre Arme über der brasilianischen Metropole ausbreitet. Dass sich die Christusstatue am Alfterer Friedensweg, die am ersten Sonntag im Oktober 1945 feierlich eingesegnet wurde, aber nicht nur in Bezug auf die Größe vom Pendant in Rio unterscheidet, erfuhren rund 40 Teilnehmer, die an der Gedenkveranstaltung zur Einsegnung der Statue vor 70 Jahren gekommen waren.

Der Arbeitskreis Friedensweg im Förderverein Haus der Alfterer Geschichte und die Heimatfreunde Roisdorf hatten dazu eingeladen, das vom "Vorgebirgsrebell" Wilhelm Maucher (1903-1993) errichtete Mahnmal für den Frieden zu besuchen und an seine Bedeutung zu erinnern. Zuvor hatte Günter Benz, Sprecher des Arbeitskreises Friedensweg, eine von Paul Faßbender aus Alfter gestiftete Bank ihrer Bestimmung übergeben. Sie soll zum Verweilen an jenem Ort einladen, dessen bewegte Geschichte in dem vom Förderverein herausgegebenen Buch "Der Vorgebirgsrebell" dokumentiert ist - und der sich nicht zuletzt wegen der schönen Aussicht einer immer größeren Beliebtheit bei Spaziergängern, Wanderern und historisch interessierten Besuchern erfreut.

Wissenswertes wusste Ernst Gierlich von den Heimatfreunden Roisdorf über die Geschichte der vom Bonner Bildhauer Jakobus Linden geschaffenen Skulptur sowie die Begleitumstände ihrer Einweihung zu berichten. Die Wahl des Standorts der Christusstatue erläuterte Gierlich folgendermaßen: "Sie wurde an dieser Stätte errichtet, weil der Ort einer Legende nach 'Am heiligen Grab' heißen soll.

Die damit verbundene Sage berichtet von einem Roisdorfer, der als Buße auferlegt bekam, zum Heiligen Grab nach Jerusalem zu pilgern, dies aber unterließ." Laut Überlieferung habe ihn sein Beichtvater als "Ersatz" verpflichtet, im Wald hinter dem Dorf ein Grab auszuheben und dort täglich Gebete zu verrichten. Dieser Brauch sei von den Einwohnern Roisdorfs danach als Bußgang zum "Heiligen Grab" weiter gepflegt worden.

Sein Ruf als "Rebell" eilte Wilhelm Maucher nicht umsonst voraus: Ihm erschien die Zeit bis zur Einsegnung schlichtweg zu lang, so dass er selbst für einen Geistlichen sorgte und auch die liturgischen Gewänder auf ungewöhnlichem Weg herbeischaffte. Bereits zu Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte Bildhauer Jacobus Linden aus Poppelsdorf, dem Maucher freundschaftlich verbunden war, die Statue gefertigt.

Hier wies Gierlich darauf hin, dass Hände und Füße der Statue keine Wundmale besitzen. Dementsprechend handele es sich um Christus vor seinem Leiden am Kreuz. Darüber hinaus sei Christus in Bewegung dargestellt, er schreite, gehe auf die Menschen zu, predige. "Die Statue hat ihre ganz eigene, vielschichtige Aussage", so Gierlich.

Ganz im Sinne des von Maucher 1978 angelegten Friedensweges, der einem Kreuzweg gleich zur Christusstatue führt, lud Diakon Dominik Rieder aus Bornheim zu einem dem Heiligen Franz von Assisi zugeschrieben Friedensgebet ein. Zum Abschluss ließ Joseph Schmidt mit der Trompete das Lieblingslied des Vorgebirgsrebellen "Im schönsten Wiesengrunde" erklingen.

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