Flüchtlinge in Alfter Ein neues Zuhause für 90 Menschen

ALFTER · Alfter plant Flüchtlingsunterkünfte auf der Rathauswiese.

110 Flüchtlinge und Asylbewerber im Gemeindegebiet Alfter sind zurzeit dezentral in acht Häusern und Wohnungen untergebracht. Doch inzwischen wird es dort eng. Sehr eng. Um für weitere Neuankömmlinge gerüstet zu sein, sollen auf der Rathauswiese an der Alfterer Straße deshalb möglichst bald Modulhäuser errichtet werden. So will man vermeiden, dass bei weiter steigenden Zuweisungen und Mangel an privatem Wohnraum notfalls auf öffentliche Turn- und Mehrzweckhallen zurückgegriffen werden müsste. Über diesen Vorschlag der Verwaltung wird der Gemeinderat bei seiner kommenden Sitzung am 26. Februar beraten.

DER FLÜCHTLINGSSTROM

2014 hat sich mit der Zuweisung von 51 Menschen die Zahl der Flüchtlinge und Asylbewerber in der Gemeinde Alfter etwa verdoppelt, weitere 18 Neuzuweisungen erfolgten im Januar. Inzwischen sind es insgesamt 110 Menschen, für die in Alfter Wohnraum bereitgestellt werden musste. Und der Zustrom wird anhalten. "Prognosen gehen davon aus, dass sich dieser Trend mindestens im laufenden Jahr fortsetzen wird", sagt Bürgermeister Rolf Schumacher. "Intern planen wir mit 100 bis 150 Neuankömmlingen im Jahr 2015."

DER STANDORT

Vorgeschlagen wird der Bau einer zentralen Flüchtlingsunterkunft auf der Wiese hinter dem Rathaus, und zwar auf einem Teilstück parallel zur Alfterer Straße. Für den Standort sprechen nach Darstellung von Bürgermeister und Verwaltung mehrere Gründe. Zum einen befinden sich die Flächen im Eigentum der Kommune; zum anderen fällt ihre Errichtung unter das "Flüchtlingsunterbringungsmaßnahmengesetz." Es erlaubt Ausnahmen von der im Bebauungsplan festgesetzten Zweckbindung.

Des Weiteren sind nahezu alle benötigten Versorgungsleitungen in diesem Bereich vorhanden, so dass man sofort dort starten könnte. Den zentralen Standort wertet Bürgermeister Schumacher aber auch als ein klares Bekenntnis dafür, "dass Flüchtlinge und Asylbewerber bei uns in der Mitte der Gemeinde willkommen sind." Eine zentrale Unterbringung vereinfacht überdies die Betreuung der Bewohner durch die verantwortlichen Mitarbeiter und Hausmeister der Gemeindeverwaltung.

MANGEL AN ALTERNATIVEN

Ziel der Gemeinde ist es, nicht auf Turn- und Mehrzweckhallen zurückgreifen zu müssen, die intensiv von Kindergärten, Schulen und Vereinen genutzt werden. Abgesehen von erforderlichen Umbauten sei die Nutzung der Hallen auch planungsrechtlich problematisch. Mit Rücksicht auf die heimische Bevölkerung wurden andere potenzielle Standorte wie der Herrenwingert in Alfter oder der Dorfplatz in Volmershoven ebenfalls verworfen. Auch Gewerbegrundstücke will man nicht antasten, weil sie bei einem Verkauf Gewinn bringen.

DIE BAUPLANUNG

In Modulbauweise soll ein bis zu dreistöckiges Gebäude mit maximal neun Metern Höhe für 90 Menschen errichtet werden. Container kommen nicht in Frage. Sie erfüllen nicht die Vorschriften der Energieeinsparverordnung und dürften daher höchstens zwei Jahre lang genutzt werden. Mit Blick auf die steigenden Asylbewerberzahlen geht die Gemeinde jedoch von einem länger dauernden Bedarf aus und empfiehlt daher den Kauf hochwertiger und nachhaltiger Modulteile. Bezogen auf einen geschätzten Nutzungszeitraum von zehn Jahren sei das lohnenswerter als Miete. Wer ein Beispiel für ein Modulgebäude in der Gemeinde Alfter sucht, kann sich die Offene Ganztagsschule Witterschlick ansehen.

DIE KOSTEN

Der Kauf der Modulhäuser wird teuer. Das weiß die Verwaltung aus ersten Marktrecherchen. Die Höhe der mutmaßlichen Kosten will sie jedoch nicht nennen, weil sie - je nach Votum des Rates - zunächst die Ergebnisse der Ausschreibung und die eingehenden Angebote abwarten will. Die Finanzierung der Gebäude und ihre Ausstattung soll über einen Kredit bei der NRW-Bank erfolgen. Werden die Gebäude eines Tages nicht mehr gebraucht, können sie an einen anderen Standort transportiert oder verkauft werden.

DAS HAUSHALTSDILEMMA

"Der Kämmerer rechnet sich die Finger wund." So beschreibt Bürgermeister Rolf Schumacher die Auswirkungen auf den für 2014/2015 geplanten Doppelhaushalt. Denn die Aufnahme von Asylbewerbern ist ebenso eine Pflichtaufgabe der Kommune wie der gesetzlich geforderte Haushaltsausgleich spätestens im Jahr 2022. Die außerplanmäßigen Ausgaben müssen nun so in den Haushalt eingebaut werden, dass ein Abrutschen in den Nothaushalt vermieden wird. Der Haushaltsentwurf wird voraussichtlich erst im Frühjahr zur Beratung und anschließenden Verabschiedung in den politischen Gremien vorliegen.

DIE ZEITSCHIENE

Die Zeit drängt. Bei einem positiven Ratsbeschluss soll die Errichtung der Unterkunft möglichst schnell erfolgen. Ziel ist es, dass im Spätsommer die ersten Menschen einziehen können. Bis dahin geht die Suche der Gemeinde auf dem privaten Wohnungsmarkt unvermindert weiter. Für weitere Neuankömmlinge im ersten Quartal dieses Jahres hat das Sozialamt zusätzlich zu den acht bestehenden Unterkünften bereits drei weitere Objekte an der Hand. Weiterer Wohnraum wird dringend gesucht. Vermieter werden gebeten sich mit Markus Jüris, Leiter des Fachbereichs Sozialwesen bei der Gemeinde Alfter, Kontakt aufzunehmen: Tel. 02 28/ 64 84-179.

DANK AN DIE BÜRGER

Die Bitte um Verständnis für die vorgeschlagene Baumaßnahme verbindet Bürgermeister Schumacher mit einem Dank an all jene, die Wohnraum zur Verfügung stellen, Lebensmittel und Kleidung verteilen, die Menschen direkt ansprechen, unterstützen und betreuen und dafür sorgen, dass die Zuflucht suchenden Menschen sich hier willkommen fühlen. "Es ist ausgesprochen bemerkenswert, wie viele Dinge sich im Verborgenen entwickelt haben", lobt Schumacher.

Der Rat der Gemeinde Alfter tagt am Donnerstag, 26. Februar, ab 18 Uhr im Rathaus, Alfter-Oedekoven, Am Rathaus 7. Die Sitzung zu diesem Tagesordnungspunkt ist öffentlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort