Geschichte eines Försters Egon von Schaaffhausen hielt 37 Jahre den Wald sauber

ALFTER · Förster Egon von Schaaffhausen (90) betreute von 1951 bis 1988 die Bezirke in Alfter, Bornheim und Weilerswist.

 Inmitten der Alfterer Natur: Egon von Schaafhausen.

Inmitten der Alfterer Natur: Egon von Schaafhausen.

Foto: WOLFGANG HENRY

Ohne Gummistiefel ging gar nichts in den ersten zehn Jahren. Egon von Schaaffhausen trug sie auch im Sommer. Damals litt das ganze Vorgebirge unter Staunässe. Auch vernünftige Wege gab es nicht. Das Schlimmste aber war ein fehlendes Eigentümerverzeichnis im kleinteiligen Bauernwald, als Schaaffhausen 1951 seinen Dienst als Hilfsförster im Forstamt Rur-Erft-Ost begann. Im Waldgebiet von Alfter, Bornheim und Weilerswist hatte er es mit rund 2400 Waldbesitzern zu tun, aber wo genau lagen ihre Parzellen und deren Grenzen? "Wochenlang habe ich auf dem Katasteramt- oder Grundbuchamt in Bonn gesessen, damit ich mich im Wald zurechtfinde", berichtet Schaaffhausen, der bis 1988 für den Bezirk Vorgebirge als Förster tätig war und kürzlich seinen 90. Geburtstag feierte.

Geboren in Niederschlesien, meldete sich Egon von Schaaffhausen mit 18 Jahren freiwillig zur Flak. Nach der Entlassung aus russischer Kriegsgefangenschaft 1946 kam er nach Westdeutschland und begann 1947 seine Lehre beim Forstamt Wenau in der Eifel, später besuchte er die Landesforstschule in Allagen im Sauerland und landete dann im Vorgebirge. Noch heute besitzt der Forstbeamte die Karte der 1950 gegründeten Waldwirtschaftsgemeinschaft Alfter im damaligen Kreis Bonn-Land, die sich in den 70er Jahren zur Forstbetriebsgemeinschaft formierte.

Auf der alten Karte hatte Schaaffhausen sich mit Buntstiften die einzelnen Parzellen und Besitzverhältnisse gekennzeichnet: Fürstliche Flächen waren grün ausgemalt, Gemeindebesitz erhielt die Farbe rot, Kirchwald war orange und der Bauernwald, den Schaaffhausen zu betreuen hatte, blieb weiß. Erst nach der Einführung des Landesforstgesetzes im Jahr 1971 war der Förster für alle Besitzarten in seinem Bezirk zuständig. "Wenn ich von Metternich aus, wo ich damals wohnte, mit meiner 125er DKW durch den Wald nach Alfter fuhr, verpasste ich anfangs den Übergang über die Breite Allee jedes Mal." Sie war so zugewachsen, dass sie von den sie umgebenden Waldbeständen nicht zu unterscheiden war.

Erst in den 60er Jahren gab es Fördermittel von Bund und Land für den Wegebau. Allein im Alfterer Wald entstanden 27 Kilometer Waldwege. Aber die Bauern waren misstrauisch, als der Staat den Geldhahn aufdrehte. Jeden einzelnen Besitzer suchte Schaaffhausen auf und ließ sie ein Blatt unterschreiben, auf dem sinngemäß stand: "Ich bin mit dem Wegebau einverstanden, sofern mir keine Kosten entstehen."

Solange es kaum Telefone gab, waren die Besuche nur mittags oder am Feierabend möglich, und der 90-Jährige weiß noch genau, was es bei den Waldbauern freitags zu essen gab: Milchsuppe, zwei hart gekochte Eier und grüne Bohnen. Der Wald wurde vielfältig genutzt: Man brauchte Reisig für die Erbsen und Pfähle für Bohnen und Tomaten, Schmuckreisig für Feste und Weihnachtsbäume, Bauholz und natürlich Brennstoff. Nach dem Wegebau galt die Aufmerksamkeit des Försters einer zukunftsfähigen Waldpflege, der Beratung der Bauern und der Überzeugungsarbeit für parzellenübergreifende Neupflanzungen und Durchforstungsmaßnahmen. Derweil wurde der Holzverkauf zentral über das Bezirksforstamt Rur-Erft-Ost abgewickelt, das heute zum Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft gehört. Später übernahmen die Forstbetriebsgemeinschaften diese und weitere Aufgaben.

Das Problem mit der Staunässe erledigte sich von selbst, bedingt durch den Braunkohleabbau im rheinischen Revier und das Sinken des Grundwasserspiegels. Auf schlecht bestockten Flächen, die keinen vernünftigen Ertrag brachten, riet Schaaffhausen damals oft zur Anpflanzung von Fichten. Sie vertragen Seitendruck durch andere Bäume und Schatten und deckten von der Nutzung als Weihnachtsbaum bis hin zum Bauholz den Bedarf der landwirtschaftlichen Betriebe ab.

Seine Liebe zum Wald gab Schaaffhausen bei unzähligen Projektwochen und Führungen auch Kindern weiter, und noch im hohen Alter hat er für den Förderverein "Haus der Alfterer Geschichte" Informationsbroschüren über Flora und Fauna des Vorgebirgswaldes erstellt. Wenn Schaaffhausen, der seit 1957 mit seiner Frau Annelies (85) in Alfter lebt, heute durch den Wald fährt, freut er sich, dass er ihn nicht mehr mit dem Blick eines Försters sehen muss, sondern genießen kann.

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