Inklusion in der Region Edeka beschäftigt Alfterer mit Down-Syndrom

Alfter · Florian Schweinitz, Alfterer mit Down-Syndrom, wurde nach seiner Ausbildung im Einzelhandel übernommen. Ihm kommt es darauf an, sein eigenes Geld zu verdienen und selbstständig zu leben.

 Im Alfterer Edeka-Markt hat Florian Schweinitz inzwischen eine Festanstellung bekommen – vor allem, weil ihn Ausbildungsleiterin Silvia Löschner intensiv gefördert und begleitet hat.

Im Alfterer Edeka-Markt hat Florian Schweinitz inzwischen eine Festanstellung bekommen – vor allem, weil ihn Ausbildungsleiterin Silvia Löschner intensiv gefördert und begleitet hat.

Foto: Axel Vogel

Florian Schweinitz ist 25 Jahre alt und will beruflich etwas erreichen. Schweinitz hat eine Ausbildung bei Edeka Mohr in Alfter abgeschlossen und ist übernommen worden. Das ist nicht selbstverständlich, denn Florian hat das Down-Syndrom. Über ein Schülerpraktikum hatte er Edeka als Arbeitgeber kennengelernt. Er bekam das Angebot, dort eine Ausbildung zum Verkäufer zu machen, wenn er den Hauptschulabschluss schafft.

Dafür wechselte er von einer Förder- auf eine Hauptschule. Schwierig sei das für ihn nicht gewesen, denn er habe sein Ziel immer vor Augen gehabt, sagt Schweinitz. Sozial habe er noch mehr Kontakte in Alfter als vorher gehabt, da viele Schüler aus Alfter auf seiner neuen Schule, der August-Macke-Schule in Bonn, gewesen seien.

Florian Schweinitz wollte immer in den ersten Arbeitsmarkt. „Ich möchte mein eigenes Geld verdienen und selbstständig leben“, sagt er. Schwergefallen sei es ihm am Anfang, schnell und genau zu arbeiten. Auch das frühe Aufstehen bereitete ihm Probleme, morgens muss er um 6.15 Uhr in der Filiale sein. Während seiner Ausbildung durchlief er alle Tätigkeitsbereiche im Markt, aktuell arbeitet Schweinitz bei den Molkereiprodukten und mit dem Trockensortiment.

„Wir hatten im Praktikum einen ganz tollen Eindruck von Florian“, sagt Edeka-Chefin Kirsten Mohr (40): „Trotz seines Handicaps können wir ihn gut einsetzen. Er hat eine gute Ausdrucksweise, ist offen mit den Kunden und geht an alles ran.“ Die Ausbildung sei allerdings betreuungsintensiver gewesen als bei anderen Azubis. Deshalb bekam die Unternehmerin einen Lohnkostenzuschuss von der Arbeitsagentur und vom Landschaftsverband Rheinland.

Positives Feedback von Kunden

„Man muss den Leuten einen Mentor an die Seite stellen“, so Mohr. Silvia Löschner ist Ausbildungsleiterin bei Edeka Mohr und hat den Azubi betreut, außerdem unterstützte die Marktleitung das Projekt tatkräftig. Das Lerntempo sei etwas langsamer gewesen als bei anderen Auszubildenden, das sei dem Team aber von vornherein klar gewesen, sagt Löschner.

Nicht überall im Markt könne Schweinitz eingesetzt werden, so die Ausbildungsleiterin, „aber in seiner Abteilung hat er sich gut bewiesen“. Auch von den Kunden bekomme sie positives Feedback, „sie finden Florian ganz großartig“.

Marie-Luise Hartung vom Integrationsfachdienst Bonn/Rhein-Sieg betreute Schweinitz zusätzlich. Jetzt, nach Ende seiner Ausbildung, steht sie ihm ehrenamtlich als Mitglied der Initiative Inklusiver Arbeitsmarkt Alfter zur Seite. Hartung vermittelte dem Azubi auch Unterstützung durch den Senior Experten Service (SES) der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg.

Denn der 25-Jährige besuchte wie die anderen Azubis die Berufsschule. Einmal pro Woche hat ein Ruheständler des SES ihn im Fach Buchhaltung unterstützt. Die Konstellation im Umfeld sei sehr günstig gewesen, meint Hartung, sowohl was die Familie, den Betrieb als auch die Einbindung in die Gemeinde Alfter angehe: „Das ist schon etwas Besonderes.“

Am Ende des Gesprächs sagt Schweinitz noch, man werde als Mensch mit Behinderung grundsätzlich angeguckt. Und es sei normal, dass kleine Kinder guckten. Aber auch als behinderter Mensch könne man Leistungen erbringen, so wie er das in der Ausbildung gemacht habe: „Darüber sollte man seine Kinder aufklären.“ Aktuell möchte er einen weiteren Schritt in die Selbstständigkeit gehen und renoviert mit Unterstützung seiner Eltern eine Wohnung in Alfter, die für eine Wohngemeinschaft hergerichtet werden soll.

Er sucht noch einen Mitbewohner. Interessenten können sich bei ihm unter wg@aconnect.de melden.

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