"Ne Schwaadlappe" Dieser Stammtisch in Witterschlick hat Tradition

Alfter-Witterschlick · Die Idee hatte der Vorsitzende des Männergesangvereins „Rheingold“, Karl-Josef Nolden. Beim Stammtisch „Ne Schwaadlappe“ treffen sich Woche für Woche Witterschlicker Senioren.

 Kaffee und „Klaafen“, beides ist für die Herrenrunde Pflicht.

Kaffee und „Klaafen“, beides ist für die Herrenrunde Pflicht.

Foto: Axel Vogel

„Ne Schwaadlappe“ ist in der Übersetzung des Kölschen Wörterbuches „jemand, der gerne viel redet“. Und das trifft ziemlich genau auf jene Herrenrunde zu, die sich jeden Mittwoch um Punkt 10 Uhr für eine Stunde im Café bei Edeka Schwindt in Witterschlick zum „Klaafen“ versammelt.

Im Oktober werden es drei Jahre, dass sich zehn bis zwölf Senioren zwischen 66 und 80 Jahren – die meisten singen seit Jahrzehnten im ortsansässigen Männergesangverein (MGV) „Rheingold“ mit – die Ecktische bei Nelles für ihren Stammtisch besetzen. „In Witterschlick gibt es sonst keine anderen Möglichkeiten. Als wir 2016 mit unserem Stammtisch hier anfingen, saßen an dem einen oder anderen Tisch noch andere Gäste, die ebenfalls hier regelmäßig ihren Kaffee tranken. Die kamen mittwochs um diese Zeit bald nicht mehr“, sagt der MGV-Vorsitzende Karl-Josef Nolden.

Über Politik wird nicht gesprochen

Es war auch seine Idee, außerhalb der Chorproben einen zwanglosen Treff zu initiieren. „Denn solche Stammtische gibt es woanders auch. Nur in Witterschlick fehlt so etwas.“ Für Stammtischmitglied Helmut Strauch ist das wöchentliche Erscheinen obendrein mit einer häuslichen Pflicht verbunden. „Anschließend muss ich direkt hier noch einkaufen gehen. Das verlangt meine Frau. Wehe, wenn meine Einkaufstasche leer bleibt“, erzählt er und lacht.

Für ihn wie auch für Otto Franke oder Alfred „Ali“ Feldmann sind der gemeinsame Kaffee und ein Stückchen Kuchen mittlerweile ein Muss. Bis auf Wolfgang Jakob, der mit seinen 73 Jahren immer noch in der Immobilienbranche tätig ist, kümmern sich die Männer als Rentner sonst um die Enkel oder sind hier und da ehrenamtlich tätig. Witze machen, sich über die Marotten der anderen beömmeln – das genießen die Sänger. „Hier wird gelogen, dass sich die Balken biegen“, flachst Otto Franke.

Gelegentlich wird aber auch über ernste Themen geredet. Und wenn einer in der Gruppe ein Problem hat, wird er selbstverständlich von allen mit Rat und Tat unterstützt. „Nur über Politik wird bei uns, im Unterschied zu anderen Stammtische, nicht gesprochen. Politik lohnt sich nicht“, findet Nolden – mit 66 Jahren der Jüngste im Bunde. Das gilt aber nicht unbedingt für die Kommunalpolitik, denn über die Höhe der Wasser- und Abwasserpreise in der Gemeinde Alfter von 7,14 Euro ärgern sich die Männer unisono. Im weiteren Verlauf kommen sie dann bald auf die gute Qualität des Hardtbaches zu sprechen. „Das Wasser ist sehr klar. Auch die Hunde mögen es gerne“, wirft Otto Franke ein und schaut zur Fleischtheke rüber. „Manchmal werden wir ermahnt, leiser zu sein.“

Für ihn ist die wöchentliche Zusammenkunft eine wunderbare Abwechslung. Und auch der Donnerstag hat einen festen Platz in seinem Kalender: Dann steht bei dem überwiegenden Teil die Chorprobe des MGV an.

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