Kirchen und Kapellen im Dekanat Bornheim-Vorgebirge Die Drei Könige warten in einer Höhle

Alfter-Birrekoven/Alfter/Bornheim · Am Krippensonntag, 10. Januar, präsentieren in Bornheim und Alfter 19 katholische Kirchen von 12 bis 18 Uhr ihre Darstellungen mit Figuren der heiligen Familie.

 Hans-Gerd Steinheuer (l.) vom Pfarrgemeinderat und Pfarrer Jörg Stockem mit der seltenen Figur einer Hirtin.

Hans-Gerd Steinheuer (l.) vom Pfarrgemeinderat und Pfarrer Jörg Stockem mit der seltenen Figur einer Hirtin.

Foto: Axel Vogel

Eine Hirtin an der Weihnachtskrippe - das ist eine Seltenheit. Unter den 30 bis 40 Zentimeter hohen Krippenfiguren in der Kirche Sankt Sebastianus in Roisdorf findet sich eine solche Frau mit blauem Kopftuch, Schürze und einem Korb mit Schafwolle. Historisch unwahrscheinlich, aber schön anzuschauen.

Heute hat sich die Rolle der Frau in der Kirche gewandelt. Nach den Worten von Pfarrer Jörg Stockem trägt die Figur dem Bedürfnis Rechnung, "ein Stück der heutigen Welt hineinzuholen in das Krippengeschehen". Lange blieb deren "Annahme bei den Gläubigen unter der Erwartung", sagt der Pfarrer. Deshalb "bewarben" die Kirchen des Dekanats Bornheim-Vorgebirge voriges Jahr erstmals den Krippensonntag, so Hans-Gerd Steiner vom Roisdorfer Kirchenvorstand.

In diesem Jahr wurde der Pfarrverbund Alfter mit einbezogen. Das Programm wird zudem mal mit Erläuterungen, mal mit Kaffee und Keksen umrahmt. Viele Besucher machen sich zum Krippensonntag einen regelrechten "Fahrplan". Dabei hilft eine bebilderte Broschüre über "Weihnachtskrippen am Rhein und im Vorgebirge" von Christel Diesler, die die Schwerpunkte beschreibt.

Da zeigt sich, dass es sich teilweise um historische und künstlerische Sehenswürdigkeiten handelt. In Roisdorf steht das Schaffen der 1870 in München geborenen Krippenkünstlerin Johanna Lamers-Vordermayer im Fokus. Nach ihren Entwürfen schnitzten Bildhauer aus Bayern Köpfe, Hände und Füße aus Holz. Pfarrmitglieder bekleideten die 19 beweglichen Körper aus Drahtgestellen. Die Krippe wurden 1942/43 "als "Hoffnungszeichen auf neue Friedenszeiten angeschafft", heißt es in der Broschüre.

In der Kirche Sankt Georg in Widdig, sind die Gestalten aus Gips, wie es bis in die 20er Jahre üblich war. Gewachste Vollholz-Puppen der Schwester Eberhardis Kohlstedt aus den 80er und 90er Jahren sind in Sankt Mariä Himmelfahrt in Oedekoven versammelt. Wachsfiguren aus Aachen mit kaschierten Gewändern gibt es in Sankt Aegidius in Hemmerich zu sehen.

In Sechtem (Sankt Gervasius und Protasius) liegt der Schwerpunkt auf einer "Wandelkrippe". Dabei werden bis Mariä Lichtmess am 2. Februar verschiedene Szenen aus dem Leben der heiligen Familie dargestellt, bis zur Flucht nach Ägypten. Ähnlich machen es zumindest mit den heiligen drei Königen viele Kirchen. In Roisdorf mussten die Hirten sogar in einer "Höhle" warten, ehe sie kurz vor Weihnachten endlich in Richtung Stall ziehen durften. aed

Clemens Schillmöller (64) und Klaus Wieding (70) haben in der Kapelle "Maria Opferung" in Birrekoven eine liebevoll gestaltete Krippe aufgebaut. "Wir haben viel mit Naturmaterialien dekoriert. Die Zweige, Tannenzapfen und das Moos haben wir selbst gesammelt", sagt Schillmöller. Der Florist hat in den 70er Jahren sechs Krippenfiguren gekauft, die er in seinem Blumengeschäft in Poppelsdorf stehen hatte. "Das Besondere an den Figuren ist, dass ihre Kleidung aus Papier besteht", so Schillmöller. Jetzt stehen die Heiligen Drei Könige und Maria und Josef mit dem Christuskind zum dritten Mal in der kleinen Kapelle. "Ich wollte die Figuren gerne mal in der Kapelle aufbauen - da, wo sie hingehören", sagt Schillmöller.

Jedes Jahr gestalten die Birrekovener die Krippe etwas anders. "Dieses Jahr haben wir sie so aufgebaut, dass der Altar mit einbezogen ist", sagt Schillmöller. An mehreren Tagen im Dezember und Januar öffnen die beiden Männer die Kapelle für Besucher, zünden Kerzen an und spielen im Hintergrund leise gregorianische Weihnachtsmusik ab.

In der Kapelle entsteht so eine ganz besondere Atmosphäre, die für viele Alfterer schon zur Weihnachtszeit dazugehört. "Als ich die Krippe zum ersten Mal gesehen habe, hatte ich Tränen in den Augen", sagt Praxedes Jimenez. "Sie ist wunderschön, geschmackvoll und stilvoll hergerichtet und hat mich sehr berührt", so die gebürtige Spanierin.

Gemeinsam mit ihrem Mann Ruben Bach kommt sie seitdem regelmäßig zur Krippe. "Wir sind öfters für ein paar ruhige Minuten hier. Es ist so friedvoll", sagt der 46-Jährige. Dass die Krippe für viele Alfterer zu einem Treffpunkt geworden ist, liegt Clemens Schillmöller besonders am Herzen. "Sie hält die Nachbarschaft zusammen. Die Leute fragen uns schon immer, ob wir die Krippe wieder aufbauen." bcl

Clemens Schillmöller und Klaus Wieding öffnen die Kapelle in Birreskoven das nächste Mal am Mittwoch, 6. Januar. Dann kann die Krippe von 13 bis 18 Uhr besucht werden.

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