Ikonen im Evangelischen Gemeindezentrum Christus auf Lindenholz

ALFTER · Die Ikonenmalerei ist eine sehr alte Kunstform. Sie hat ihre Ursprünge in der Ostkirche. Seit dem 6. Jahrhundert kennt man besonders in den orthodoxen Gemeinden diese Heiligendarstellungen. Die Holzbilder sind geweiht und haben für die Theologie und Spiritualität der Ostkirchen eine sehr große Bedeutung.

 Claudia Fuß mit ihrer Ikone "Christus im blauen Gewand" im evangelischen Pfarrheim.

Claudia Fuß mit ihrer Ikone "Christus im blauen Gewand" im evangelischen Pfarrheim.

Sie sollen Ehrfurcht erwecken und eine existenzielle Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten sein, indirekt auch zwischen dem Betrachter und Gott. Sie haben aus kirchlicher Sicht allerdings nicht den Rang von Kunstwerken. Man betrachtet sie eher als religiöses Handwerk.

Ob nun Kunst oder Handwerk, das ist für die Alfterer Künstlerin Claudia Fuß nicht entscheidend. Seit 2008 arbeitet sie in diesem Genre und zeigt nun 50 ihrer in jüngster Zeit entstandenen Ikonen im Evangelischen Gemeindezentrum in Alfter. Ihr "Christus im blauen Gewand" ist filigran auf Lindenholz aufgetragen, er scheint zu schweben. "Meine Motive, die zum Teil 2000 Jahre alt sind, finde ich in Bildbänden und im Internet", so Fuß. "Die klassische Ikone ist kein eigenständiges Kunstwerk, sondern immer eine Kopie eines uralten Motivs. Der Formenkanon ist immer gleich, lediglich die Farben variieren."

Zuerst grundiert Claudia Fuß das Lindenholzbrett mit einer Kreidemischung. Dann zeichnet sie die Christusfigur auf Papier und ritzt die Umrisse durch Kohlepapier auf das Holz. Bevor sie das Blattgold aufträgt, muss sie noch eine Schicht Klebeöl streichen. Die Farben mischt sie aus Eigelb und Essig oder Weißwein von der Loire sowie mit Farbpigmenten an. Wenn die Figur ausgemalt ist, fügt sie den Heiligenschein hinzu.

Neben zahlreichen Christus- und Mariendarstellungen sind in der Ausstellung auch Szenen aus der Bibel wie etwa die Geschichte von Adam und Eva im Paradies oder vom Propheten Jona im Bauch des Wals zu sehen. hpf

Die Ausstellung "Das Heilige in der Kunst" ist noch bis 26. Juni, jeweils freitags von 9 bis 12.30 Uhr, im Evangelischen Gemeindezentrum Alfter, Am Herrenwingert 1, geöffnet.

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