Entwicklung des Doppelorts Volmershoven-Heidgen Als es noch Tonstecher gab

ALFTER-VOLMERSHOVEN · Als Anhängsel von Witterschlick kommen die Ortsteile Volmershoven und Heidgen manchmal ein bisschen zu kurz. Das hängt zwar mit der gemeinsamen Zivil- und Kirchengeschichte zusammen, doch jetzt wurde es einmal Zeit für eigenständige Publikationen über den Doppelort.

Das dachte sich jedenfalls Hobby-Historiker Klaus Trenkle (75), der bereits eine Vielzahl von Dokumentationen über seinen Wohnort Witterschlick erstellt hat. Wissenswertes über die Entwicklung des Doppelortes Volmershoven-Heidgen hat Trenkle deshalb nun in zwei Bänden zusammengetragen.

In Teil I informiert er auf rund 270 Seiten über "Aspekte der Ortsgeschichte": von der Pfarrgemeinde Sankt Mariä Hilf bis zur Landwirtschaft, von Gebäuden unter Denkmalschutz bis zu Kultur- und Freizeitaktivitäten, von Vereinen und Menschen, die das Ortsleben prägten. Den Schwerpunkt legt Trenkle dabei auf die jüngere Geschichte. "Dabei ist mir aufgefallen, wie viele alte Fachwerkhäuser verschwunden sind." Er hat deshalb nicht nur in eigenen Fotos das aktuelle Ortsbild festgehalten, sondern zeichnet mit historischen Ansichten, Postkarten und Zeitungsausschnitten die Entwicklung der vergangenen 150 Jahre nach.

In dieser Zeit wurde etwa die Volmershovener Schule gleich zwei Mal abgerissen. Zur Schule Nummer eins kam Volmershoven im Zuge des industriellen Aufschwungs durch den Tonabbau. Die Einwohnerzahlen im Doppelort stiegen und mit ihnen die Zahl der Kinder, die zur Schule nach Witterschlick gingen. 1902 wurde daher für Kinder aus Volmershoven und Heidgen die erste eigene Schule an der Kottenforststraße errichtet.

Auf ihren Grundmauern wurde 1959 ein Neubau hochgezogen, der bis Anfang der 80er Jahre als Schule diente. Danach wechselten die Grundschüler wieder nach Witterschlick, weil der Schulbetrieb in Volmershoven nicht mehr wirtschaftlich war. Das Gebäude erfuhr anschließend diverse Nutzungen, unter anderem zur Unterbringung von Asylbewerbern. Seit 2006 stand die Schule dann leer und für eine Sanierung und Neunutzung ließ sich kein interessierter Investor finden. Das Gebäude verfiel derart, dass es 2013 schließlich abgerissen wurde.

Aufgrund gestiegener Gemeindegliederzahlen wurde 1960 auch die alte romanische Kapelle in Volmershoven abgerissen, weil sie zu klein geworden war. An ihrer Stelle wurde die Kirche Sankt Mariä Hilf gebaut und 1962 eingeweiht. In Teil II hat Trenkle auf 255 Seiten diverse Dokumente zusammengetragen.

Dazu gehört die Facharbeit von Timo Schüller, die er als Schüler des Rheinbacher Vinzenz-Pallotti-Kollegs für den Grundkurs Geschichte im Schuljahr 2009/2010 über die Geschichte des Doppelortes erstellt hat. Trenkle: "Das ist meines Wissens der erste eigenständige Überblick über die Geschichte von Volmershoven-Heidgen." Allerdings umfasst sie nur 18 Seiten.

Ein Grund mehr für Trenkle, sich dem Thema umfassend zu widmen. In Teil II hat er auch eine Dokumentation von Johannes Broch aus Heidgen aufgenommen. Dieser berichtet darin über die Geschichte der Familie seiner Schwiegermutter in Heidgen von 1868 bis 1986 und illustriert sie mit vielen historischen Bildern. Broch gibt zugleich einen Einblick in damalige Berufe: Die Männer der Familie waren als Hausschlachter und Ackerer tätig, als Tonstecher und Pferdehändler, als Viehhalter und Gaststättenbetreiber.

Die Materialsammlung von Teil II enthält darüber hinaus eine Vielzahl von Jubiläumsfestschriften aus dem Ortsleben und Auszüge aus dem Buch von Heinz-Dieter Flamme über Wegekreuze in der Gemeinde Alfter, soweit sie Volmershoven-Heidgen betreffen.

Schon zur Römerzeit besiedelt

In einer Kölner Pachturkunde wird Volmershoven erstmals 1359 urkundlich erwähnt, der Weiler "Auf der Heyden" erst 1652. Doch Bodenfunde und Flurnamen lassen darauf schließen, dass die Gegend ebenso wie Witterschlick bereits zur Römerzeit besiedelt war. Der Doppelort ist ein Teil der Ortschaft Witterschlick, die seit der Gebietsreform im Jahr 1969 mit den Ortschaften Alfter, Gielsdorf, Oedekoven und Impekoven die Gemeinde Alfter bildet.

Die Entdeckung des hochwertigen Blautons in Volmershoven 1880 löste in der vormals land- und forstwirtschaftlich geprägten Region einen industriellen Aufschwung aus. Der ebbte später zwar wieder ab, doch viele Menschen fanden im Doppelort ein neues Zuhause. Anfang 1880 zählte Volmershoven-Heidgen rund 400 Bewohner. Heute leben dort etwa 1300 Menschen. Inzwischen gibt es in Volmershoven mit der "Grube Emma" nur noch einen Tonabbaubetrieb. Ein weiterer bedeutender Wirtschaftsfaktor ist seit 1969 der Quarzabbau im Westen von Volmershoven.

Die beiden Bände über Volmershoven-Heidgen "Aspekte der Ortsgeschichte" und "Dokumente zur Ortsgeschichte" von Klaus Trenkle bilden die 22. Publikation seiner im Eigenverlag herausgegebenen Reihe: "Beiträge zur Geschichte von Witterschlick". Die Dokumentationen sind jeweils zum Selbstkostenpreis von 25 Euro bei dem promovierten Naturwissenschaftler, der seit 1971 in der Gemeinde Alfter lebt, erhältlich: Tel. 0228/642353.

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