Theaterpremiere in Alfter Als die Euphorie verflog

Alfter · In „Weltenbrand“ lässt Autor und Regisseur Michael Barfuß die Soldaten des Ersten Weltkriegs sprechen. Nach der Brotfabrik in Beuel ist es ab 9. November im Hoftheater der Alanus Hochschule zu sehen.

 Eindringlich: Das Stück „Weltenbrand“ von Michael Barfuß basiert auf Briefen und Tagebüchern, die Soldaten während des Ersten Weltkriegs verfasst haben.

Eindringlich: Das Stück „Weltenbrand“ von Michael Barfuß basiert auf Briefen und Tagebüchern, die Soldaten während des Ersten Weltkriegs verfasst haben.

Foto: Stefan Hermes

In den Verlustlisten des Ersten Weltkriegs sind auch 338 Einträge von Personen aus Alfter zu finden, die getötet oder vermisst sind. Im Bonner Stadtarchiv existieren umfangreiche Sammlungen von Kriegstagebüchern und Feldpostbriefen. Die Nachbarschaft zur und eine Führung durch die Bonner Ermekeilkaserne inspirierten Regisseur und Autor Michael Barfuß zu seinem auf Briefen und Tagebüchern aus den Jahren 1914 bis 1918 basierenden Theaterstück „Weltenbrand“.

Nach gefeierten Aufführungen in der Brotfabrik in Beuel hat das für die Alanus Hochschule geschriebene Theaterstück am Freitag, 9. November, seine Premiere im Hoftheater des Alfterer Johannishofs. Und nicht nur der Zeitpunkt – am Sonntag, 11. November, jährt sich das Ende des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal – passt bei dieser Inszenierung.

In den persönlich und unverfälscht authentischen Aufzeichnungen kommen sowohl die anfängliche Euphorie als auch die spätere Verzweiflung der am Krieg beteiligten Männer und Frauen des Weltenbrandes durch die Schauspielstudierenden des zweiten und dritten Jahrgangs der Hochschule zum Ausdruck.

Ende des Ersten Weltkriegs jährt sich zum 100. Mal

Barfuß überlässt dem Zuschauer die historische Einordnung des Dargestellten und konfrontiert sein Publikum mit dem Erleben von deutschen oder französischen Soldaten oder deren Ehefrauen, Töchtern oder Söhnen. „Es ist eine herrliche Reise. Wunderbares Wetter. Wir sitzen lange Strecken auf den Maschinengewehren, die auf den offenen Wagen stehen. Enorme Begeisterung überall. Wenn Du noch dabei wärst, wäre es die schönste Reise, die ich je gemacht habe“, wird Heinrich Hellford zitiert, der wie Millionen andere siegesgewiss in den Ersten Weltkrieg zog. Er starb bereits am 11. November 1914.

Schauspielstudentin Marsha Miessner (23) verkörpert auf der Bühne die etwa gleichaltrige Bonnerin Adele Röhl, die in ihren als „Mobilmachungstagebuch“ betitelten Aufzeichnungen 1914 schrieb: „Deutschland hat den Krieg erklärt! Wie ein Donnerschlag zerstreut dies alle Wolken, man atmet freier. Das Schicksal hat alle gepackt, herausgerissen aus dem Kleinkram ihres Egoismus. Man merkt so recht, was Leben heißt.“

Akteure sind Schauspielstudierende des zweiten und dritten Jahrgangs

Vier Jahre später endete der Erste Weltkrieg im November 1918 mit der Kapitulation Deutschlands. Weltweit starben etwa 17 Millionen Soldaten und Zivilisten.„Was bedeutet eigentlich Krieg im Denken und Fühlen der Menschen“, beschreibt Barfuß die zentrale Frage seines Stückes und untersucht darin, wie das Menschliche funktioniert, wenn es mit dem Unmenschlichen eines Krieges konfrontiert wird.

„Für mich ist ‚Weltenbrand‘ die wichtigste Aufführung in diesem Jahr“, so Gode Japs vom Vorstand des Rampe-Vereins, der sich die Förderung des Schauspielnachwuchses in Alfter zur Aufgabe gemacht hat. Man brauche keine Angst zu haben, sich das Stück anzusehen, so Barfuß, es habe auch Humor. Was den Zuschauer dabei erwarte, sei „sattes Theater“.

Es spielen Marcus Chiwaeze, Rosa Dahm, Marsha Miessner, Elena Nicodemus, Matthias Pieper (zweiter Jahrgang) sowie Philipp Andriotis, Nima Bazrafkan, Florian Hausen, Lukas Metzinger und Christina Wouters (dritter Jahrgang).

Zu sehen ist „Weltenbrand“ von Michael Barfuß und dem Fachgebiet Schauspiel der Alanus Hochschule am Freitag, 9., und Samstag, 10. November, jeweils um 19.30 Uhr, sowie am Sonntag, 11. November, um 18 Uhr im Hoftheater im Johannishof (Campus I) am Lohheckenweg in Alfter. Karten zum Preis von 13 Euro (ermäßigt 6,50 Euro) sind an der Abendkasse erhältlich. Sie können auch unter 0 22 22/93 21 12 47 (Anrufbeantworter) vorbestellt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort