Ausstellung bis 29. Oktober Alfterer verarbeiten Westjordanland künstlerisch

Alfter/Bonn · Fünf Malerei-Studentinnen der Alanus Hochschule zeigen im Kunstraum in Tannenbusch ihre Eindrücke des Westjordanlands. Dazu gehören eine Installation, eine Skulptur, Fotografien, Zeichnungen und zwei Gemälde.

 Vor einer der Arbeiten (v.l.): Dozentin Ulrika Eller-Rüter, Nina Tschubinishvili, Anna Thielmann, Julia Glatzel, Katharina Haupt und Marie-Luise Meister.

Vor einer der Arbeiten (v.l.): Dozentin Ulrika Eller-Rüter, Nina Tschubinishvili, Anna Thielmann, Julia Glatzel, Katharina Haupt und Marie-Luise Meister.

Foto: Susanne Träupmann

Krieg, Terror, Armut: In der öffentlichen Wahrnehmung gilt Palästina fast ausschließlich als politischer Brennpunkt. Bei einer Exkursion ins Westjordanland haben fünf Malerei-Studentinnen der Alfterer Alanus Hochschule verschiedene Seiten des dortigen Lebens in den Blick genommen und künstlerisch gestaltet. Entstanden sind eine Installation, eine Skulptur, Fotografien, Zeichnungen und zwei Gemälde, die ab diesem Freitag unter dem Titel „Irgendwo: Places & Spaces – Palästina 2017“ im Kunstraum in Bonn-Tannenbusch zu sehen sind.

„Ich möchte den institutionalisierten gebundenen Kontext der Kunst verlassen, um zu zeigen, was man mit Kunst bewirken kann“, betonte Dozentin Ulrika Eller-Rüter, die die Exkursion als Kunstaktion mit ihren Studentinnen organisiert hat. Seit 2008 realisiert die Alanus-Professorin für Malerei und Kunst im gesellschaftlichen Kontext interkulturelle partizipatorische Projekte im öffentlichen Raum. Unter dem Titel „Places & Spaces“ kamen 2015 Aktionen in Polen und Südafrika zustande, im nächsten Jahr ist China an der Reihe.

Brennpunkte aufwerten

„Es geht um Interventionen im öffentlichen Raum und um die Wahrnehmung neuralgischer Punkte, um diese dann künstlerisch umzusetzen. Nicht wahrgenommene Momente sollen sichtbar gemacht werden“, erklärt Eller-Rüter. Und: „Die Ausstellung möchte politisch unabhängig die Vielfalt und die sinnlichen Potenziale eines Ortes mit politischer Brisanz herausstellen. Die Werke können dazu anregen, den eigenen Blick auf sogenannte Brennpunkte zu hinterfragen.“

Gefördert vom Erasmus+-Programm der EU und in Kooperation mit den Fine Art Departments der Al Quds Universität Abu Dis im Westjordanland sammelten die Alfterer Studentinnen Anfang Mai Eindrücke von Land und Leuten sowie der politischen und kulturellen Situation.

In Tannenbusch zu sehen ist demnach eine Rauminstallation der 30-jährigen Marie-Luise Meister. Inmitten schwarzer Wände läuft auf dem Boden ein Nonstop-Videoband, darüber hängt ein Behälter aus goldener Rettungsfolie. „Der Gegensatz von prächtigem Kleid im schwarzen Raum macht die Co-Existenz der Realitäten deutlich. Im Video gehe ich an verschiedenen Orten entlang. Die Sequenzen habe ich zusammengefügt, um zu zeigen, dass es an den Orten, an denen man sich begegnet, keine Grenzen gibt“, sagt sie.

Konflikt der Religionen

Die Georgierin Nina Tschubinishvili (22) hat die Architektur der Gebäude im Westjordanland zeichnerisch festgehalten. Palästina erinnert sie an ihre Heimat. „Denn den Konflikt der Religionen gibt es in beiden Ländern“. Katharina Haupts (25) Fotografien haben aus Holz gefertigte Spielkarten eingefangen, auf denen das Wort „fragil“ zu lesen ist. Fragil ist auch ihr Skulpturenensemble aus Zuckerglas, das „die Zerbrechlichkeit zeigt“.

Anna Thielmann (25) dagegen hat die Gebäude rund um das Gästehaus an der Universität gezeichnet. Darüber hinaus präsentiert sie Bilder aus Acryl, die in ihrer Farbigkeit das Tal vor den Golanhöhen lebendig werden lassen.

Julia Glatzel thematisiert in ihren Werken zwei verschiedene Bereiche. So werden der Rhythmus, den sie in allen drei Religionen, im Alltag, in der Architektur und in der Kultur erfahren hat, in Fotografien auch für den Betrachter erfahrbar. Mit Bleistift hat sie Menschen, die sie kennengelernt hat, porträtiert, „um in den Gesichtern die Gefühle der Begegnung einzufangen“.

Tannenbusch ist reizvoller Ausstellungsort

Eller-Rüter empfindet es als reizvoll, eine Kunstausstellung in einem Stadtteil wie Tannenbusch auf die Beine zu stellen, „in dem man das nicht unbedingt erwartet“. Bereits seit 2013 bieten Studenten unter der Leitung der Alanus-Dozentin in den Räumlichkeiten am Brieger Weg Kunstaktionen und Workshops für Stadtteilbewohner an. Noch bis März stellt das Wohnungsunternehmen Vonovia den Kunstraum zur Verfügung. Zum nächsten Jahr hat es den Mietvertrag mit der Hochschule gekündigt. „Dann werden wir nur noch mobile Kunstprojekte auf die Beine stellen. Die Workshops werden dann erst mal entfallen“, bedauerte Ellen-Rüter.

Die Ausstellung „Irgendwo: Places & Spaces – Palästina 2017“ ist ab diesem Freitag, 20. Oktober, bis Sonntag, 29. Oktober, montags bis freitags von 17 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr im Kunstraum in Tannenbusch, Brieger Weg 16-18, zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort