Hilfe vom örtlichen Asylkompass Geflüchtete Jugendliche finden in Alfter ein neues Zuhause

Alfter · Gharam Wahid aus Syrien und Zainab Fawzi aus dem Irak leben die Integration. Die beiden sind vor rund fünf Jahren nach Deutschland gekommen und bekommen seit dem immer wieder Unterstützung vom Asylkompass in Alfter.

 Gharam Wahid (links) und Zainab Fawzi haben den Realschulabschluss schon in der Tasche. Dabei betreute sie Elke Friedrich.

Gharam Wahid (links) und Zainab Fawzi haben den Realschulabschluss schon in der Tasche. Dabei betreute sie Elke Friedrich.

Foto: Axel Vogel

Gharam Wahid (17) und Zainab Fawzi (18) sind häufig im Witterschlicker "Treffpunkt" zu Gast. Wenn sie ein wenig reden wollen oder einen Nachhilfelehrer suchen, führt sie Schülerinnen der erste Weg zu "Frau Elke". Elke Friedrich ist Engagementförderin der Pfarreiengemeinschaft Alfter und gemeinsam mit Carina Pfeil Flüchtlingskoordinatorin beim örtlichen Asylkompass, einer 2015 gegründeten ökumenischen Initiative in der Flüchtlingshilfe. Die Unterstützung, die Gharam und Zainab erhalten, erfolgt immer wieder schnell und unbürokratisch.

Auf Hilfe sind die beiden jungen Frauen, die 2014 beziehungsweise 2015 aus Syrien und dem Irak nach Deutschland kamen, immer wieder angewiesen. Viele der kulturellen Gepflogenheiten in ihrer neuen Heimat waren den beiden, die mittlerweile in Bornheim und Volmershoven-Heidgen zu Hause sind, fremd. Sie gehörten zu den 61 Flüchtlingskindern und -jugendlichen zwischen sechs und 17 Jahren, die im vergangenen Jahr in Bornheim die Schulbank drückten. Zurzeit sind in Bornheim insgesamt 815 Asylsuchende im laufenden Verfahren registriert, in Alfter sind es aktuell 90 Erwachsene.

Gharam hat im Jahr 2013 mit ihrer Familie Syrien verlassen und kam über Aufenthalte im Libanon und Griechenland nach Deutschland. Bei Zainab, die aus dem Irak stammt, gestaltete sich der Weg nach Europa anders: Ihre Eltern hatten dem Irak wegen der politischen Unruhen von 2006 den "Rücken zugekehrt" und sich im ägyptischen Alexandria niedergelassen. "Dort war das wirtschaftliche Überleben schwierig. Da wir keine Flüchtlinge waren, haben meine Eltern sich an die Vereinten Nationen gewandt. Die ermöglichten uns die Einreise nach Deutschland", erinnert sich Zainab.

Realschulabschluss in Bornheim gemacht

Seit 2015 wohnt die 18-Jährige mit ihrer Familie im Ortsteil Volmershoven. Dort fühle sie sich mittlerweile heimisch. Stolz sind Zainab und ihre "beste Freundin" Gharam auf ihre Erfolge in der neuen Heimat. Nicht nur, dass beide mittlerweile fließend Deutsch sprechen, sie haben auch schulische Erfolge vorzuweisen. So haben die beiden im vergangenem Jahr ihren Realschulabschluss an der Bornheimer Europaschule gemacht, Zainab mit Qualifikation. "Und das, obwohl wir erst seit kurzer Zeit in Deutschland sind", freuten sich beide. Zurzeit besuchen Gharam und Zainab unterschiedliche Berufskollegs mit den Schwerpunkten Wirtschaft in Bonn und Brühl, denn sie wollen unbedingt studieren.

Für Elke Friedrich ist der Werdegang ihrer beiden Schützlinge mehr als eine schulische Glanzleistung. "Ihr könnt stolz auf Euch sein. Ihr seid toughe Frauen", betonte die Engagementförderin. "Für meine Eltern steht die berufliche Ausbildung ihrer Kinder im Vordergrund", erzählt Gharam. Sie ist nicht die erste ihrer Familie, die hier Fuß gefasst hat. So hat eine ältere Schwester gerade die Ausbildung zur Krankenpflegerin abgeschlossen, eine andere macht im nächsten Jahr ihr Abitur. Für die beiden Freundinnen ist es ein beruhigendes Gefühl, dass sie hier eine Zukunft haben, die sie nach eigenem Gusto gestalten können - trotz der anfänglich schwierigen Eingewöhnung. "Dass Autos an einer roten Ampel halten, Müll nicht einfach auf die Straße geworfen wird und in der Öffentlichkeit geknutscht wird, das waren für uns schon neue Erfahrungen. Im Großen und Ganzen finde ich die Regeln aber gut", hat Gharam für sich festgestellt.

In Deutschland ein neues Zuhause gefunden

Die Schule und Nachbarn haben beiden Familien den Einstieg in die neue Kultur erleichtert. Äußerlich unterscheiden sich die beiden Frauen von gleichaltrigen Schulkameraden nur durch ihre Hidschabs. Hier und da fallen deswegen kritische Kommentare, aber "die überhöre ich. Denn ohne Kopftuch könnte ich gar nicht rausgehen", erklärt Gharam selbstbewusst. Für sie wie auch für Zainab kommt eine Rückkehr in ihre Heimatländer nicht mehr in Frage. Gharam kann sich an Syrien kaum noch erinnern. Für sie steht schon fest, dass sie irgendwann einen deutschen Pass beantragen wird. "Denn ich bin hier zu Hause, auch wenn Syrien immer meine Heimat bleiben wird. Denn dort wurde ich geboren, und meine Eltern sind Syrer", sagt die 17-Jährige.

Ein Standpunkt, den Zainab nur unterstreichen kann. Als Irakerin ist sie im ägyptischen Alexandria aufgewachsen, ihre kulturelle Identität verbindet sie eher mit den Gepflogenheiten des Nillandes. Das Rezept beider für eine gelungene Integration: "Das Beste aus beiden Kulturen nehmen und miteinander mischen." So wird in beiden Familien neben dem Zucker- und dem Opferfest auch Weihnachten gefeiert. Mal mit, mal ohne Geschenke.

Die Schülerinnen suchen Nachhilfelehrer in den Fächern Deutsch, Betriebswirtschaftslehre, Englisch und Mathe. Interessenten können sich per Mail an zainabdabbah@gmaio.com oder gwahid797@gmail.com melden.

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