Umgestaltung des Ortskerns Gemeinde Alfter macht zweiten Anlauf auf Fördergelder

Alfter · Im vergangenen Jahr scheiterte die Gemeinde Alfter mit ihrem Antrag auf Fördergelder für die Umgestaltung des Ortskerns an der Bezirksregierung in Köln. Jetzt will sie es erneut versuchen. Für den Erfolg sollen zwei Planungsbüros sorgen, die die Gemeinde engagiert hat.

 Das Herz von Alfter Ort: Schloss und Herrenwingert. Aus dem Platz soll mehr werden, als ein Parkplatz.

Das Herz von Alfter Ort: Schloss und Herrenwingert. Aus dem Platz soll mehr werden, als ein Parkplatz.

Foto: Axel Vogel

Am Ende stand ein einstimmiger Beschluss, doch der Weg dorthin war lang. Fast zwei Stunden diskutierten die Mitglieder des Alfterer Gemeinderats, wie es mit der Gestaltung des Ortskerns am Herrenwingert weitergehen soll. Um das Großprojekt mit Mehrzweckhalle, Lebensmittelmarkt und Wohnungen voranzutreiben, will sich die Gemeinde dem Beschluss zufolge im September erneut um Städtebaufördergelder des Landes bewerben. Den Erfolg sollen zwei erfahrene Planungsbüros garantieren, die die Gemeinde Anfang des Jahres mit ins Boot holte.

Was ist bisher geschehen?

Die Gemeinde Alfter hatte Ende September 2019 ihr neues integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) „Ortskern Alfter“ bei der Bezirksregierung Köln eingereicht, um sich damit um Städtebauförderung des Landes NRW zu bewerben. Der Antrag war im November aber abgelehnt worden, weil die konkurrierenden Anträge weiter fortgeschritten waren. Damit war das ISEK nicht grundsätzlich abgelehnt – es war schlicht nicht ausgereift genug.

Das will die Gemeinde nun ändern. Das ISEK hat laut Beschlussunterlagen nach wie vor zum Ziel, den Ortskern zu beleben, ihn als Schul- und Einzelhandelsstandort zu sichern sowie die Verkehrsführung ÖPNV-freundlicher zu gestalten. Die wichtigsten Maßnahmen betreffen den Platz Herrenwingert. „Der Dorfplatz von Alfter soll so gestaltet werden, dass er auch in Zukunft der Dorfplatz von Alfter bleibt“, betonte Bürgermeister Rolf Schumacher in der Ratssitzung.

Wie viel Zeit bleibt bis zum Ende der Antragsfrist?

Frist für den Antrag bei der Bezirksregierung Köln ist jedes Jahr der 30. September. Zusätzlich zum Grundförderantrag muss die Gemeinde ein Projekt einreichen, das schon so ausgereift ist, dass es nach Bewilligung der Fördergelder umgehend umgesetzt werden kann. Die Gemeinde darf den Auftrag dazu aber noch nicht vergeben haben – dann wäre die Maßnahme nicht mehr förderfähig. Nach aktuellem Stand handelt es sich bei diesem ersten Projekt um die Mehrzweckhalle. Sie soll südwestlich an das Gelände der katholischen Grundschule angrenzen.

Wer unterstützt die Gemeinde?

Weil das ISEK komplex ist und eigenes Personal fehlt, hat die Verwaltung den Diplom-Ingenieur und Architekten Michael Boldt und dessen Firma MB Projektsteuerung beauftragt, sie bei der Koordination der Baumaßnahmen und bei der Planung der Mehrzweckhalle zu unterstützen. Boldt verfügt nach eigener Aussage über 30 Jahre Hochbauerfahrung aus mehreren eigenen Büros.

Zusätzlich hat die Verwaltung einen Prozesssteuerer engagiert, das Bonner Büro der DSK-BIG. Dieses soll die Verwaltung bei der Antragsstellung unterstützen. Das Unternehmen berät nach eigenen Angaben seit 70 Jahren bundesweit Kommunen. In der Ratssitzung zeigte sich Rainer Kalscheuer, der seit rund 25 Jahren bei der DSK arbeitet, vorsichtig optimistisch. Zwar sei der Zeitplan „sehr ambitioniert“, aber auch umsetzbar. Mit vergleichbaren Projekten in anderen Kommunen habe die DSK bei Förderanträgen Erfolg gehabt. „Wir sind in diesem Thema unterwegs“, versicherte er den Ratsmitgliedern.

Die DSK lege vor allem Wert auf die Umsetzbarkeit: Einzelne Projekte müssten so gestaltet werden, dass sie in den Förderjahren gleichmäßig umgesetzt werden können. In den kommenden Wochen gehe es zunächst um die Mehrzweckhalle: Wie kann sie sich rentieren? Wie sieht das Nutzungskonzept aus? – diese und andere Fragen müssen geklärt werden. Am Ende muss nach Vorgaben des Landes eine „Kosten- und Finanzierungsübersicht“ aller Maßnahmen über die nächsten Jahre stehen.

Was kostet das bisher?

Die Planung zu beauftragen, ohne Sicherheit auf Förderung zu haben, berge ein gewisses Risiko, sagte Bürgermeister Rolf Schumacher. Doch die größten Chancen auf Förderung haben die Projekte laut Kalscheuer, wenn sie bis kurz vor die Vergabe vorangetrieben sind. Diese Vorplanung verursache deswegen bereits jetzt Kosten, erklärte Bianca Lorenz, Fachgebietsleiterin Planung und Hochbau. Das mache Änderungen am Nachtragshaushalt nötig. Für die Mehrzweckhalle geht die Verwaltung von Baukosten in Höhe von knapp 3,8 Millionen Euro aus. Davon sollen 70 Prozent mit Fördergeld beglichen werden, 30 Prozent übernimmt die Gemeinde.

Beim zweiten Projekt „Vollsortimenter und Wohnen“ investiert die Gemeinde für die Vorplanung nach jetzigem Stand 10,5 Millionen Euro. Dieses Projekt des ISEK komme im Übrigen nicht für die Städtebauförderung des Landes infrage, weil es rentierlich sei, erklärte Schumacher. Das Geld wolle sich die Gemeinde vom Gewinner eines Investorenwettbewerbs erstatten lassen, der den zukünftigen Lebensmittelmarkt betreibt.

Was sagt der Gemeinderat?

„Wir wollen keine Zweifel aufkommen lassen, dass wir das Projekt wollen“, betonte Barthel Schölgens für die CDU-Fraktion. Die Freien Wähler hielten das Gesamtprojekt „stadtplanerisch und insgesamt für wertvoll“, sagte Sandra Semrau. „Wir stehen hinter dem Projekt“, betonte Wilhelm Windhuis (Grüne). „Wir müssen besser sein als die Mitbewerber“, sagte Thomas Klaus (SPD) zum zweiten Förderantrag.

Am Ende beschloss der Rat einstimmig, diesen erneut zu stellen, die Planungen dafür vorantreiben zu lassen sowie die bisherigen Kosten zu genehmigen.

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