Fotografien von Alfred Tritschler Warum im Schloss Alfter Kunstwerke lagerten

Alfter/Köln · Das Museum Schnütgen lagerte nach dem Zweiten Weltkrieg einen Großteil der Kunstwerke im Schloss Alfter. Alfred Tritschler fotografierte einen Großteil der Bestände, nun werden die Werke mit besonderen Perspektiven ausgestellt.

 Das Alfterer Schloss.

Das Alfterer Schloss.

Foto: Roland Kohls

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Kölner Schnütgen-Museum geräumt. Die Sammlungsbestände mittelalterlicher Kunst sowie christlicher Bildwerke nachmittelalterlicher Zeit sind dann nach und nach an verschiedene Orte in Süddeutschland in Sicherheit gebracht worden. Erst 1946 kamen die Objekte wieder in die Region zurück.

Viele Skulpturen des Museums landeten dann in den Kellerräumen von Schloss Alfter, wo sich auch der Museumsleiter Hermann Schnitzler mit seiner Familie in einem Schlosspavillon eingerichtet hatte. Aktuell ist noch bis Mitte Februar die Ausstellung „Skulptur im Blick der Kamera“ mit Fotografien von Alfred Tritschler im Museum zu sehen, die zu einem Teil im Alfterer Exil der Skulpturen entstanden sind. „Bisher ist ungeklärt, wie der Auftrag an Alfred Tritschler für diese Fotoaufnahmen zustande kam“, schreibt Iris Metje in ihrem zur Ausstellung erschienenen Katalog. Sie vermutet, dass Schnitzler dafür gesorgt hatte.

Die Umstände für einen solchen Fotoauftrag seien jedoch zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich gewesen. Zur Entstehung der Aufnahmen (1948) war das Museum jedoch noch weit davon entfernt, wieder als öffentlich zugänglicher Ort für die Betrachtung von Kunstwerken dienen zu können. Mit der Zerstörung des Museumsgebäudes, der ehemaligen Deutzer Abtei Sankt Heribert am rechten Rheinufer, fehlten nicht nur die Ausstellungssäle, auch ausreichende Depotflächen waren nicht mehr vorhanden. „Es erscheint mir auch naheliegend“, sagte Alfters Stadtarchivar Jens Löffler dazu, „dass es einen Zusammenhang zwischen dem Fotoauftrag und der Alfterer Donnerstag-Gesellschaft gegeben hat.“

Sakrale Objekte neu interpretieren

Anfang 1947 organisierten Künstler und Kunstinteressierte um die abstrakten Maler Hubert Berke, Joseph Fassbender und Hann Trier eine lose Gruppe, um auf gemeinsamen Treffen interessierten Bürgern eine Plattform zur Auseinandersetzung mit Kunst, Kultur, Politik und Gesellschaft zu bieten.

Im Sommer des letzten Jahres gründete sich im Schloss eine „Donnerstag-Gesellschaft 2.0“, die den Künstlertreff in Alfter wiederbeleben möchte (der GA berichtete). Der Anspruch des Fotografen Tritschler (1905–1970), mit seinen schwarz-weißen Leica-Aufnahmen die sakralen Objekte neu zu interpretieren, passt auch zu dem Künstlerkreis der Gesellschaft, der auch Schnitzler angehörte. Die Aufnahmen Tritschlers unterscheiden sich von den bis dahin üblichen Objektfotografien ganz offensichtlich.

Mit subjektivem Blick und ausgefeilten Lichtsituationen inszenierte der Fotograf einfühlsame Porträts der mittelalterlichen Skulpturen. Einen ersten Blick auf die Objekte konnte er dabei in den unterirdischen Räumen von Schloss Alfter werfen. So sind auch die dort entstandenen dokumentarischen Aufnahmen als Vorstudien zu betrachten. Seine späteren Aufnahmen laden dazu ein, die Kunstwerke neu zu entdecken. In der Sonderausstellungshalle des Schnütgen-Museums werden nun erstmals über 80 originale Abzüge zusammen mit einer Auswahl der fotografierten Kunstwerke gezeigt.

Die Ausstellung „Skulptur im Blick der Kamera – Alfred Tritschlers Fotografien der Sammlung Schnütgen“ ist noch bis zum 16. Februar zu sehen. Museum Schnütgen, Cäcilienstraße 29-33, 50667 Köln. Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Eintritt sechs Euro (ermäßigt drei Euro).

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