Mitschüler hielten Schlägerei auf Video fest 13-Jähriger bei Attacke in Duisdorf verletzt

Alfter/Duisdorf · Ein 13-Jähriger muss nach einer Attacke im Krankenhaus behandelt werden. Ein Video der Schlägerei kursiert im Netz. Der Vorfall sorgt gerade an der Freien Christlichen Gesamtschule Bonn/Rhein-Sieg in Alfter für Diskussionen.

 Unter Jugendlichen der Region kursiert ein Film der Attacke.

Unter Jugendlichen der Region kursiert ein Film der Attacke.

Foto: DPA

Es sind Szenen, die kein Elternteil sehen möchte. Das rund anderthalbminütige Video zeigt, wie sich der 13-jährige Andy T. (Name geändert) mit einem anderen Jungen an einer Bushaltestelle unweit des Duisdorfer Bahnhofs prügelt. Schnell gerät Andy T. ins Hintertreffen, er flüchtet in den Vorgarten eines Hauses ein paar Meter entfernt. Dort wird er erneut angegriffen, zunächst von dem ersten Jugendlichen, dann noch von einem zweiten. Am Schluss des Videos sieht man den 13-Jährigen am Boden liegen, die Hände schützend über dem Kopf, als einer der beiden Angreifer ihn noch einmal tritt.

Das Geschehene hat sich bereits vor einigen Wochen ereignet, für Christiane T. (Name geändert), Andys Mutter, ist es aber immer noch sehr präsent. Ihr Sohn habe mit seiner kleinen Schwester an der Haltestelle gestanden, als er aufgesucht worden sei, berichtet sie. „Im Endeffekt kam heraus, dass mindestens 15 Jungs von verschiedenen Schulen dabei waren. Wenn ich mich nur vorstelle, was er gefühlt hat, als er diese Gruppe auf sich zukommen sah, wird mit ganz übel“, fügt sie hinzu. Ihr Sohn musste nach der Attacke im Krankenhaus behandelt werden: Laut T. hatte er eine leichte Gehirnerschütterung, eine Platzwunde an der Lippe, eine Prellung am Hinterkopf und Kieferschmerzen.

Opfer erlitt eine leichte Gehirnerschütterung und eine Prellung am Hinterkopf

Das Video hat Christiane T. von einer Bekannten erhalten, deren Sohn eine andere Schule besucht, als die an der Schlägerei Beteiligten. Der Film macht unter Jugendlichen in der Region offenbar die Runde. Während die Angreifer Bonner Schulen besuchen, sind die beiden Jungs, die laut Christiane T. das Video aufgenommen haben, Schul- und Klassenstufenkameraden ihres Sohnes. Sie alle gehen auf die Freie Christliche Gesamtschule Bonn/Rhein-Sieg in Alfter.

Nach einem Gespräch mit der Schulleitung übt T. nun massiv Kritik an den Verantwortlichen der Schule. Sie findet, dass die Schule die Angelegenheit herunterspielen will und ihren Sohn als Opfer der Attacke bestraft wie die beiden Jungen, die das Ganze gefilmt haben. Tatsächlich haben alle drei von der Schulleitung einen Tadel erhalten.

Aber nicht nur das: Zudem sagt T., dass ihr Sohn nun unter besonderer Beobachtung durch die Lehrer stehe. Er sei ihres Wissens nach mehrfach aus dem Unterricht geholt worden, um befragt zu werden – von der Direktorin und vom sogenannten Schülercoach. Man wolle auch ihn für das Geschehene verantwortlich machen, meint T. Auch habe die Schule das Video vor ihr gesehen und sie nicht informiert, sagt sie weiter.

Sie habe zum einen alle Täter angezeigt und sich zum anderen auch Konsequenzen von der Schule erhofft: „Ein Tadel in der Schulakte ist absolut untertrieben, und die Jungs haben daraus nichts gelernt.“ Eine Zusammenarbeit mit der Schule ist aus ihrer Sicht daher nicht mehr möglich. Sie wolle daher ihren Sohn nun von der Schule nehmen.

Lutz Giltjes, stellvertretender Schulleiter der Freien Christlichen Gesamtschule, weist die Kritik auf Anfrage des General-Anzeigers vehement zurück. „Dass das Opfer unter besonderer Beobachtung stehe, weise ich auch nachdrücklich zurück“, teilt er mit. Vielmehr habe man alle Beteiligten im Blick. „Das ist unsere Aufgabe, der wir uns auch stellen, die wir auch annehmen“, so Giltjes. Und weiter: „So konnten wir über mehrere Gespräche hinweg in Erfahrung bringen, dass es zu der Gewaltaktion bereits eine längere Vorgeschichte mit wechselseitigen Beschimpfungen, Beleidigungen und sogar Aufforderungen zu gewaltsamen Aktionen gab.“

Alle Täter angezeigt

Christiane T. kann das bestätigten. Allerdings habe es sich dabei um einen sogenannten Rap-Battle gehandelt, also eine Form des Sprechgesangs, bei dem es um das möglichst kreative Diffamieren des Gegenübers und das Hervorheben der eigenen Person geht. Worte und Taten seien nun einmal ein Unterschied, so T. und kritisiert die Behandlung der Beteiligten.

Die Tadel seien, erklärt Giltjes, ausgesprochen worden mit dem „Hinweis auf weitergehende Ordnungsmaßnahmen im Falle einer Wiederholung oder eines ähnliches Vorgangs.“ Als Schule wolle man Prävention und Aufklärung leisten, so Giltjes.

Auch Christiane T. will in der Hinsicht etwas tun. Man müsse die Eltern aufklären, dass solche Videos kursieren und was auf öffentlichen Plattformen ablaufe. Ihr Sohn sei nach der Attacke weiterhin über ein soziales Netzwerk bedroht, ausgelacht und gemobbt worden: „Die Wunden sind verheilt, aber psychisch werden bestimmt Narben bleiben.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort