Welthospiztag in Bad Neuenahr Von einem Ort des Ankommens

BAD NEUENAHR · Zum Hospiztag sprechen Yasmin Brost und Anna Louen über das stationäre Hospiz im Ahrtal. Vor einem Jahr wurde die Einrichtung eröffnet.

 Pflegedienstleiterin Yasmin Brost (links) und Anna Louen vom Sozialdienst des Hospizes ziehen eine erste Bilanz.

Pflegedienstleiterin Yasmin Brost (links) und Anna Louen vom Sozialdienst des Hospizes ziehen eine erste Bilanz.

Foto: Hospiz-Verein

37 Kerzen haben bei der ersten Gedenkfeier im stationären Hospiz im Ahrtal gebrannt, und auf den 37 Steinen daneben standen jeweils ein Name und die Lebensdaten eines Menschen. Es waren die Namen derer, die seit der Eröffnung im Januar bis Juli dieses Jahres in der Einrichtung am Dorotheenweg oberhalb des Bad Neuenahrer Krankenhauses Maria-Hilf gestorben sind. Die beschrifteten Steine haben einen festen Platz im Garten des Hospizes gefunden: „Als Ausdruck dafür, dass etwas von ihnen hier bleibt“, sagen Pflegedienstleiterin Yasmin Brost und Anna Louen vom Sozialen Dienst des Hospizes. Eine weitere Gedenkfeier für die bis dahin im Hospiz Verstorbenen und für deren Angehörige ist für den Totensonntag geplant.

Die Gedenkfeiern gehören zu den leiseren Stunden im Hospiz, aber es werde auch mal laut, und es werde auch gelacht und Geburtstag gefeiert, sagen die Mitarbeiterinnen des Hospizes anlässlich des Welthospiztags, der alljährlich am zweiten Samstag im Oktober begangen wird: „Wir haben hier ganz viel Leben mit all seinen Facetten. Wir haben hier durchaus ruhige, aber auch ganz andere Momente, manches Leid und ganz viel tiefe Freude. Eigentlich ist es wie zu Hause.“ Ein Zuhause möchte das stationäre Hospiz für seine Gäste auch sein. Das letzte Zuhause für unheilbar kranke Menschen in den letzten Wochen und Monaten ihres Lebens, die dort versorgt und begleitet werden. Weil es dabei um Schmerzfreiheit, Lebensqualität und auch um die Selbstbestimmtheit der Betroffenen geht, sprechen die Hospiz-Mitarbeiterinnen von „Gästen“ des Hauses: „Der Gast entscheidet selber, was er möchte, was gemacht wird, und wir behandeln jemanden so wie einen Gast zu Hause, mit dem man eine schöne Zeit hat.“ Schließlich rühre das Wort „Hospiz“ von Gastfreundlichkeit.

Viele Gäste hätten eine wahre Krankenhausodyssee hinter sich und seien deshalb oft erst angestrengt, aber zunehmend froh, endlich einen Ort zu haben, an dem sie ankommen und Luft holen könnten. Das ist auch bei den Angehörigen zu bemerken, nachdem der Entschluss zugunsten des Hospizes gefallen sei. Angehörige könnten sich einbringen, auch Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen, trügen aber die Verantwortung nicht mehr alleine. Sie freuten sich, im Hospiz mit dem Gast soweit möglich die schönen Dinge zu genießen, weil dafür vorher oft kaum Kraft geblieben sei.

Manchmal entschieden sich schwerstkranke Menschen auch zur Entlastung ihrer Angehörigen, ins Hospiz zu ziehen. Mehr als die Hälfte der bisherigen Gäste zog aus dem Krankenhaus, insbesondere von den Palliativstationen, ins Hospiz, sagt Brost: „Die Palliativstation dient der Krisenintervention. Sie nimmt mit dem Ziel der Wiederentlassung auf. Das Hospiz bietet die Versorgung bis zum Lebensende.“ Um eine individuelle, bedarfsgerechte Pflege, die die aktuelle Tagesform und Wünsche des Gasts berücksichtigt, kümmern sich im Hospiz in der Kreisstadt 15 Pflegefachkräfte auf elf Vollzeitstellen, drei Hauswirtschaftskräfte und drei Kräfte in Sozialdienst und Verwaltung, ein FSJler und mehrere ehrenamtliche Hospizbeleiter des Hospiz-Vereins Rhein-Ahr. „Zur Verstärkung unseres Pflegeteams sind wir weiter auf der Suche nach qualifizierten Pflegefachkräften, gerne mit Palliative Care Weiterbildung“, sagt Yasmin Brost.

Was auch sie seit der Öffnung des Hospizes sehr bewegt hat, sind insbesondere Gäste, die sehr jung sind, einen langen Leidensweg hinter sich und noch kleine Kinder haben, „oder auch, wenn es Unstimmigkeiten in der Familie gibt, oder niemand da ist. Oder wenn jemand am Ende immer noch kämpft, keine Ruhe findet und nicht loslassen kann.“ Schöne Momente indes reichten von einem zufriedenen Lächeln bis zum ausdrücklichen Dank, „wie wohl sich Gäste und Angehörige bei uns fühlen oder gefühlt haben. Und auch wenn wir Angst oder Schmerz nehmen können oder hier vielleicht noch einmal ein klärendes Gespräch stattfinden konnte, das den Abschied einfacher gemacht hat.“

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