Viel Lob für Unkeler Willy-Brandt-Forum

Beim Tag der offenen Tür waren die Unkeler begeistert von der bewegenden Ausstellung, die seit März zu sehen ist und sich dem Leben und Wirken von Willy Brandt widmet. Der Bundeskanzler lebte 13 Jahre lang in dem romantischen Städtchen am Rhein.

Unkel. "Unkeler, wir schenken Euch das Willy-Brandt-Forum als Wiederbelebung der Altstadt, als Wirtschaftsförderungsinstrument für die Menschen der Region und als Besuchermagnet für die nördliche Eingangspforte von Rheinland-Pfalz", hatte Thomas Ottersbach, der Vorsitzende der Bürgerstiftung Unkel "Willy-Brandt-Forum", bei der Eröffnungsfeier Ende März gesagt. Jetzt konnten die Unkeler das Forum von 10 bis 17 Uhr kostenlos besuchen.

"Die Unkeler können nur für ihre neue Attraktion werben, wenn sie diese auch kennen", begründete Ottersbach das Angebot. Und viele machten davon Gebrauch, sich vor Ort einen Eindruck über die Qualität der Dauerausstellung rund um das private Arbeitszimmer des Friedensnobelpreisträgers zu verschaffen.

Infos Mehr Infos zu dem Museum gibt es im GA-Freizeit-Guide und unter www.willy-brandt-forum.com"Viele Unkeler wissen gar nicht, dass Willy Brandt hier in Unkel nicht nur seine "Erinnerungen" geschrieben, sondern als Präsident der Sozialistischen Ìnternationale und Vorsitzender der Nord-Süd-Kommission an der Verwirklichung seiner politischen Ideale gearbeitet hat", sagt Karin Hoffmann. Sie zählt zu den gut 20 Unkelern, die auf ehrenamtlicher Basis im Forum arbeiten, so dass die Stiftung zunächst ohne Personalkosten auskommt.

1979 war Willy Brandt nach Unkel gezogen und hatte in der kleinen Stadt nahe Bonn als "Bürger unter Bürgern" gelebt. 1983 hatte er im Sitzungssaal des alten Rathauses Brigitte Seebacher geheiratet, in seinem Haus am Rheinufer war er am 8. Oktober 1992 gestorben.

"Wir haben ihn und seine Frau oft im China-Restaurant oder sonntags ganz leger in Jeans beim Wandern oberhalb von Bruchhausen im Wald getroffen", sagte Udham Kumar nach dem Besuch der Ausstellung, von der er restlos begeistert ist.

Einen ersten "Kontakt" mit Willy Brandt hatte der Unkeler vor fast 40 Jahren durch seinen Sohn. "Der lebt zwar jetzt in Amerika, aber ich glaube mindestens einen Button 'Willy wählen', den er mit seinen Sibi-Mitschülern bei einer Wahlveranstaltung hier in Unkel 1972 massenweise gesammelt hatte, hat er immer noch", war sich Kumar sicher.

"Eine bewegende Ausstellung, dazu professionell gemacht. Ein Glücksfall für Unkel!" Mit diesem Kommentar hat sich das Unkeler Architekten-Ehepaar Silke und Peter Pesau im Gästebuch verewigt, in dem auch der 1 000. Besucher, der ehemalige Fahrer des SPD-Vorstands, Peter Lange, sogar mit Fotografie zu finden ist. Damit noch mehr ortsfremde Besucher die Schau finden, sollte der Begriff "Ausstellung" statt "Forum" verwendet werden, hatte das Ehepaar Pesau aber auch angeregt.

Und noch weitere Anregungen kamen aus den Reihen der Unkeler. "Die Ausstellung ist wirklich toll gemacht, die habe ich nicht zum letzten Mal besucht. Ich finde aber, man sollte auch die Unkeler namentlich erwähnen, die auf den vielen Fotografien zusammen mit ihrem berühmten Mitbürger zu sehen sind", schlug etwa Hans-Willi Euskirchen vor.

Und so zog der 2. Vorsitzende der Bürgerstiftung, Rudolf Barth, ein positives Resümee. "Weit über 100 Unkeler haben heute unser Angebot genutzt", freute er sich. Viele seien von der Ausstellung so begeistert gewesen, dass sie sich sogar demnächst zu einer Führung anmelden.

Bis Ende Oktober ist das Willy-Brandt-Forum am Willy-Brandt-Platz montags bis samstags von 10 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Von November bis Ende März verkürzt sich die Besuchszeit an den Wochenenden und Feiertagen auf 10 bis 17 Uhr, montags ist das Forum währen dieser fünf Monate geschlossen.

"Absoluter Glücksfall"Als alter Sozialdemokrat hatte Jakob Wierig engen Kontakt zu Willy Brandt. Seine Meinung über das Forum: "Von 2000 bis 2009 habe ich ja Besuchern sein Arbeitszimmer unter dem Dach unseres Rathauses gezeigt. Das war eine arg beengte Sache, so dass ich mir mit Rudolf Barth große Gruppen teilen musste. Oben gab es Willy Brandt, unten Unkeler Stadtgeschichte", sagt der Unkeler Ehrenbürger.

Das Forum, vom Museums-Profi Jürgen Reiche vom Haus der Geschichte in Bonn großartig gestaltet, sei ein absoluter Glücksfall für Unkel.

"Ich kann nicht verstehen, weshalb einige immer noch mosern und fragen, was Willy Brandt denn für unsere Stadt getan habe. Diese Leute sollten sich mal überlegen, was er für unser gesamtes Land getan hat", wettert Wierig, der vehement für eine überregionale Werbung für die Dauerausstellung eintritt.

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